Niko Springer hat bei den European Darts Open 2025 in Leverkusen für ein Ausrufezeichen gesorgt. In der ersten Runde des achten European-Tour-Turniers der Saison fegte der Deutsche Publikumsliebling den Niederländer Dirk van Duijvenbode mit 6-1 vom Board – und feierte dabei nicht nur einen sportlichen Erfolg, sondern auch einen ganz besonderen Moment vor heimischem Publikum.
Im Exklusiv-Interview mit Dartsnews.de sagte Springer wenige Augenblicke nach der Partie: „Es war ein schleppendes Spiel, letztendlich sieht es eindeutiger aus, als es war“, ordnete Springer seinen Auftritt ein. „Dirk hat viele Darts auf Doppel verpasst. Ich war in den entscheidenden Momenten da – aber wir wissen alle, dass er deutlich besser spielen kann. Für mich war das heute eine besondere Situation, gerade nach der letzten Woche. Hier in Deutschland ist die Stimmung einfach herausragend, ich habe viele Freunde und Familie dabei, das ist für mich auch nochmal speziell. Ich habe verdient gewonnen, aber da ist noch mehr drin.“
Mainz 05-Gesänge und Gänsehaut-Momente
Für einen der emotionalsten Höhepunkte des Abends sorgte das Publikum in Leverkusen: Die Fans stimmten „Mainzaa“-Gesänge an – eine Hommage an Springers Herzensverein, den 1. FSV Mainz 05. „Absolutes Highlight – das ist für mich etwas ganz Neues, das kannte ich vorher bei der PDC noch nicht“, zeigte sich Springer sichtlich bewegt. „Das war für mich etwas ganz Besonderes. Ich habe jede Sekunde davon genossen, jeder Mainzer-Ruf war für mich ganz besonders. Ich hoffe, dass ich den Leuten etwas zurückgeben konnte. Ich bin sehr, sehr dankbar, glücklich und froh, dass es am Ende geklappt hat.“
Gehört schon jetzt zu den spannendsten Talenten der Darts-Welt: Niko Springer
Angeschlagen zum Erfolg: Erkältung und Heuschnupfen
Dabei war sein Auftritt alles andere als selbstverständlich: Nach einem kräftezehrenden Finaleinzug in Rosmalen am vergangenen Wochenende kämpfte Springer mit gesundheitlichen Problemen. „Das hat mich definitiv eingeschränkt, heute Morgen hätte ich ohne Schmerztablette keine Chance gehabt“, erklärte der 24-Jährige. „Dann habe ich noch eine Allergietablette hinterhergeworfen, weil der Heuschnupfen aktuell auch ein schwieriges Thema ist – den habe ich leider von meiner Mutter geerbt. Es war für mich nicht leicht, aber ich habe schon häufiger von Freunden gehört, dass es mich vielleicht sogar eher befreit, wenn ich angeschlagen bin. Deswegen interessiert es mich generell eigentlich nicht – ich gehe an das Board, will gewinnen und versuche, das Beste rauszuholen. Entweder es klappt oder es klappt nicht.“
Zusätzliche Motivation bekam Springer durch zahlreiche Unterstützer im Publikum – darunter auch seine Eltern, seine Schwester sowie die deutschen Dartprofis Lukas Wenig und Maximilian Czerwinski. „Das ist riesengroß“, sagte Springer. „Dass meine Eltern, meine Schwester, Freunde von mir alle mitkommen und mich unterstützen, das Ganze versuchen aufzugreifen … das bedeutet mir die Welt und macht mich ein Stück weit stolz. Gerade wenn es so gut läuft wie heute und ich durchkomme – das ist ein Riesenmoment. Wir werden heute noch ein bisschen feiern.“
In der zweiten Runde wartet nun mit Chris Dobey ein hochkarätiger Gegner. Doch Springer geht die Aufgabe mit gesundem Selbstvertrauen an: „Man kennt sich von der Pro Tour, es ist kein unbekanntes Gesicht für mich – ich habe ihn einmal spielen dürfen und habe gewonnen. Deswegen gehe ich mit einem guten Gefühl in das Spiel, und mit der Unterstützung kann ich eigentlich nur gewinnen. Ich hoffe, dass es deutlich besser wird als das Spiel heute.“
Rückblick auf Rosmalen: Bestätigung statt Überraschung
Der Finaleinzug in Rosmalen am vergangenen Wochenende war für viele Beobachter eine Überraschung – für Springer selbst jedoch nicht. „Schwer zu sagen, weil ich letztendlich einfach das gezeigt habe, was ich auch im Training spiele“, so der Mainzer. „Das hört sich vielleicht ein bisschen blöd an, aber für mich war das jetzt nicht überraschend. Natürlich ist es immer besonders, auf so einem Turnier vor so vielen Leuten das Finale zu erreichen – gerade im Ausland. Aber für mich war das einfach nur die Bestätigung, dass ich auf dem richtigen Weg bin – was ich auch von vielen anderen Spielern, großen Spielern wie Raymond van Barneveld höre. Das macht mich natürlich stolz, und das will ich auch zeigen. Da konnte ich es zum ersten Mal so wirklich unter Beweis stellen.“
Trotz des Erfolgs betonte Springer, wie wichtig ihm Ruhephasen und Regeneration sind – insbesondere nach den körperlichen Belastungen der letzten Tage. „Die letzten Tage war ich eher im Bett, habe mich ausgeruht und keine Pfeile geworfen“, erzählte er. „Jetzt werde ich auch nicht mehr lange machen – habe zwar grad gesagt, dass noch ein bisschen gefeiert wird, aber da schließe ich mich dann schon wieder aus und will lieber ins Bett und für morgen fit sein.“
Auf die Frage, ob er sich seine ersten Monate als Profi besser hätte erträumen können, antwortete Springer gewohnt reflektiert: „Ich bin immer sehr selbstkritisch. Ich traue mir schon noch deutlich mehr zu. Aber ich denke, dass es in vielen Punkten gar nicht so schlecht ist, einfach ein bisschen langsamer zu machen und das mitzunehmen, was kommt. Ich kann mich absolut nicht beschweren – für die ersten paar Monate war das schon absolut ordentlich, echt gut. Ich habe zwar den Anspruch an mich selber, noch mehr zu leisten, aber manchmal ist es am besten, ein wenig langsamer zu machen, das Ganze mitzunehmen und daraus zu lernen. Dafür bin ich da – und ich freue mich auf alles Weitere, was kommt.“