Bobby George hat in seiner Karriere viel erlebt – doch das, was sich hinter der Bar seiner legendären „George Hall“ befindet, dürfte selbst für Dart-Verhältnisse einzigartig sein: eine amputierte Zehe, eingelegt in Wodka.
Der frühere WM-Finalist und schillernde Entertainer hat in seiner Autobiografie Still Here! The King of Bling ein außergewöhnliches Detail aus seinem Leben preisgegeben. Nach einer Operation im Jahr 1999 ließ er sich seine erste von insgesamt vier amputierten Zehen in einem Glas aushändigen – und bewahrte sie fortan stilecht in einer Wodkaflasche auf.
„Niemand glaubt mir – bis sie meine Füße sehen oder selbst in meiner Bar stehen“, schreibt George. Die Bar ist Teil seiner selbst gebauten 18-Zimmer-Villa in Essex, die er „George Hall“ taufte.
Der inzwischen 79-Jährige leidet an einer genetischen Erkrankung, durch die sich seine Zehen überkreuzen und auskugeln. „Ich konnte keine Schuhe mehr tragen, verlor das Gleichgewicht. An schlimmen Tagen wollte ich sie mir selbst abschneiden, so groß waren die Schmerzen.“
Die erste Operation war ein Wendepunkt. „Phil, der Chirurg, führte unter örtlicher Betäubung eine sogenannte Tulpenoperation durch. Ich habe alles gesehen – aber es tat nicht weh.“ Als Erinnerung nahm George die entfernte Zehe mit nach Hause – allerdings nicht in Formaldehyd, sondern in Wodka konserviert. „Wenn Gäste auf einen Drink kommen, frage ich: Wollt ihr einen Cocktail oder lieber meine Hahnenzehe?“, scherzt er. Und ergänzt augenzwinkernd: „Wenn ich mal lange unterwegs bin, weiß meine Frau Marie, dass sie einfach an meiner Zehe lutschen kann, wenn sie mich vermisst.“
In den folgenden Jahren verlor George drei weitere Zehen – zwei an jedem Fuß –, durfte diese jedoch nicht mitnehmen. „Vier Zehen zu verlieren klingt schlimm, aber es ist erträglicher, als man denkt. Ich sehe barfuß halt aus wie ein Marsmensch.“
"Ich hatte Glück, dass ich nicht gelähmt wurde"
Neben seinen Fußproblemen kämpft die Darts-Legende auch mit weiteren gesundheitlichen Rückschlägen. „Ich nehme 16 Schmerztabletten am Tag, habe schwere Arthrose in beiden Hüften und brach mir 1994 den Rücken – live auf der Bühne in
Lakeside.“
Es geschah im Viertelfinale gegen Kevin Kenny. Nach dem entscheidenden Dart sprang George jubelnd in die Luft, spürte sofort einen stechenden Schmerz – und spielte unter schlimmsten Bedingungen weiter. „Am nächsten Tag sagte der Arzt: ‚Sie können nicht mehr gehen. Sie haben sich den Rücken gebrochen.‘“
Nur wenige Tage später stand George im Finale – und unterlag dem späteren Weltmeister John Part mit 0-6. „Ich hatte Glück, dass ich nicht gelähmt wurde. Die 16.000 Pfund Preisgeld haben mir damals die notwendige Operation finanziert.“
Heute halten acht Titanschrauben in seiner Wirbelsäule das zusammen, was der Sport einst überstrapaziert hat – ein bleibendes Symbol für den unbändigen Willen und die Hingabe eines Mannes, der dem Darts bis heute verbunden ist.