Die dritte Runde der
Darts WM steht traditionell für Spektakel und hochklassiges Niveau im Turnierverlauf. Nach der Weihnachtspause trennt sich im Alexandra Palace endgültig die Spreu vom Weizen, die Titelanwärter müssen jetzt liefern – Ausreden gibt es keine mehr.
Erstmals sind in diesem Jahr 128 Spieler ins Rennen gegangen, nach zwei Runden sind noch 32 übrig – darunter gleich vier Deutsche –
Martin Schindler, Ricardo Pietreczko,
Gabriel Clemens sowie WM-Debütant Arno Merk, die dem Feld ihren Stempel aufdrücken wollen.
Aus einem prall gefüllten Spielplan stechen mehrere Duelle heraus, die Tempo, Emotionen und hohe Qualität versprechen.
Gary Anderson – Jermaine Wattimena
Gary Anderson ist zweifacher Weltmeister und bleibt auch mit 55 Jahren einer der besten Scorer im Circuit. Sein flüssiger Wurf, die hohe Grundscoring-Power und seine enorme WM-Erfahrung machen den Schotten im Ally Pally Jahr für Jahr zu einem gefährlichen Gegner, selbst wenn die großen Titel zuletzt ausblieben.
Anderson arbeitete sich mit einem knappen 3:2 zum Auftakt gegen Adam Hunt in das Turnier, ehe er mit einem Average jenseits der 105 Punkte und einem 3:1 über Connor Scutt deutlich anzog und Erinnerungen an alte Glanzzeiten weckte.
Der "Flying Scotsman" spielte bei seinem 3:1 Sieg über Connor Scutt seinen höchsten WM-Average seit 2017.
In Runde drei wartet mit Jermaine "The Machine Gun“ Wattimena ein Duell mit schnellem Rhythmus. Der Niederländer hat ein starkes Jahr mit zwei Titeln auf der Players Championship Tour gespielt, tat sich bei dieser WM aber mit zwei 3:2-Siegen schwerer als erwartet und musste mehrfach enge Situationen überstehen.
Wenn beide ihr Maximum abrufen, ist ein temporeiches Scoring-Spektakel vorprogrammiert. Anderson geht mit seiner WM-Historie als leichter Favorit ans Oche, doch Wattimena bringt genug Qualität mit, um den Schotten in echte Bedrängnis zu bringen.
Josh Rock – Callan Rydz
Josh Rock gilt längst als eines der größten Talente seiner Generation. Der 24-jährige Nordire hat sich mit konstanten TV-Auftritten und dem Triumph beim World Cup of Darts an der Seite von Daryl Gurney im Kreis der Topspieler festgebissen, wartet aber weiter auf den ersten Einzel-Major-Titel.
„Rocky“ startete mit einer eher zähen Vorstellung gegen Gemma Hayter in das Turnier, antwortete dann aber mit einem 3:0 und einem Average über 100 gegen Joe Comito.
Callan Rydz hat seinerseits bewiesen, dass er auf der WM-Bühne große Läufe hinlegen kann, das Viertelfinale aus vergangenem Jahr ist noch präsent. Die Saison verlief wechselhaft, doch im Ally Pally wirkt der Engländer wieder deutlich fokussierter und knüpfte mit einem starken Auftritt an seine gewohnte WM-Form an.
Emotional wird es auch abseits des Spielverlaufs, denn Rydz spielt die WM spürbar im Zeichen seines verstorbenen Großvaters und holte sich mit einem nervenstarken 3:2 gegen Daryl Gurney bereits einen echten Charakter-Sieg. Für Rock ist dieses Duell die erste echte Standortbestimmung im Titelrennen – und ein möglicher Vorgeschmack auf spätere Major-Duelle der beiden.
Josh Rock trifft in der dritten Runde der Darts WM 2026 auf Callan Rydz.
Gabriel Clemens – Luke Humphries
Für Gabriel Clemens wartet in der dritten Runde einer der wohl dicksten Brocken des gesamten Turniers:
Luke Humphries. Der Engländer, Weltmeister von 2024, spielte sich in dieser WM erneut souverän durchs Feld und hat in der zweiten Runde mit einem klaren Erfolg gegen Paul Lim früh ein Ausrufezeichen gesetzt.
Seine Ambition ist klar: Er will den Titel zurück und die Position als dominierenden Mann der Tour erobern.
Clemens kam über Alex Spellman stark ins Turnier, ließ nur wenig anbrennen und zeigte, warum er in den vergangenen Jahren regelmäßig tiefe WM-Läufe hingelegt hat. Der „German Giant“ vertraut auf seine ruhige Präsenz auf der Bühne und sein starkes Timing, das ihm bereits 2023 den historischen Halbfinal-Einzug beschert hatte.
Gegen Humphries braucht Clemens nun eine nahezu perfekte Performance: früh Chancen erspielen sowie konsequente Doppel-Ausbeute. Gelingt ihm der ganz große Coup, öffnet sich das Tableau für den Saarländer so weit wie selten zuvor.
Der WM-Halbfinalist aus 2023 wird gegen den Weltranglistenzweiten sein bestes Spiel zeigen müssen, um erneut in die vierte Runde der Weltmeisterschaft einzuziehen.
Ricky Evans – Charlie Manby
Wenn es einen Spieler gibt, der für Spektakel steht, dann ist es "Rapid" Ricky Evans. Der Engländer, der zu dieser WM im Weihnachtsanzug aufläuft, sorgte in der vorherigen Runde für einen echten Nervenkrimi, in dem er James Wade – in diesem Jahr immerhin in zwei Major-Finals – nach Hause schickte.
Evans hatte durch den Tod seiner Schwester einen schwierigen Jahresbeginn, doch beflügelt vom Publikum im Alexandra Palace und einer neuen Liebe in seinem Leben glänzt der 35-jährige Engländer wie nie zuvor.
In der dritten Runde trifft Evans auf den überraschenden Debütanten Charlie Manby. Der 20-jährige Engländer sorgte in der Auftaktrunde für eine Überraschung, als er den an 26 gesetzten
Cameron Menzies mit 3:2 bezwang. In der zweiten Runde musste auch der US-Amerikaner Adam Sevada dran glauben.
Manby gilt als Top-Talent, dennoch geben wir Evans in diesem Duell einen leichten Vorteil, vor allem aufgrund seiner Erfahrung auf der großen Bühne.
Nathan Aspinall – Kevin Doets
Nathan Aspinall mag auf Platz fünfzehn der Weltrangliste abgerutscht sein, bleibt aber dennoch ein Titelkandidat. In der Vergangenheit gewann er bereits zwei Majors, Angst vor der großen Bühne kennt er also nicht.
„The Asp“ hatte in den ersten beiden Runden relativ wenig Mühe mit Lourence Ilagan beziehungsweise Leonard Gates. Seine erste echte Prüfung bekommt er in Runde drei mit einem Duell gegen Kevin Doets.
Doets ist einer der niederländischen Spieler, die zuletzt klar einen Schritt nach vorn gemacht haben. Mit seinem geschmeidigen Wurf und ruhigen Auftreten zeigt er, dass er vor großen Namen keinen Respekt verliert. Für Doets ist diese dritte Runde eine ideale Chance, sich endgültig in Szene zu setzen. Auch für den Niederländer ist dies übrigens die erste echte Prüfung bei dieser WM, nach klaren Siegen in den Auftaktrunden gegen Matthew Dennant und David Munyua.
Im vergangenen Jahr erreichte Doets – auch dank eines Coup-Siegs gegen Michael Smith – die letzten 16 im Alexandra Palace. Will er dieses Kunststück wiederholen, muss er an Aspinall vorbei.
Kevin Doets erreichte im vergangenen Jahr die letzten 16 bei der Darts WM.
Jonny Clayton – Niels Zonneveld
Jonny Clayton ging als Nummer fünf der Setzliste in diese WM und reist nach einem starken Jahr mit breiter Brust nach London. Der Waliser hat im Ally Pally zwar noch nie das Halbfinale erreicht, bringt aber inzwischen eine Major-Bilanz mit, die ihn in jedem Titelrennen automatisch relevant macht.
Besonders ungewöhnlich: Clayton stand vor seinem zweiten Auftritt bereits in Runde drei, weil sein eigentlich angesetzter Gegner Dom Taylor nach einem positiven Dopingtest disqualifiziert wurde.
In der dritten Runde trifft Clayton auf Niels Zonneveld, der sich gerade erst mit einem Paukenschlag ins Rampenlicht geworfen hat. Der 27-jährige Niederländer schaltete Ex-Weltmeister Michael Smith mit 3:1 aus, unterstrich seine Konstanz über das gesamte Jahr und feierte seinen bislang größten WM-Erfolg.
Niels Zonneveld steht erstmals in seiner Karriere in der dritten Runde der Darts WM.
Martin Schindler – Ryan Searle
Martin Schindler hat seine Rolle als deutsche Nummer eins bei dieser WM eindrucksvoll untermauert. In der zweiten Runde ließ der Weltranglisten-13. dem Iren Keane Barry beim 3:0 nicht den Hauch einer Chance, gewann jeden Satz mit 3:2 Legs und zog mit einem eiskalten, kontrollierten Auftritt in die dritte Runde ein.
Schindler agierte über weite Strecken mit starkem Scoring, behielt in den engen Legs die Nerven doch betonte im anschließenden Interview, dass er immer noch Luft nach oben sieht.
Jetzt wartet mit Ryan Searle ein Gegner, der seinerseits souverän unterwegs ist. Der Engländer räumte Brendan Dolan in Runde zwei mit 3:0 aus dem Weg und bestätigte, warum ihn viele im Vorfeld als gefährliches Dark Horse in seinem Viertel auf dem Zettel hatten.
Schindler steht zum dritten Mal in seiner Karriere in der dritten Runde des Ally Pally, weiter ging es für ihn bislang noch nie – entsprechend groß ist die Chance, eine persönliche Schallmauer zu durchbrechen.