„Es gibt nicht viele Jungs wie mich, die es in die Top 32 schaffen“ – Cameron Menzies besiegt seine Nervosität und feiert ersten Sieg beim World Grand Prix

PDC
Montag, 06 Oktober 2025 um 22:32
Cameron Menzies (4)
Cameron Menzies hat beim World Grand Prix 2025 für eine der emotionalsten Geschichten des Eröffnungstages gesorgt. Mit einem souveränen 2:0-Erfolg über Chris Dobey zog der Schotte erstmals in die zweite Runde ein und zeigte dabei eine kontrollierte, reife Leistung. Nach dem Spiel sprach er offen über Nervosität, mentale Fortschritte und seinen neuen Umgang mit Drucksituationen.

Starker Start gegen einen fehlerhaften Dobey

Von Beginn an zeigte sich Menzies konzentriert und nutzte die Schwächen seines Gegners konsequent aus. Dobey fand kaum in den Rhythmus und verpasste mehrfach die Doppelfelder, während Menzies seine Chancen eiskalt nutzte. Der erste Satz ging klar an den Schotten. Im zweiten Durchgang hielt Dobey zunächst mit, doch eine starke 120 von Menzies brachte das Break – kurz darauf traf er die Tops zum 2:0-Sieg und jubelte über seinen ersten Erfolg beim prestigeträchtigen Doppelstart-Turnier.

„Ich war so nervös – aber ich habe endlich gewonnen“

Im Gespräch mit Dartsnews.com auf Youtube zeigte sich der 36-Jährige ehrlich und reflektiert: „Ich denke, ich habe etwa 70 Prozent meines Könnens gezeigt. Ich war so nervös, besonders im ersten Satz. Ich habe nicht wirklich geglaubt, dass ich gewinnen kann – bis ich den ersten Satz geholt hatte. Danach kam das Selbstvertrauen.“ Menzies erklärte weiter: „Ich war immer gut auf dem Floor, aber auf der Bühne habe ich nichts zusammengebracht. Darüber wurde online viel geredet. Jetzt habe ich bewiesen, dass ich auch hier bestehen kann. Letztes Jahr kein Leg gewonnen, dieses Jahr ein Sieg – was für ein Unterschied!“

Deutlicher Fortschritt im Vergleich zum Vorjahr

Der Erfolg bedeutete für Menzies eine Genugtuung nach der bitteren 0:2-Niederlage gegen Dave Chisnall im Vorjahr, als er ohne Leggewinn die Bühne verließ. „Sobald ich das erste Leg gewonnen hatte, war der Druck weg“, erklärte er. „Ich habe mir gesagt: Mach nicht denselben Fehler wie letztes Jahr. Ich weiß, man sollte nicht so denken, aber das passiert automatisch. Nach dem ersten Leg war alles leichter, ich wurde ruhiger und habe einfach gespielt.“ Der Sieg katapultierte ihn erstmals in die Top 32 der PDC-Weltrangliste – ein wichtiger Meilenstein. „Ich mache im Fernsehen vielleicht noch nichts Großes, aber irgendetwas mache ich richtig“, scherzte Menzies. „Nicht viele Jungs wie ich schaffen es in die Top 32 – also muss ich etwas richtig machen.“

Mentale Entwicklung und Arbeit mit Coach

Einen großen Anteil an dieser Leistungssteigerung schreibt Menzies seinem mentalen Wandel zu. Seit einiger Zeit arbeitet er mit einem ehemaligen Polizisten zusammen, der als Lebensberater tätig ist. „Er nennt sich nicht Sportpsychologe, eher Lebenscoach“, erzählte Menzies. „Es geht nicht nur um Darts, sondern um eine positive Einstellung. Er sagt mir immer: Stell dir vor, dass der Doppel-Dart reingeht – nicht, dass du hoffst, dass er reingeht. Diese Denkweise hilft enorm.“
Die neue Gelassenheit war auch auf der Bühne sichtbar. „Ich war nervös, aber ich habe versucht, ruhig zu bleiben und tief durchzuatmen“, so Menzies. „Sie haben wahrscheinlich gesehen, wie ich dort stand und tief Luft holte. Es funktioniert nicht immer, aber dieses Mal schon.“

Umgang mit Hass und Druck in sozialen Medien

Trotz des Erfolgs hat Menzies mit den Schattenseiten des Profidaseins zu kämpfen. In sozialen Medien wird er regelmäßig beleidigt, doch er hat gelernt, damit umzugehen. „Früher habe ich geantwortet und sogar nach Adressen gefragt – einfach, weil es mich so wütend gemacht hat“, gestand er. „Heute blockiere und lösche ich einfach. Manchmal lösche ich die App für ein paar Tage, gehe spazieren, und das ist befreiend. Ich will das gar nicht mehr sehen. Das Schlimmste ist, wenn Leute einen in Beleidigungen markieren – warum sollte man das tun?“

Fußball, Emotionen und der Blick nach vorn

Neben dem Dartsport spielt Fußball eine große Rolle in seinem Leben. Menzies ist bekennender Rangers-Fan – was sich durchaus auf seine Stimmung auswirkt. „Wenn sie verlieren, bin ich grantig“, sagte er lachend. „Dieses Jahr war das oft so – furchtbar. Aber ich schaue ihre Spiele immer, selbst im Ausland. Ich bezahle, um sie auf dem Handy zu sehen. Es ist wie eine toxische Beziehung – man wird sie nicht los.“
Zum Abschluss zeigte sich Menzies sichtlich bewegt. „Es geht nicht um Geld oder Ranglistenpunkte. Es geht darum, mir selbst zu beweisen, dass ich es kann“, sagte er. „Ich war oft hier und habe enttäuscht, aber diesmal habe ich die Ziellinie überquert. Es fühlt sich unglaublich an – wie ein Neuanfang.“
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