Nathan Aspinall hat die zweite Runde der European Darts Open 2025 mit einem 6-4-Sieg gegen Bradley Brooks erreicht – doch der Weg dorthin war alles andere als einfach. In einer Partie, die von drückender Hitze und vergebenen Matchdarts geprägt war, rettete sich der Engländer am Ende über die Ziellinie. Wenige Augenblicke nach dem Match sprach der Engländer im Exklusiv-Interview mit Dartsnews.de über die schwierigen Bedingungen in Leverkusen, erklärte seine kontroversen Äußerungen über PDC-Referee Franz Engerer und reflektierte über Verletzungsprobleme und Erkrankungen, die seine Karriere hätten beenden können.
„Sehr erleichtert“, sei er gewesen, als der Dart schließlich in der Doppel-5 landete. „Ich wollte einfach nur runter von der Bühne und unter eine kalte Dusche. Das sind ungelogen die heißesten Konditionen, in denen ich je gespielt habe – das war wirklich, wirklich heiß.“ Trotz der schwierigen Bedingungen lobte Aspinall die Atmosphäre: „Wieder ein toller Empfang hier in Deutschland – auch wenn sich das morgen wahrscheinlich ändern wird, weil ich gegen einen Deutschen (Ricardo Pietreczko, Anm. d. Red.) antreten werde.“
Aspinall, der sich über weite Strecken des Matches mit schweißnassen Händen abmühen musste, gab offen zu, dass ihn die Temperaturen beeinträchtigten: „Die Darts rutschen dir ziemlich oft aus den Händen. Aber das betrifft natürlich alle – die Hitze ist für jeden gleich.“ Er habe sich immerhin auf die Bedingungen vorbereitet: „Ich bin froh, zwei Shirts dabeizuhaben“, meinte er mit einem Grinsen.
Trifft im Achtelfinale auf Ricardo Pietreczko: "The Asp" Nathan Aspinall
Technik-Feinschliff: Neue Spitzen als Antwort auf alte Probleme
Der 32-Jährige hat in den vergangenen Wochen seine Darts modifiziert – genauer gesagt die Spitzen – und das aus einem ganz bestimmten Grund: „Jeder hat meine Kommentare darüber gelesen, dass ich denke, dass die Dartscheiben meiner Meinung nach nicht dem Standard entsprechen“, erklärte er. „Also musste ich mit Target daran arbeiten, eine Spitze zu finden, die meine Darts so im Board stecken lässt, wie ich sie brauche – weil an den Boards wurde nichts verändert. Das Problem wurde bislang nicht angegangen, also musste ich es selbst lösen.“
Thema Engerer: „Er brüllt mir morgen ins Ohr? Fair play!“
Für Diskussionen sorgte zuletzt Aspinalls Kritik am deutschen Caller Franz Engerer. Vor dem potenziellen ersten gemeinsamen Bühnenauftritt in Leverkusen äußerte sich der Premier-League-Halbfinalist differenzierter: „Ich habe einfach nur gesagt, dass ich seine Stimme nicht mag – das ist einfach meine Meinung. Ich mag Russ Brays Stimme zum Beispiel auch nicht besonders. Das ist nichts Persönliches.“ Er schmunzelte: „Bedeutet das jetzt, dass er mir morgen in mein Ohr brüllt? Im Idealfall habe ich gerne die Referees auf der Bühne, die ich kenne und denen ich vertraue. Aber das ist nichts gegen ihn – jeder spricht in den höchsten Tönen von ihm. Wenn er morgen singt, fair play, wir werden es ausprobieren.“
Erst zwei Tage zuvor war Aspinall in einem packenden Premier-League-Play-off-Halbfinale an Luke Humphries gescheitert. Doch von Enttäuschung keine Spur: „Ich habe das schon aus dem Kopf bekommen, weil ich wirklich gut gespielt habe. Wenn ich schlecht gespielt hätte, wäre ich dieses Wochenende nicht hier. Es war wahrscheinlich das Spiel des Abends – ich habe gegen den späteren Gewinner verloren.“ Zwei verpasste Darts auf Tops seien ihm im Nachhinein besonders im Kopf geblieben: „Wenn die reingehen, hätte es eine andere Geschichte werden können.“
Kampf gegen Dartitis und Verletzungen: „Ich bin mental sehr, sehr stark“
Dass Aspinall trotz zahlreicher Rückschläge – von Verletzungen über Dartitis bis hin zur öffentlichen Kritik – weiter auf Topniveau spielt, führt er auf seine mentale Stärke und sein Umfeld zurück: „Ich bin mental sehr, sehr stark. Ich habe ein fantastisches Team um mich: Sportpsychologen, Hypnotherapeuten. Eine fantastische Freundin, fantastische Kinder, eine fantastische Familie. Ich habe ein fantastisches Leben.“ Das alles helfe ihm, auch durch schwierige Phasen zu kommen: „Ehrlich gesagt würde das, was ich durchmachen musste, die meisten Leute beenden. Und ich musste es vier oder fünf Mal durchmachen.“
Aspinall erinnert sich an prominente Karrieren, die an denselben Problemen zerbrachen – und ist dankbar, noch immer oben mitspielen zu können: „Dartitis hat Mark Webster – einen guten Freund von mir – beendet. Verletzungen haben schon Karrieren zerstört. Ich kämpfe weiter. Ich liebe Darts, ich liebe das Reisen, ich liebe es, vor solch einem Publikum zu spielen. Ich mache mich nicht allzu schlecht – für einen verletzten Spieler, der Dartitis hat.“