Die Darts Weltmeisterschaft ist in vollem Gange und die Fans warten auf den Moment, in dem kein Geringerer als Raymond van Barneveld im Alexandra Palace auftreten wird. Der 57-jährige aus Hagenaas wird immer noch als Außenseiter gehandelt, obwohl "Barney" merkt, dass die Aufmerksamkeit in diesen Tagen meist auf andere gerichtet ist.
"Die meisten Leute erkennen mich gar nicht mehr", begann der fünffache Weltmeister lachend im Gespräch mit De Telegraaf. "Wirklich, ich mache das ernsthaft durch. Dann erkennen sie etwas und fragen: Sind Sie zufällig ein Kollege? Dann frage ich, ob sie zufällig auch ein professioneller Dartspieler sind. Außerdem muss ich auch ziemlich vielen Leuten erklären, ob ich noch Dart spiele, ja oder nein. Seitdem es nicht mehr im öffentlichen Fernsehen übertragen wird, sehen einen viele Leute nicht mehr."
Van Barneveld war früher dafür bekannt, dass er nach einer Niederlage sehr emotional reagierte. Doch in den letzten Jahren konnte 'Barney' dies etwas besser ausblenden und genießt es mehr. "Aber ich habe damals ein paar dumme Sachen gesagt, als junger Mann. Da liegen Leute herum, die um ihr Leben kämpfen, und ich habe ein Dartspiel verloren", bezieht er sich auf ein Interview aus dem Jahr 2019, in dem er sagte, dass "das ganze Leben keinen Sinn mehr hat".
"Und ich gebe mir immer noch die Schuld an allem, weißt du. Das ändert sich nie in meinem Kopf. Was sich ändert, ist, dass es natürlich schon lange nicht mehr um mich geht. Früher ging es um Phil (Taylor, Anm. d. Red.), Gary (Anderson, Anm. d. Red.), Michael (van Gerwen, Anm. d. Red.) und mich, aber ich bin nicht mehr auf den Plakaten der PDC zu sehen. Es gibt niemanden, der in Betracht zieht, dass Raymond van Barneveld den Weltmeistertitel holen wird."
Aber auch wenn der Niederländer nicht mehr zu den absolut Besten im Dartsport gehört, passiert immer noch etwas, wenn van Barneveld spielen muss und Survivors "Eye of the Tiger" durch den Alexandra Palace hallt. Das war der Fall gegen Luke Littler beim letztjährigen World Cup. "Das Match stand an und jeder gab mir eine Chance, weil ich gut spielte. Niemand wusste, wie es ausgehen würde, aber dann kam der Mann mit einem Hammer Spiel und es wurde ein 4:1."
Ob van Barneveld tatsächlich einen tiefen Run hinlegen kann, bleibt abzuwarten. An Selbstvertrauen mangelt es ihm aber sicher nicht: "Letzte Woche habe ich viermal hintereinander eine 180 geworfen. Das habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht gemacht. Dann denke ich: Verdammt noch mal, Ray, mit deinen 57 Jahren ist es immer noch da."