Als
Luke Littler vor weniger als zwei Jahren in den professionellen Dartsport einstieg, konnte kaum jemand vorhersagen, welchen Einfluss er auf die Dartwelt haben würde.
The Nuke hat sich seither zu einem der größten britischen Sportstars entwickelt, seit er als 16-Jähriger die Welt mit seinem sensationellen Einzug ins Finale der PDC
Darts WM im Januar 2024 verblüffte.
Erstes Finale, erster Meilenstein
Eine Rekordzahl von mehr als 4,8 Millionen Zuschauern verfolgte das Finale, in dem Littler Luke Humphries im Alexandra Palace knapp unterlag – ein Spiel, das zum meistgesehenen Nicht-Fußball-Event aller Zeiten auf Sky Sports wurde.
Doch das war erst der Anfang. Seitdem ist die Popularität des Dartsports förmlich explodiert – nicht zuletzt durch Littlers ansteckendes Flair und sein unbestreitbares Talent. Untersuchungen des Butlin’s Minehead, einem regelmäßigen Austragungsort großer PDC-Turniere wie den UK Open, ergaben, dass sich bis 2025 rund 35 Prozent der Briten stärker für Darts interessieren als noch zwei Jahre zuvor – das entspricht über 23 Millionen Menschen.
Inspirationsquelle für eine neue Generation
Nicht nur Fans sind von der „Littlermania“ begeistert – auch bei jungen Talenten wirkt der Weltmeister als Inspirationsquelle. In Großbritannien gibt es mittlerweile mehr als 50 Akademien der Junior Darts Corporation (JDC), und die Teilnehmerzahlen steigen rasant.
Ein Beispiel dafür ist die Shepperton Junior Darts Academy in Surrey, die im April gegründet wurde. Auslöser war eine einfache Frage: Jane Nash suchte für ihren Enkel Toby einen Ort, an dem dieser mit Gleichaltrigen Dart spielen kann. Daraus entstand eine Akademie, die inzwischen jede Woche zwei Trainingseinheiten anbietet – für Kinder zwischen 8 und 12 sowie für Jugendliche zwischen 13 und 18 Jahren.
Die beiden freiwilligen Trainer Chris Dines und Billy Shanahan, selbst aktive Darter in der ersten Mannschaft des örtlichen Vereins, legten mit großem Engagement los. Dines erinnert sich an die Anfänge:
„Jane sagte eines Tages: ‚Es gibt nirgendwo einen Ort, an dem Kinder Dart spielen können, es gibt keine Jugendclubs mehr.‘ Das hat mich nachdenklich gemacht. Ich habe mit dem Vorstand gesprochen, und sie waren begeistert, uns den Raum zur Verfügung zu stellen.“ Nach einem Akkreditierungstag der
JDC in Bristol starteten sie das Projekt – mit großem Erfolg.
Voller Erfolg ohne Werbung
Mit Unterstützung großer Dartmarken wie Winmau und Scolia, die Ausrüstung zur Verfügung stellten, wurde die Akademie schnell zum Erfolg.
„Beim Tag der offenen Tür kamen über 30 Kinder. Es war hektisch, aber hat riesigen Spaß gemacht“, so Dines. „Wir mussten nie Werbung machen – alles lief über Mundpropaganda.“
Die Nachfrage ist mittlerweile so groß, dass regelmäßig neue Anfragen eingehen:
„Heute Abend kamen fünf neue Kinder zur jüngeren Gruppe und zwei zur älteren. Immer wieder erreichen uns Mails mit der Frage, ob es eine Warteliste gibt.“
Littler als Katalysator
Für Dines ist klar, wer den Boom ausgelöst hat:
„Luke Littler hat so viel für den Sport getan. Die Kinder sehen ihn, seinen Stil, seine Siege – und wollen das auch. Deshalb ist es so wichtig, dass sie Orte haben, an denen sie spielen und lernen können.“
Eine neue Ära im Dartsport
Auch der ehemalige Weltklasse-Spieler
Colin Lloyd, der in seiner aktiven Zeit zwei Major-Titel gewann, beobachtet die Entwicklung mit Faszination.
„Früher haben wir vor 800, vielleicht 900 Leuten gespielt – das war schon ein großes Event. Heute kommen bei einem typischen Euro-Tour-Turnier 4.000 bis 5.000 Zuschauer, manchmal sogar bis zu 10.000 über den ganzen Tag verteilt. Das ist Wahnsinn.“
Für Lloyd ist Littler nicht der einzige Grund für den Boom – aber der entscheidende:
„Er ist der Hauptmotor, ganz klar. Aber dazu kommen spannende Rivalitäten – wie zwischen Littler und Humphries. Dazu gestandene Namen wie van Gerwen, Price, Cross. Das zieht die Leute an.“
Was Littler so besonders macht? Lloyd bringt es auf den Punkt:
„Er hat einfach eine natürliche Begabung. Das sieht man – und das spüren die Menschen.“