„Emotional hat mich das Jahr bisher ein wenig fertig gemacht“ – Martin Schindler kämpft vor dem World Matchplay mit „Energielosigkeit“

Mit zwei Titeln und konstant starken Pro Tour-Auftritten hat Martin Schindler seinen Status als deutsche Nummer eins in der ersten Jahreshälfte untermauert. Im Vorfeld des World Matchplay sprach The Wall mit Dartn.de über seinen Saisonverlauf, mentale Herausforderungen – und seine Hoffnungen für Blackpool.

Im Rückblick auf das erste halbe Jahr der Saison 2025 zeigt sich Schindler durchaus zufrieden – trotz eigener Ansprüche an noch mehr Konstanz: „Ich glaube, insgesamt ist es – auch wenn ich nicht super hervorragend spiele – wieder ein sehr erfolgreiches Jahr. Dass ich allein in diesem Jahr schon wieder zwei Titel holen konnte, einer davon auf der European Tour, ist für mich echt super.“ Der Wunsch, am Board konstanter zu agieren, bleibt dennoch: „Spielerisch würde ich mir wünschen, dass es besser läuft und und möchte in diesem Jahr noch mehr erreichen.“

Nach Erfolgen wie dem European Tour-Titel im April sei die Leichtigkeit etwas verloren gegangen – körperlich wie mental. „Ich habe momentan eine gewisse Energielosigkeit, mir fehlt ein bisschen die Energie und auch der Spaß an den Reisen und Turnieren. Ich glaube, dass ich mich in diesem ersten halben Jahr schon sehr übernommen habe.“ Die hohe Turnierdichte zehre: „Wir haben schon neun European Tours und 22 Players Championships gespielt – also ungefähr 70 oder 75 Prozent der Tour. Das war einfach eine ganze Menge, und das ist echt energiezehrend.“

Die Lust am Dartspielen selbst habe er aber nicht verloren – nur das Drumherum schlaucht: „Das Spielen selber macht mir Spaß – ich glaube eher, dass es die äußeren Faktoren sind, die mich derzeit sehr mitnehmen.“

Beim World Cup of Darts sorgte Schindler mit Ricardo Pietreczko für Furore – unter anderem mit dem spektakulären Sieg gegen England. „Natürlich bleibt im Vordergrund, dass man gegen England gewonnen hat. Auch unsere Gruppenspiele und das Duell gegen Australien waren cool, das hat echt Spaß gemacht.“ Auch wenn der große Wurf gegen Nordirland im Halbfinale verpasst wurde, überwiegt bei Schindler das Positive: „Ricardo und ich sind sehr froh über das, was wir geschafft haben.“

In der Pro Tour Order of Merit grüßte Schindler zuletzt sogar von ganz oben – eine Auszeichnung, die er sehr wohl zu schätzen weiß: „Natürlich bedeutet mir das was. Von allen Spielern der beste zu sein, ist natürlich schon echt gut. Fairerweise muss man aber auch sagen: Mit zwei Euro Tour-Titeln und einem Players Championship-Titel wird's dann auch einfacher, da oben zu stehen.“

Am Sonntagabend trifft Martin Schindler zum Auftakt des World Matchplay 2025 auf Jonny Clayton – ein Duell, dem er mit Zuversicht entgegenblickt. „Ich glaube, keiner der Pro Tour-Qualifikanten wollte Humphries oder Littler haben – ich habe keinen von beiden, daher ist die Welt dahingehend schon mal in Ordnung. Klar, Clayton ist ein schwerer Gegner, aber ich denke doch, dass ich gute Chancen habe, ihn zu schlagen.“ Und warum sollte es dieses Jahr mit dem ersten Sieg beim Matchplay klappen? Schindler lächelt: „Irgendwann ist immer das erste Mal.“

Der mögliche Einzug in die Top 16 der Weltrangliste – für viele Spieler ein Meilenstein – spielt für Schindler aktuell nur eine untergeordnete Rolle: „Ich denke überhaupt nicht an die Weltrangliste. Die Top-16 ist im Endeffekt auch nur eine Zahl. Ich ziehe einfach durch, schaue, dass ich meine Spiele gewinne – und alles andere kommt von alleine.“