In dieser Rubrik gehen wir regelmäßig mit einem besonderen Darter
zurück in die Vergangenheit. Heute tun wir dies mit dem Engländer
John Walton.
John Walton wurde am 10. November 1961 in Bradford geboren. In seinen ersten Jahren als Dartspieler war er hauptsächlich auf lokaler Ebene aktiv und konnte dort einige kleine Turniere gewinnen. Es dauerte jedoch bis zum Alter von fast 40 Jahren, bis er sich auch international beweisen konnte. Im Jahr 1999 konnte er sich zum ersten Mal für die BDO-Weltmeisterschaft qualifizieren. Im Lakeside Country Club schied er jedoch gleich in der ersten Runde mit 0:3 gegen Roland Scholten aus.
Erster großer Titel
Ein Jahr später war er bei der Weltmeisterschaft nicht dabei, doch in diesem Jahr gelang ihm der endgültige Durchbruch an der Spitze. Bei den Welsh Open gewann er seinen ersten großen internationalen Titel, doch vor allem sein Finalsieg bei den Winmau World Masters stach hervor. Im Finale war er mit 3-2 zu stark für Mervyn King und sicherte sich damit seinen ersten großen Titel in seiner Geschichte.
Walton ging also mit besonderer Zuversicht in die BDO-Weltmeisterschaft 2001. Diese Zuversicht wurde jedoch von den Buchmachern nicht bestätigt, die ihn mit 50:1 auf den Gewinn des Weltmeistertitels setzten. Glaubte denn niemand an die Chancen des Engländers? Doch, das taten sie! Schließlich hatte kein Geringerer als der BBC-Analyst und ehemalige Spitzen-Dartspieler Bobby George Walton als künftigen Weltmeister vorgeschlagen. Prophetische Worte, wie sich später herausstellen sollte.
John Walton in Aktion bei der BDO-Weltmeisterschaft 2001
Weltmeistertitel
John Boy startete gut in das Turnier und besiegte in der ersten Runde Ritchie Davies mit 3-1. In der zweiten Runde unterlag er Mervyn King mit 0-3. In beiden Duellen erzielte Walton einen Average von rund 100 und zeigte sofort, dass er und niemand sonst der Top-Favorit auf den Weltmeistertitel war. Im Viertelfinale wischte Walton dann den Boden mit dem Finnen Marko Pusa auf, gewann nicht weniger als 14 Legs in Folge und triumphierte mit 5-0. Walton setzte seinen Siegeszug fort und besiegte im Halbfinale Wayne Mardle mit 5-3. Im WM-Finale traf Walton auf den Vorjahressieger Ted Hankey. Beide Männer boten den Zuschauern ein großartiges Match, aber am Ende gewann Walton ganz leicht mit 6-2 und krönte damit eine fantastische Woche. Er hatte damit die beiden größten Turniere der BDO (WM und Winmau World Masters) gewonnen, was nicht viele Spieler geschafft haben.
Angetrieben von seinem Weltmeistertitel gewann Walton in den folgenden Monaten immer wieder, und mit Titeln unter anderem bei den Belgium Open, den British Classic, den British Open und den Scottish Open war er praktisch unschlagbar.
Walton ging daher als einer der absoluten Top-Favoriten in die BDO Weltmeisterschaft. Das gelang ihm allerdings nicht. In der ersten Runde schlug er Andy Fordham mit 3-0, aber in der zweiten Runde erwies sich Colin Monk mit 3-2 als zu stark.
Waltons Siegesrunde schien vorbei zu sein, und in den folgenden Jahren gewann er nur noch sporadisch ein paar kleinere internationale Turniere. Bei der Weltmeisterschaft 2003 war für ihn nach einer Niederlage gegen Davies erneut in der zweiten Runde Schluss. Ein Jahr später erreichte er erneut das Viertelfinale, doch Raymond van Barneveld erwies sich beim 5-1 als zu unüberwindbar.
9-Darter
Im Jahr 2007 hatte Walton jedoch einen weiteren Auftritt. Nicht mit einem Turniersieg, sondern indem er bei den Winmau World Masters einen 9-Darter warf. Es war das erste Mal in der Geschichte dieses Turniers, dass ein Spieler einen 9-Darter live im Fernsehen warf. Es war auch der erste 9-Darter, der seit Paul Lims berühmtem 9-Darter bei der BDO-Weltmeisterschaft 1990 live auf BBC übertragen wurde.
Walton wurde in der Folge durch Schulterprobleme behindert, konnte sich aber bei der BDO Weltmeisterschaft 2009 wieder in Szene setzen. In der ersten Runde traf er in einem emotionsgeladenen Duell auf seinen guten Freund Shaun Greatbatch, der gegen den Krebs kämpfte. Walton gewann schließlich das Spiel und schlug eine Runde später völlig überraschend auch den amtierenden Weltmeister Mark Webster mit klaren 4-0 Zahlen. Im Viertelfinale traf Walton auf Hankey, in einer Wiederholung des WM-Finales von 2001. Diesmal war es jedoch Hankey, der sich mit 5-1 durchsetzte.
John Walton in Aktion bei der Senioren-Weltmeisterschaft 2022 gegen Les Wallace
Im Jahr 2013 war er zum dreizehnten Mal in Folge bei der BDO Weltmeisterschaft dabei. Nach einer 0-3-Niederlage gegen Tony O'Shea ging es allerdings gleich in der ersten Runde schief. Walton kämpfte in den folgenden Jahren darum, seine Topform wiederzufinden und rutschte in der Weltrangliste immer weiter ab. In den Jahren 2014 und 2015 konnte er sich nicht für die BDO-Weltmeisterschaft qualifizieren. Auch internationale Titel blieben aus. Im Alter von 53 Jahren stellte sich die Frage, ob Walton wieder an die Spitze zurückkehren könnte.
Im Jahr 2015 beschloss Walton dann, seine Chance bei der PDC zu nutzen. Er nahm an der Q-School teil, schaffte es aber nicht, sich eine Tour Card zu erspielen.
Seine Hinwendung zur PDC erwies sich schließlich als kurzlebig, da er später im Jahr zur BDO zurückkehrte. Auch dank eines Finalplatzes bei den Malta Open konnte er sich eine Rückkehr ins Lakeside sichern. In der ersten Runde der BDO-Weltmeisterschaft 2016 schied er jedoch mit 2-3 gegen Brian Dawson aus. Es sollte die allerletzte BDO-Weltmeisterschaft für Walton sein, der sich in den darauffolgenden Jahren nicht mehr qualifizieren konnte. Seinen letzten TV-Auftritt mit der BDO hatte er 2018 bei den Winmau World Masters, wo er in der Runde der letzten 32 mit 1-3 gegen Glen Durrant verlor.
In den folgenden Jahren hörte man wenig von Walton, bis er plötzlich bei der World Seniors Darts Championship 2022 auftauchte. Nach Siegen gegen Les Wallace und John Part in den ersten beiden Runden unterlag er im Viertelfinale mit 1-3 gegen Terry Jenkins.
Seitdem sahen wir Walton nur noch sporadisch in der
Modus Super Series in Aktion. Mit 62 Jahren scheinen seine besten Jahre jedoch hinter ihm zu liegen, und der ehemalige Weltmeister kann nun seinen wohlverdienten Ruhestand genießen.