Ian White übersteht Abnutzungsschlacht gegen King: „Ich bin echt kaputt, aber Gewinnen ist alles, was zählt“

PDC
durch Nic Gayer
Freitag, 12 Dezember 2025 um 22:00
Ian White
Ian White musste am Freitagmittag bei seinem 14. Auftritt auf der großen Bühne der PDC Darts WM tief graben, doch am Ende setzte sich der 55-jährige Engländer durch. „The Diamond“ verspielte gegen Mervyn King zwar eine 2:0-Führung, doch er kämpfte sich zurück und gewann schließlich mit 3:2 in Sätzen.
Nach dem Match gab White offen zu, dass sich die Partie unnötig verkomplizierte. „Ich bin wirklich platt“, sagte er auf der Pressekonferenz gegenüber Dartsnews.com. „Ich hätte es viel früher zumachen müssen, aber du weißt, wie Mervyn ist. Gib ihm eine kleine Lücke und er nimmt sie. Es war kein gutes Spiel von uns beiden, aber wenn du gewinnst, bist du weiter. Das ist alles, was zählt.“

White hadert mit vergebenen Chancen

Der Engländer aus Stoke-on-Trent startete stark, ließ aber in zwei Sätzen die Chance liegen, die Entscheidung früh herbeizuführen. Immer wieder versagten die Doppel – bei ihm ebenso wie bei King. Das Duell entwickelte sich eher zu einem Überlebenskampf als zu einem Schlagabtausch zweier erfahrener Spieler.
Als das Match in den fünften Satz ging, sammelte White seine Kräfte. „Ich habe mir gesagt: Beeil dich, setz ihn unter Druck. Denn wenn ich das tat, verpasste er viele Doppel, genau wie ich in den anderen beiden Sätzen. Ich führte zweimal 2:0 in Legs und brachte es trotzdem nicht über die Linie.“
Der entscheidende Satz verlief deutlicher und brachte White die ersehnte Erleichterung. Von Statistiken will er sich dabei nicht blenden lassen. „Ich schaue nicht auf Statistiken. Du kannst hier 110 im Schnitt werfen und verlieren oder mit einem 80er-Schnitt gewinnen. Du gewinnst, und du bist dabei.“

Der Ally Pally als Jahresfixpunkt

Für White bleibt der Alexandra Palace ein besonderer Ort. Kein anderes Turnier wiegt für ihn so schwer – gerade jetzt, wo er weiß, dass seine größten Erfolge hinter ihm liegen.
„Dafür arbeitest du das ganze Jahr. Du willst hierherkommen und gewinnen. Weltmeister werden ist etwas anderes, aber deine Tour Card behalten und einfach deinen Lebensunterhalt verdienen — darum geht es.“
Sein Rankingabfall seit der Corona-Zeit beschäftigt ihn weiterhin. Offen spricht er über die Gründe, warum sein Spielniveau seit damals schwankt. „Ich wurde in der Corona-Zeit faul. Ich habe nicht an Online-Turnieren teilgenommen und wenig trainiert. Ich habe nichts mit Apps oder Technologie am Hut. Während diese jungen Jungs weitergespielt haben. Ich dachte, dass ich nach Corona einfach weitermachen könnte, wo ich aufgehört hatte. Nun, so läuft das eben nicht.“

Auf der Suche nach dem alten „Diamond“

Vor der Pandemie gewann White mehr Titel als viele Spieler in ihrer gesamten Karriere: European Tour-Erfolge, tiefe Major-Runs, konstante Pro Tour-Ergebnisse. Seitdem sucht er nach Stabilität – und spürt dennoch einen positiven Trend.
„Ein guter Lauf hier würde wirklich helfen. Er würde mir mein Vertrauen zurückgeben. Ich hoffe, dass ich nach Weihnachten noch im Turnier bin. Ich habe wieder mehr Spaß am Spiel. Ich lache mit Gary Anderson und Michael Smith, es macht wieder Freude. Das hilft.“
Auch der Players Room bietet ihm nach wie vor ein vertrautes Umfeld. „An unserem Tisch schon. Wir haben Spaß, reden über das Angeln, früher … Und dann werden wir wahnsinnig, weil Gary Anderson keinen Pfeil wirft und trotzdem alles gewinnt. Dann denken wir: Was machen wir falsch? Wahrscheinlich, dass wir tatsächlich trainieren.“

Alte Garde gegen neue Generation

Wer angesichts von Youngstern wie Luke Littler, Gian van Veen, Jenson Walker oder Mitchell Lawrie glaubt, die Veteranen hätten ausgedient, bekommt von White einen klaren Widerspruch.
„Wir sind immer noch da. Wir haben Tour Cards. Viele Spieler kommen rein und verschwinden wieder. Wenn du Jahr für Jahr bestehen bleibst, machst du wirklich etwas richtig — egal ob du Nummer eins oder Nummer 64 bist.“
Er betont zugleich die unterschiedlichen Lebensrealitäten. „Die jungen Jungs spielen fantastisch, aber sie wohnen noch zu Hause, haben keine Hypothek. Wartet, bis das Leben anfängt. Schaut euch Littler an — der muss sich um nichts kümmern. Das ist anders.“
Zudem lobt White die Entwicklung der PDC-Strukturen. „Wir hatten keine Development Tour oder Challenge Tour. Du hast einen Zehner bezahlt und auf einen guten Tag gehofft. Jetzt liegt ein kompletter Weg bereit. Das ist großartig für die Jungs.“

Eine WM, die Geschichte schreibt

Mit einem Preisgeld von einer Million Pfund wird die WM 2026 einen historischen Meilenstein setzen. Für White wirkt diese Summe fast unwirklich. „Das hätte ich nie gedacht. Nicht in einer Million Jahren. Der Sport wird größer, Barry hat fantastische Arbeit geleistet, und die Medien helfen mit. Teil davon zu sein, ist schön.“
Auch sein Aufeinandertreffen mit Luke Littler bei der vergangenen WM bleibt für ihn eine wertvolle Erinnerung. „Ich hatte nichts zu verlieren. Der ganze Druck lag bei ihm. Ich habe es genossen. Vielleicht hätte ich das heute auch tun sollen. Aber es war schön, gegen ihn zu spielen. Er wird noch oft Weltmeister.“
In der nächsten Runde wartet Ex-Weltmeister Rob Cross. White hat bereits einen klaren Plan. „Ich fahre nach Hause, drehe ein paar Runden ums Board, trainiere Doppel, und nächsten Sonntag bin ich zurück. Dann greifen wir an.“
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