„Ich wurde an der Ampel von einem Vogel erwischt“ – Gemma Hayter nimmt Anreise-Panne vor ihrem Blackpool-Debüt mit Humor

PDC
durch Nic Gayer
Sonntag, 27 Juli 2025 um 13:00
Gemma Hayter
Gemma Hayter erlebt an diesem Wochenende einen ihrer bisher größten Momente im Dartsport: Die 32-jährige Engländerin gibt ihr Debüt beim Women's World Matchplay – und das in den ehrwürdigen Winter Gardens in Blackpool. Doch für Hayter ist dieser Auftritt weit mehr als nur ein Spiel, wie sie im Rahmen der Pressekonferenz unteranderem gegenüber Dartsnews.de erklärte: Es ist die Belohnung für ein hart erarbeitetes Comeback, das sie mit klarer Haltung und viel Leidenschaft für den Frauendartsport verbindet.

„Ich war nicht nervös – bis ich hier war“

Die Nervosität kam spät, dafür umso deutlicher. „Mein Partner hat mich die ganze Woche gefragt: ‚Bist du schon nervös?‘ Und ich war es nicht – bis ich heute angekommen bin. Dann habe ich es gespürt“, erzählt Hayter offen vor dem Debüt auf der großen Bühne.
Dass ihre Lebensgefährtin einst selbst in Lakeside spielte, hilft – ein bisschen zumindest: „Ich glaube, sie hat 2008 dort gespielt. Sie ist ein bisschen älter, also erinnert sie sich vermutlich nicht mehr so gut daran“, scherzt Hayter.

Ein hartes Stück Arbeit – mit klarer Ansage

Nach einem knappen Scheitern im Vorjahr war die Erleichterung riesig, als klar war: Sie ist dabei. „Vor allem, wenn man sieht, wer es dieses Jahr nicht geschafft hat – Rhian, Suzuki, Aileen. Das zeigt, wie hoch das Niveau ist. Deshalb bin ich so froh, dass es diesmal geklappt hat.“
Hayter weiß aber auch: Ihr eigenes Spiel ist noch nicht auf dem Höhepunkt. „Ich bin konstant, aber nicht so gut wie letztes Jahr. Damals lief das Scoring wirklich gut – jetzt drifte ich leider zu oft auf die Fünf ab.“

Stimme für mehr Sichtbarkeit

Hayter ist nicht nur Spielerin, sondern auch eine lautstarke Stimme in den sozialen Medien. Sie fordert mehr Sichtbarkeit für Frauendarts – mit Erfolg: „Ich habe zwar nicht offiziell mit der PDC gesprochen, aber plötzlich waren die Finals auf YouTube. Trotzdem denke ich: Wir brauchen Highlights. Sie geben auch Spielerinnen außerhalb der absoluten Spitze Raum.“
Ihre Kritik sei nicht persönlich, sondern Ausdruck eines strukturellen Problems: „Es liegt nicht nur an der PDC – auch Medien und Fans müssen mehr tun. Es gibt so viele Frauen, die hart trainieren und kaum Anerkennung bekommen.“

Blackpool, die Bühne – und ein Vogel-Angriff

Dass ihr Debüt gleich in den Winter Gardens stattfindet, macht den Moment umso spezieller: „Acht Jahre habe ich kein Dart mehr gespielt – jetzt stehe ich auf der größten Bühne meines Lebens. Es ist surreal.“
Eine kuriose Ankunft inklusive: „An der Ampel spürte ich plötzlich etwas in meinem Haar. Ich sah meine Partnerin an: ‚War das ein Vogel?‘ Ja, war es. Und im Hotelzimmer hatte ich kein fließendes Wasser. Hoffentlich war das der Tiefpunkt dieses Wochenendes!“

Gegnerin Sherrock? Kein Druck

Mit Fallon Sherrock wartet im Viertelfinale direkt eine der bekanntesten Spielerinnen. Doch Hayter bleibt gelassen: „Ich glaube nicht, dass Fallon unter Druck steht. Sie hat so viele große Momente erlebt. Sie wird einfach ihr Spiel machen.“
Sie selbst hofft, von ihrer Erfahrung aus der Modus Super Series zu profitieren: „Dort habe ich sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen gespielt – das hat mir viel Selbstvertrauen gegeben. Gerade das Spielen vor Kameras hilft enorm.“

Comeback über Umwege

Nach acht Jahren Pause startete Hayter über lokale Herren-Turniere ins Comeback – ein mutiger Schritt. „Ich war SO nervös. Ich dachte, alle würden mich mit der Spielerin von früher vergleichen. Aber man muss sich erlauben, wieder reinzufinden.“
Ihre Leistungen schwanken derzeit zwischen hohen 70er- und 80er-Averages. „Ich arbeite hart an meinem Scoring – das war immer meine Stärke. Aber manchmal lande ich zu oft in der Eins oder Triple-Fünf. Das Ziel bleibt die rote Box in der Mitte“, sagt sie mit einem Lächeln.

Realistische Ziele, großer Traum

Vergleiche mit Beau Greaves lehnt sie ab – auch weil sie einen anderen Weg geht: „Beau ist 21, ich bin 32 – sie hat schon so viel erreicht. Ich versuche, nicht zu viel zu früh zu wollen. Wenn’s klappt, super. Wenn nicht, dann probieren wir’s nächstes Jahr wieder.“
Auch die Weltmeisterschaft hat sie im Blick – aber ohne Druck: „Ich schaue es mir natürlich an, aber ich spiele erst seit 15 Monaten wieder ernsthaft. Alles zu seiner Zeit.“
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