INTERVIEW | "Ich fahre zur Weltmeisterschaft, um sie zu gewinnen" - Ricardo Pietreczko mit Kampfansage vor Ally Pally-Rückkehr

PDC
durch Nic Gayer
Donnerstag, 05 Dezember 2024 um 21:09
ricardo pietreczko

Nach einem spektakulären WM-Debüt im letzten Jahr kehrt Ricardo Pietreczko auch bei der Darts WM 2025 als einer der deutschen Hoffnungsträger in den Ally Pally zurück. Im Rahmen einer Pressekonferenz der PDC Europe im Vorlauf der Weltmeisterschaft hatten Medienvertreter wie Dartsnews.de die Möglichkeit, den 30-Jährigen zu interviewen. Pietreczko resümierte seine vergangene Saison, sprach über seine Handverletzung und formulierte ein ambitioniertes WM-Ziel.

"Bühne hui, Floor pfui" - so bewertet Pietreczko die zurückliegenden 12 Monate, in denen er bei den Major-Turnieren mehrmals zu überzeugen wusste, auf den Floor-Events der Players Championship-Serie allerdings kaum Erfolge feiern konnte. "Ich weiß tatsächlich nicht, woran dieser Unterschied in meinen Leistungen liegt, weil ich eigentlich immer den gleichen Stiefel spiele", sagt Pikachu.

Trotz eines durchwachsenen Jahres auf dem PDC Circuit blickt der Deutsche voller Selbstbewusstsein in Richtung Ally Pally: "Ich sage immer, dass ich zu einem Turnier fahre, um es zu gewinnen - das gleiche gilt auch für die Weltmeisterschaft. Wenn ich mir als Ziel setze, vielleicht die dritte Runde zu erreichen und mich dann zu verabschieden, dann brauche ich gar nicht erst hinfahren." Auf seinem Weg zum großen Traum des Weltmeistertitels möchte Pikachu von den Erfahrungen seines WM-Debüts im letzten Jahr profitieren. "Ich werde wahrscheinlich etwas entspannter und nicht mehr so extrem nervös sein wie im Vorjahr. Ich rechne natürlich wieder mit einigen deutschen Fans, da möchte ich dann schon auch performen", zeigt sich Pietreczko ehrgeizig.

Eine spektakuläre Performance hat der Deutsche auch bei der letztjährigen World Darts Championship abgeliefert, als er den späteren Weltmeister Luke Humphries beim Stand von 3-1 in den Sätzen am Rande einer Niederlage hatte. "Ich sage immer scherzhaft, dass ich Weltmeister geworden wäre, wenn ich dieses Spiel gewonnen hätte. Aber das ist natürlich schon ein Karrieresprung, wenn du Luke Humphries beinahe bei der WM besiegst. Das hat mir einen echten Push gegeben, was man auch daran gesehen hat, dass ich beim ersten European Tour-Event der Saison direkt im Halbfinale stand."

Einen Satz von der Sensation entfernt: Bei der WM 2024 fehlten Pietreczko nur drei Legs für einen Sieg gegen Humphries
Einen Satz von der Sensation entfernt: Bei der WM 2024 fehlten Pietreczko nur drei Legs für einen Sieg gegen Humphries

Seine diesjährige WM-Kampagne wird Pietreczko in der Abendsession des 17. Dezembers eröffnen. Zum Auftakt trifft Pikachu auf den chinesischen Qualifikanten Xiaochen Zong. "Ich bin der Meinung, dass man bei der WM keinen Spieler unterschätzen sollte, weil sich alle Teilnehmer ihre Qualifikation verdient haben. Aber normalerweise sollte diese Aufgabe kein allzu großes Problem sein, sodass ich schon jetzt etwa weiter nach vorne schauen kann", sagt der 30-Jährige.

In einem möglichen Zweitrunden-Match würde Pietreczko am 23. Dezember auf eine der heißesten Aktien der PDC Profi-Tour, Gian van Veen treffen. Über große Teile des vergangenen Jahres stand Pietreczko unter den Top-32 der Order of Merit und wäre somit selbst in Runde zwei als gesetzter Spieler in die Weltmeisterschaft gestartet. Unter anderem durch die überraschenden Major-Leistungen von Spielern wie Ritchie Edhouse, Martin Lukeman und Mike De Decker rutschte der Deutsche jedoch auf Rang 34 ab. "Das habe ich aber schnell wieder abgehakt und beschäftige mich nicht mehr damit", stellt Pikachu klar.

Anstatt Gedanken an die Vergangenheit zu verschwenden, setzt sich Pietreczko in der Gegenwart lieber mit der Vorbereitung auf seine zweite PDC-Weltmeisterschaft auseinander. "Grundsätzlich trainiere ich aktuell so viel wie nie zuvor und spiele viele Turniere auf meinem Scolia, aber einen festen Plan oder Rhythmus habe ich dafür nicht. Heute bin ich aufgestanden und habe erst mal ein wenig Grand Turismo auf meiner Playstation gezockt. Wenn ich Lust habe, stelle ich mich gleich ans Board, wenn nicht, zocke ich noch ein bisschen weiter", erzählt ein gewohnt entspannter Pietreczko, der auch in diesem Jahr auf einen außergewöhnlichen Zeitplan setzt: "Kurz vor der Weltmeisterschaft nehme ich an einem größeren E-Dart-Turnier in der Nähe von Frankfurt teil. Dort bin ich am 13. und 14. Dezember im Einsatz und am 15. geht dann schon mein Flug nach England. Das hat im letzten Jahr mit dem exakt gleichen Turnier auch gut funktioniert, deswegen mache ich das wieder so", erklärt Pietreczko, der für seinen enormen Fleiß und Teilnahmen an regionalen und nationalen Turnieren bekannt ist.

Auch Pietreczkos Verletzungssorgen, die ihn gegen Ende der vergangenen European Tour-Saison außer Gefecht setzten und den Deutschen bei der Hungarian Darts Trophy zur Aufgabe seines Achtelfinals gegen Ross Smith zwangen, werden Pikachu keinen Strich durch den Trainings- und Turnierplan machen: "Fachleute haben sich die Verletzung angeschaut, konnten aber auch nicht herausfinden, woher die Schmerzen kamen. Auf jeden Fall ist jetzt wieder alles gut."

Der Traum vom World Cup of Darts

Im Rahmen der Pressekonferenz sprach Pietreczko nicht nur über die anstehende Weltmeisterschaft, sondern blickte auch auf die kommende Saison 2025 voraus. Da Gabriel Clemens bei der diesjährigen WM 100.000 Pfund Preisgeld zu verteidigen hat, könnte es beim World Cup of Darts 2025 zu einer Wachablösung im deutschen Team kommen. Laut der Live-Order of Merit, die bereits den Preisgeld-Verlust der Darts WM 2025 berücksichtigt, würde Pietreczko an Clemens vorbeiziehen, zur neuen deutschen Nummer zwei werden und gemeinsam mit Martin Schindler bei der PDC Team-WM an den Start gehen: "Tatsächlich habe ich das ein bisschen im Hinterkopf, weil es mein Ziel ist, ein Mal den World Cup of Darts zu spielen. Zusammen mit Martin, der genau wie ich aus Berlin bzw. der Umgebung kommt, ein Team zu bilden, hätte schon etwas."

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