„Ich glaube, ich habe jetzt keine Wahl mehr – wir sind soweit“: Justin Hoods Traum vom chinesischen Restaurant lebt nach unvorstellbarem WM-Viertelfinal-Lauf

PDC
durch Nic Gayer
Dienstag, 30 Dezember 2025 um 22:00
Justin Hood (1)
Justin Hood präsentiert sich bei seinem WM-Debüt weiterhin eiskalt und souverän. Mit einem klaren 4:0-Erfolg gegen einen der großen Titelfavoriten, Josh Rock, stürmte der Engländer ins Viertelfinale der PDC Darts WM 2026. Gleichzeitig erhielt ein ganz persönlicher Traum neuen Auftrieb: der Wunsch, eines Tages ein eigenes chinesisches Restaurant zu eröffnen.
„Happy Feat“ lieferte über die gesamte Partie hinweg eine elektrisierende Vorstellung ab. Sein Scoring bewegte sich auf konstant hohem Niveau, doch vor allem auf die Doppel setzte Hood ein historisches Ausrufezeichen. Er traf seine ersten elf Versuche auf den äußeren Ring und stand damit praktisch schon auf der Ziellinie. Rock konnte meist nur zuschauen und schmunzeln, weil er entweder Chancen liegen ließ oder gar nicht erst in Schlagdistanz kam. Erst in der Schlussphase schlichen sich kleine Fehler ein: Hood verpasste zunächst ein mögliches 143er-Finish, machte den Sack dann aber über die Doppel-13 zum 119er-Finish zu. Bei seinem WM-Debüt zog er damit hochverdient und souverän ins Viertelfinale ein.

„Meine Doppel waren überragend“

Nach dieser beeindruckenden Leistung zeigte sich Hood entsprechend gelöst und glücklich. „Ich habe gewonnen. Ich habe gut gespielt. Meine Doppel waren überragend. Josh hat mir ein paar Chancen gegeben und ich habe sie zum Glück genutzt. Ich bin happy“, sagte er auf der Pressekonferenz (YouTube).
Justin Hood erlebt ein märchenhaftes WM-Debüt
Justin Hood erlebt ein märchenhaftes WM-Debüt

Unglaubliche Doppel-Performance

Hoods Auftritt auf dem äußeren Ring grenzte phasenweise an das Absurde. Nach elf Treffern in Serie sah alles danach aus, als würde er ein komplettes Best-of-Seven-Set-Match gegen einen der besten Spieler der Welt ohne einen einzigen Doppelfehlwurf überstehen. Erst beim Versuch, das Match endgültig zu beenden, unterlief ihm doch noch ein kleiner Ausrutscher.
Auf die Frage nach dem Schlüssel zu dieser Quote antwortete Hood trocken: „Indem ich sie getroffen habe. Ich habe oben trainiert, mein Scoring war überragend, aber die Doppel waren etwas wacklig. Also haben wir eine Stunde nur Doppel geübt, und es hat sich ausgezahlt.“
Nachdem er schließlich doch einen Dart am äußeren Ring vorbeisetzte, schien Rock ihm etwas zugerufen zu haben. „Ich bin mir nicht zu 100 Prozent sicher, aber ich bin ziemlich sicher, dass er sagte: ‚Du bist zwei Meter groß — wurde Zeit, dass du mal vorbeiwirfst.‘“
Trotz dieser Szene blieb Hood voll fokussiert. Für ihn zählte ausschließlich das Ergebnis. „Nein. Es ist mir egal, wie gut ich spiele — es geht nur darum, Legs und Sätze zu gewinnen“, stellte er klar. „Mir ist egal, ob ich 80 im Average spiele. Ein hoher Average ist nett, aber es geht nur darum, den Sieg zu holen.“

Warum nicht die ganze Saison so gespielt?

Diese Vorstellung wirft zwangsläufig die Frage auf, warum Hood diese Qualität in seinem ersten Jahr als Tour-Card-Inhaber nicht häufiger abrufen konnte. Abgesehen von einem Viertelfinale bei einem PlayersChampionship-Event blieb der große Durchbruch bislang aus – fast so, als habe er sich alles für dieses Turnier aufgehoben.
Den Grund dafür benannte er selbstkritisch und ehrlich: „Faulheit. Ich war dieses Jahr sehr faul. Ich habe eine halbe Stunde am Tag trainiert und bin dann zu den Pro Tours gefahren“, sagte Hood offen. „In den letzten sechs Wochen habe ich vier bis fünf Stunden täglich investiert, und es zahlt sich aus. Nächstes Jahr mache ich das jeden Tag. Zieht euch warm an.“
Diese neue Einstellung soll keine Momentaufnahme bleiben. Hood sieht darin einen nachhaltigen Wandel, der ihn weiter nach oben bringen kann. „Von jetzt an, ja. Ich spiele schon in Ordnung, aber da steckt noch viel mehr drin“, kündigte er an.

Ein Duell mit einem Ex-Weltmeister wartet

Nach den Siegen gegen Josh Rock und Danny Noppert wartet nun der nächste Kracher: Im Viertelfinale trifft Hood auf den Sieger der Partie zwischen Michael van Gerwen gegen Gary Anderson. Namen, die in der Darts-Welt Gewicht haben – für Hood jedoch kein Grund zur Sorge. „Ich mache mir um niemanden Sorgen. Egal ob die beiden oder jemand, der gerade seine Tour Card geholt hat. Es ist ein Dartsspiel. Wenn ich so spiele, wie ich kann, kann ich sie schlagen. Wenn nicht, schlagen sie mich. Aber ich bin zuversichtlich, dass ich gewinne.“
Zeigt Hood erneut diese Form, dürfte es selbst für van Gerwen oder Anderson trotz ihrer enormen Bühnenklasse unangenehm werden. „Eine Chance haben sie immer. Sie sind Legenden des Sports“, räumte Hood ein. „Aber wenn sie mich schlagen, müssen sie es sich verdienen. Ich habe vor keinem von beiden Angst.“
Die Aura großer Namen beeindruckt viele Spieler schon vor dem ersten Dart – Hood nicht. „Niemand schlägt mich, bevor ich auf die Bühne gehe“, sagte er selbstbewusst. „Sie müssen es sich verdienen. Mir ist egal, ob es die beiden sind, Phil Taylor oder jemand aus dem Pub. Wenn ich mein Spiel spiele, schlage ich jeden. Wenn nicht, können sie mich schlagen.“

Phänomenale Unterstützung

Im Alexandra Palace entwickelte sich Hood während des Turniers zu einem echten Publikumsliebling, obwohl zahlreiche Favoriten am Oche standen. Die Fans stellten sich klar hinter ihn – und er genoss jede Sekunde. „So etwas habe ich noch nie erlebt“, schwärmte er. „Ich war bei Sport- und Musikevents, aber wenn die Leute deinen Namen singen und so hinter dir stehen — das ist ein großartiges Gefühl. Hoffentlich bleibt das so.“
Nicht nur die Fans trugen ihn durch das Match, sondern auch seine Familie und sein engstes Umfeld. Besonders einen Menschen hob Hood hervor: „Der Typ war nicht mein Vater — wir sind nicht einmal verwandt. Er sieht nur aus wie ich, aber größer. Das war Dan Glover. Er ist mein bester Freund. Ich mache alles für sie, und ich bin glücklich, dass ich Menschen stolz machen kann.“

Chinesisches Restaurant in Planung

Fast ebenso bedeutend wie der sportliche Erfolg ist der finanzielle Aspekt: Die 100.000 Pfund Preisgeld für das Erreichen des Viertelfinals bringen Hood seinem Traum vom eigenen chinesischen Restaurant deutlich näher. Ein Ziel, auf das er lange hingearbeitet hat. „Ich glaube, wir sind soweit. Ich glaube, ich habe keine Wahl mehr. Ich denke, wir sind jetzt soweit“, erklärte er.
Ganz lebensverändernd ist die Summe für ihn dennoch nicht. „Jein. Ich lebe nicht über meine Verhältnisse. Es ist schön, es auf dem Konto zu haben, aber ich gehe da hoch, um Darts zu spielen. Das Geld ist ein riesiger Bonus — jetzt will ich die Trophäe.“
Mit der konkreten Planung will Hood erst nach der Weltmeisterschaft beginnen. „Ich habe noch keinen Zeitplan. Aber du musst doppelt zahlen“, scherzt Hood mit einem Reporter. „Wir schauen nach der WM drauf. Halber Preis? Bin dabei“, wird er sich schließlich mit dem Journalist einig.
Und vielleicht liefert das künftige Geschäftsmodell sogar den passenden Treibstoff für die nächsten Aufgaben auf der Bühne. „Jedes Spiel ist für mich unvorhersehbar. Ich gehe zurück, esse wahrscheinlich Chinesisch — vielleicht zwei- oder dreimal. Aber im Ernst: Ich behandle es wie jedes andere Spiel auch — trainieren, gutes Essen, bereit machen“, sagte Hood abschließend.
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