„Kostenloses Essen – dann sind wir in sechs Monaten pleite“: Justin Hood kämpft um den Traum vom eigenen chinesischen Restaurant

PDC
Dienstag, 30 Dezember 2025 um 11:45
Justin Hood (1)
Justin Hood ist auf dem besten Weg, seinem Traumjahr bei der WM Darts 2026 eine ganz besondere Fortsetzung zu geben. Der Engländer, besser bekannt unter seinem Spitznamen „Happy Feet“, erreichte nach einem überzeugenden Sieg über Ryan Meikle das Achtelfinale der WM. Damit ist Hood nicht nur sportlich erfolgreich, sondern auch persönlich seinem langgehegten Traum näher gekommen: der Eröffnung eines eigenen chinesischen Restaurants. Nur noch ein Sieg trennt ihn sowohl vom Viertelfinale im Alexandra Palace als auch von den finanziellen Mitteln, um diesen Traum tatsächlich zu verwirklichen.

Von der Sensation gegen Noppert zur neuen Überzeugung

Hood entwickelte sich bei dieser WM zu einer der markantesten und farbenfrohsten Figuren des Turniers. Sein Name machte rasch die Runde nach seinem sensationellen Sieg über Danny Noppert, mit dem er einen der größten niederländischen Favoriten früh aus dem Turnier warf. Dieser Erfolg verschaffte ihm nicht nur Vertrauen, sondern auch Sichtbarkeit bei einem breiteren Publikum.
Gegen Ryan Meikle war die Aufgabe eine andere. Während das Match gegen Noppert von Emotionen, Adrenalin und auffälligen Finishes geprägt war, stand das Duell mit Meikle vor allem im Zeichen von Kontrolle und Reife. Meikle, der selbst nach einer Beinahe-Niederlage nur knapp an Jonny Tata vorbeigekommen war, fand kaum ins Spiel. Hood diktierte das Tempo und zeigte, dass er auch ohne Feuerwerk effektiv gewinnen kann.
„Ich fühle mich gut, aber es kommen noch mehr Spiele“, sagte Hood anschließend zu den Medien auf YouTube. „Ich werde nicht feiern, bis wir gewonnen haben oder raus sind. Ich bin zufrieden mit dem, was ich erreicht habe, aber da kommt noch viel mehr.“

Ergebnis vor Spektakel

Auch wenn der Sieg gegen Meikle weniger spektakulär war als sein Erfolg über Noppert, zog Hood daraus mindestens genauso viel Befriedigung. Für ihn zählt am Ende nur eines: gewinnen. „Wie ich zu allen sage: Es spielt keine Rolle“, erklärte er. „Dieses Danny-Match wird lange nachhallen, aber ich ziehe genauso viel Genugtuung aus diesem Sieg wie aus jenem. Es geht darum, dass du dir die W holst.“
Diese Mentalität zeichnet Hood aus. Er ist kein Spieler, der sich von Averages, Highlights oder externen Erwartungen leiten lässt. Selbst die Rollenverteilung vor seinen Matches lässt ihn kalt. „Ich schaue mir das nicht an. Es ist mir egal, was die Erwartungen sind“, sagte er mit breitem Lächeln. „Es spielt keine Rolle. Ich stehe da oben am Oche, nicht die Buchmacher. Also bin ich glücklich.“

Respektvolle Worte für Callan Rydz

Als Hood mit den Medien sprach, stand das Abendmatch zwischen Callan Rydz und Josh Rock (am Ende mit 4:1 von Rock gewonnen) noch aus. Hood nutzte den Moment, um seinen Respekt und sein Mitgefühl für Rydz auszudrücken, der kurz vor der WM seinen Großvater verloren hatte. „Ich möchte Callan mein Beileid aussprechen“, sagte Hood. „Er hat vor kurzem seinen Opa verloren. Ein großartiger Kerl, und ich hoffe, dass es in seinem Kopf passt. Möge der Bessere gewinnen, aber danach bekommen sie es mit mir zu tun, also hoffe ich, dass sie bereit sind.“
Hood betonte, wie stark sich persönlicher Verlust in einem Hochleistungsumfeld auswirken kann. „Es ist enorm. Wenn er gut damit umgeht, ziehe ich den Hut. Es ist schwer, Menschen zu verlieren, und er ist ein wunderbarer Kerl. Ich hoffe wirklich, dass es ihm gut geht.“
Justin Hood jubelt auf der Bühne im Alexandra Palace
Justin Hood trifft in der vierten Runde auf Josh Rock

Zurückhaltender „Happy Feet“ wegen Krankheit

Auffällig war, dass Hood bei dieser WM etwas weniger ausgelassen wirkte, als man es von ihm gewohnt ist. Das lag laut ihm jedoch nicht an Nervosität oder Fokus, sondern an seinem körperlichen Zustand. „Ich schlage mich seit ein paar Tagen mit einer Erkältung oder Grippe herum“, gab er zu. „In den letzten paar Sätzen war es hart, aber ich habe es über die Ziellinie gebracht. Ich will es nicht zu früh rauslassen und mich zu sehr verausgaben.“
Das erklärt auch, warum „Happy Feet“ auf der Bühne gelegentlich etwas zurückhaltender wirkte, auch wenn seine unverkennbare Ausstrahlung klar erkennbar blieb.
Hinter Hoods Erfolg steckt ein Jahr der Selbstreflexion und harten Lektionen. Der Engländer gibt offen zu, dass er es sich in dieser Saison zu leicht gemacht hat. „Dieses Jahr habe ich das getan, was ich immer tat: Ich habe außerhalb der PDC eigentlich keinen Darts gespielt“, erzählte er. „Ich dachte: Das mache ich ein Jahr und schaue, wo ich stehe. Und ich habe erkannt, dass mein Niveau dafür nicht gut genug ist.“
Die Schlussfolgerung war klar: Wer auf diesem Niveau bestehen will, muss die Stunden investieren. Genau das hat Hood in den vergangenen Wochen getan. „Ich habe in den letzten fünf bis sechs Wochen knüppelhart gearbeitet, und es zahlt sich aus. Jeder erwartet, dass du sofort im TV glänzt, aber so funktioniert das nicht. Es ist knallharte Arbeit. Wie gesagt, ich bin dieses Jahr faul gewesen, aber das wird nicht mehr passieren. Ich werde die Zeit reinstecken.“

Der Traum vom China-Restaurant lebt

Neben Darts hat Hood eine weitere große Leidenschaft: Essen. Seit Jahren träumt er davon, ein eigenes chinesisches Restaurant zu eröffnen. Dieser Traum war schon bei der Q-School ein beliebtes Thema, schien aber lange unerreichbar. „Ich liebe einfach das Essen“, sagte er mit Sinn für Humor. „Wenn ich es eröffne, bekomme ich gratis Essen — wir sind in sechs Monaten pleite.“
Dieser Traum lebt seit fünfzehn bis sechzehn Jahren, räumte er ein. Bisher fehlten vor allem die finanziellen Mittel und das richtige Timing. Dank seiner Leistungen bei dieser WM ändert sich das nun. „Wir kommen jetzt nah dran“, bestätigte Hood. „Ich habe ein paar Interessenten, also noch ein Sieg, und ich denke, es kann nächstes Jahr passieren.“
Auf die Frage, ob das Erreichen des Viertelfinals ausreichen würde, um den Plan umzusetzen, fiel seine Antwort eindeutig aus: „Hundert Prozent.“

Selbstvertrauen in Richtung Titel

Obwohl Hood mit beiden Beinen auf dem Boden bleibt, mangelt es ihm keineswegs an Selbstvertrauen. Er glaubt fest daran, das Niveau zu haben, um weit zu kommen — vielleicht sogar bis ganz nach vorne. „Ich habe das Spiel in mir, um es zu schaffen“, stellte er klar. „Es geht um ein Match nach dem anderen. Wenn ich mein bestes Niveau erreiche, kann ich jeden in diesem Turnier schlagen. Wenn nicht, können sie mich schlagen — aber ich weiß, was ich kann.“
Dieser Glaube, kombiniert mit seiner wachsenden Reife auf der Bühne, macht ihn zu einem gefährlichen Außenseiter für den weiteren Turnierverlauf.

Klartext zu Hassnachrichten

Zum Schluss äußerte sich Hood deutlich zu einem anderen Thema, das die WM überschattete: dem zunehmenden Online-Missbrauch gegenüber Spielern und ihren Familien. Anlass waren die Hassnachrichten, die Stephen Bunting erhielt, bei denen sogar dessen junger Sohn Tobias einbezogen wurde. „Es muss zu hundert Prozent etwas passieren“, sagte Hood entschieden. „Es ist schon hart genug für die Spieler, das zu lesen, und dann schicken sie auch noch Nachrichten an deine Familie — vor allem an sein Kind. Er ist ein junger Junge, der muss das alles nicht lesen.“
Nach Hoods Ansicht sind die Darts-Organisationen gefordert. „Die PDC oder die PDPA müssen eingreifen und das lösen.“
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