„Dass sie vor der Haustür stehen, während man die Kinder von der Schule abholt, geht natürlich ziemlich weit“ – Van Gerwen über Gossip-Medien und öffentlichen Druck

PDC
durch Nic Gayer
Donnerstag, 18 Dezember 2025 um 17:00
Michael van Gerwen (2)
Für Michael van Gerwen war 2025 eines der schwierigsten Jahre seiner Laufbahn. Innerhalb weniger Monate geriet das Leben des dreifachen Darts-Weltmeisters aus den Fugen. Nach siebzehn Jahren Ehe trennten sich van Gerwen und seine inzwischen Ex-Frau Daphne, die Mutter seiner Kinder Zoë (8) und Mike (5). Parallel dazu verschlechterte sich der Gesundheitszustand seines schwer kranken Vaters dramatisch. „Das läuft noch nicht gut“, sagte van Gerwen im Gespräch mit dem AD.
„Vor anderthalb Jahren wurde ihm die Nase amputiert, weil sie voller Krebs war. Von seinem einen Ohr bis zum anderen wurden nun alle Lymphknoten entfernt. Es sollte besser werden, aber die Lebensqualität ist nicht gut. Das finde ich traurig mit anzusehen.“

Ein Jahr, das alles veränderte

Diese Rückschläge trafen van Gerwen ausgerechnet nach einer Phase, in der er auf Besserung gehofft hatte. Ende 2024 hatte er noch gesagt, dass 2025 deutlich rosiger aussehen müsse. Das Vorjahr war für den Niederländer bereits geprägt von mehreren Kieferoperationen und gesundheitlichen Problemen. Rückblickend relativiert er das sogar. „Wenn ich jetzt auf dieses Jahr zurückblicke, waren diese Operationen noch nicht einmal das Schlimmste“, sagt van Gerwen. „Dieses Jahr fühlte es sich an, als würde mir der Kiefer gebrochen.“
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Als er gemeinsam mit dem Interviewer das Hotel verlässt, wird van Gerwen sofort erkannt. „Das ist der Darter! Michael van Gerwen!“, ruft jemand. „Das passiert oft“, grinst er. „Wo ich auch laufe. In England, in den Niederlanden. Es ist mir auch nicht wirklich wichtig. Man muss akzeptieren, dass man bekannt ist. Ich laufe nicht mit Kappe und Sonnenbrille herum.“
So angenehm diese Popularität sein kann, sie bringt auch Schattenseiten mit sich. In den letzten Monaten tauchten Bilder eines Handgemenges auf, in das van Gerwen in einem Dönerladen verwickelt war. „Ich habe nur gefragt, ob sie die Tomate von meinem Brötchen nehmen könnten“, sagt er lachend. „Er hat mich bloßgestellt. Aber der gute Mann hat mich angegriffen, nicht umgekehrt. Schlau ist anders, aber so etwas passiert in den Niederlanden an einem Wochenende hundertmal.“

Van Gerwen über Gossip-Kanäle: „Froh, dass sie noch über mich reden“

Dass sein Privatleben nach der Trennung verstärkt in den Fokus rückt, überrascht an Gerwen nicht. Auch wenn ihn das nicht besonders belastet, erschwert es den Weg zurück in ein normales Leben. „Gossip-Kanäle sind damit ordentlich beschäftigt“, murmelt er, seit er neben dem Darts auch für Boulevardmedien interessant geworden ist. „Ach, ich bin froh, dass sie noch über mich reden.“
In den vergangenen Monaten erhielt er Einladungen zu Formaten wie Jinek, RTL Boulevard stand vor seiner Tür in Vlijmen, und regelmäßig meldet sich Shownieuws. „Dass sie vor deiner Tür stehen, während du die Kinder von der Schule abholst, geht natürlich zu weit“, stellt van Gerwen klar. „Aber ansonsten: Wenn Leute eine Frage haben, antworte ich einfach. Und wenn sie etwas veröffentlichen, das stimmt, finde ich das auch nicht so schlimm.“ Kritisch sieht er jedoch den Umgang mit Gerüchten. „Oft veröffentlichen sie erst etwas und fragen danach: Stimmt das? Das finde ich traurig. Man sollte schon das Richtige erzählen.“
Bei Jinek hätte er grundsätzlich zugesagt. „Aber sie mussten noch schauen, ob nichts Aktuelles dazwischenkommt. Da habe ich abgesagt. Wenn ich sage, dass ich komme, dann komme ich, und ihr dürft mich alles fragen. Aber ich bin kein drittes Rad am Wagen.“ Sein Bedürfnis, seine private Geschichte öffentlich auszubreiten, ist ohnehin begrenzt. „Ich werfe auch überhaupt nicht mit Schlamm. Natürlich sind Dinge nicht sauber gelaufen, aber Daphne ist die Mutter meiner Kinder, und gerade für die Kinder willst du Ruhe. Wir haben auch einfach guten Kontakt.“
Genau das steht für van Gerwen im Mittelpunkt: für Zoë und Mike da zu sein und ein guter Vater zu bleiben. „Normalerweise hatte ich Daphne und konnte einfach trainieren, wann ich wollte. Wenn ich jetzt nach Hause komme, ist es mit den Kids eben ein bisschen puzzeln. Brote schmieren, Wäsche waschen, kochen. Es ist ein anderer Rhythmus, und damit muss man umgehen lernen.“
Seine Kinder setzt er immer an erste Stelle. Dennoch fragt er sich manchmal, ob auch er selbst das Leben genießen darf. Im vergangenen Sommer wurde er auf Tomorrowland und auf Ibiza gesehen – und dafür kritisiert. „Die Leute machen sich mehr Sorgen um mich als ich selbst. Das ermüdet mich manchmal“, sagt van Gerwen. „Wenn du eine Familie hast, machst du mit deiner Familie schöne Dinge. Was soll ich jetzt tun? Allein auf dem Sofa sitzen?“
„Wenn ich etwas falsch mache oder zu sehr vom Weg abkomme, lass mich machen“, ergänzt er. „Ich komme schon wieder zurück. Ich brauche auch niemanden, der mir sagt, dass es nicht klug ist, in einem Kebab-Laden zu streiten. Glaubt mir: Das verstehe ich selbst sehr wohl.“

Großes Interesse am Liebesleben

Besonders viele Fragen bekommt van Gerwen zu seinem Datingleben. „Hast du schon eine andere? Datest du schon? Oder Leute, die sagen: Warum bist du auf einer Dating-App?“ Er reagiert gelassen. „Ich date niemanden, aber was ist denn bitte falsch an einer Dating-App? Millionen Menschen sind auf Dating-Apps.“
Dieses Interesse wird so schnell nicht nachlassen, glaubt er. Als er kürzlich ein Foto mit einer guten Freundin auf Instagram postete, explodierte sein Handy. „Ich lerne jeden Tag neue Dinge. Du kommst in ein Single-Leben, bei dem du denkst: Wie funktioniert das eigentlich?“ Van Gerwen bleibt ehrlich. „Ich bin nicht dafür gemacht, mein ganzes Leben allein zu bleiben, und die Leute gönnen mir dieses Glück auch. Aber es kommt, wie es kommt. Dafür muss man sich einfach Zeit nehmen.“
Neben all den Belastungen gibt es auch positive Entwicklungen. Körperlich fühlt sich van Gerwen deutlich besser. „Körperlich fühle ich mich gut. Ich versuche zweimal pro Woche Padel zu spielen und bin 20 Kilo leichter.“ Sein Rezept ist simpel. „Weniger essen, haha. Ich war immer der Typ für zweimal Nachschlag, aber einmal ist auch genug.“ Er kocht für seine Kinder, und wenn er allein ist, geht er zwar öfter essen, achtet aber bewusst auf seine Auswahl.
Mit neuem Mut kehrt van Gerwen nun in den Alexandra Palace zurück – zu seiner 19. Teilnahme an der Darts-Weltmeisterschaft. Und ein baldiges Ende ist nicht in Sicht. „Vorerst mache ich das weiter, denn es macht mir immer noch richtig Spaß“, sagt er. „Ich habe noch einen Vertrag bis 2035. Danach schaue ich weiter. Ich bin zu nichts verpflichtet. Wenn ich früher aufhören will, mache ich das. Ich bestimme selbst, was ich tue – aber solange es mir Spaß macht, mache ich weiter.“
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