Das frühe Aus von
Michael van Gerwen bei der
Darts WM 2026 trifft
Vincent van der Voort hart. Der Ex-Profi und enge Vertraute des dreifachen Weltmeisters sah seinen guten Freund im Achtelfinale mit 1:4 gegen
Gary Anderson verlieren. Anschließend sprach er offen über eine enttäuschende, aber auch aufschlussreiche Niederlage. „Das Spiel war nicht super schlecht“,
sagt Van der Voort im Podcast Darts Draait Door. „Aber in den wichtigen Momenten war er nicht da.“
Erstmals seit 2016, das Corona-Jahr ausgenommen, verpasst Van Gerwen die Viertelfinals der Darts WM. Eine Statistik, die die Ernsthaftigkeit der Lage unterstreicht. „Dass er gegen Gary Anderson verliert, kann passieren“, ordnet Van der Voort ein. „Das ist ein Klassespieler. Aber von der Nummer drei der Welt erwartet man mehr. Er spielt im Moment nicht wie die Nummer drei der Welt.“
Wer nur auf die Zahlen blickte, sah kein verheerendes Bild. Van Gerwen spielte über das gesamte Match fast einen 100er-Average. Auch in den ersten neun Darts lag er im Schnitt über der Marke von 100. Für Van der Voort lag der Unterschied jedoch im Detail. „Zu oft Aufnahmen ohne Triple. Das ist ihm früher nicht passiert. Wo er sonst in entscheidenden Momenten zupackte, ließ er es jetzt liegen.“
Dieses Muster zeigte sich bereits früh im Match. In den Auftaktsets bekam Van Gerwen Chancen, die er früher gnadenlos genutzt hätte. „Im ersten Set lässt Anderson ihn komplett drin“, analysiert Van der Voort. „Aber Michael zieht danach selbst nicht durch. Früher war das der Moment, in dem er gezeigt hätte: Das war dein Fehler, jetzt ist Schluss.“
Drittes Set als Wendepunkt
Das dritte Set brachte noch einmal Hoffnung. Van Gerwen spielte dort seine besten Darts des Abends und schien das Momentum auf seine Seite zu ziehen. Doch genau danach kippte das Spiel erneut. „Dann gibst du wieder so leicht das erste Leg ab“, seufzt Van der Voort. „Das passiert ihm jetzt zu oft. Das hat mit Matchrhythmus und Form zu tun.“
Für den Ex-Profi ist das die logische Folge eines Jahres ohne Konstanz. „Du kannst nicht fast ein Jahr wenig machen und dann erwarten, dass du auf dieser Bühne ungestraft mithältst“, sagt er klar. „Auf diesem Niveau reicht das nicht mehr.“
Ganz abschreiben will Van der Voort Van Gerwens WM-Kampagne dennoch nicht. „Es ist keine glatte Fünf“, betont er. „Aber es ist mager. Man muss da keine Note draufkleben.“ Gleichzeitig schwingt deutliche Sorge mit. „Es ist zu wechselhaft. Ein Tag ist er da, der andere nicht. Das passt nicht zu seinem Anspruch.“
Die Niederlage gegen Anderson sieht Van der Voort deshalb nicht als Ausrutscher. „Das ist nicht heute schiefgelaufen. Das kommt irgendwoher. Er hatte ein sehr schwieriges Jahr.“
Nach dem Match hatte Van der Voort telefonischen Kontakt mit Van Gerwen. „Er ist todunglücklich“, erzählt er. „Er ist immer noch ein Gewinner, das steckt noch tief in ihm. Er hat alles getan, um heute so gut wie möglich zu sein. Die Vorbereitung war gut. Es war nur nicht gut genug.“ Vorwürfe macht er seinem Freund keine. „Das ist kein Unwille. Aber wenn es nicht da ist, ist es nicht da. Das muss man anerkennen.“
Michael van Gerwen verlor im Achtelfinale mit 1:4 gegen Gary Anderson
Hartes Jahr in Sicht
Für Van Gerwen beginnt nun eine entscheidende Phase seiner Karriere. Er beendete das Jahr als 21. der Jahresrangliste und muss in der kommenden Saison viel Preisgeld verteidigen. „Wenn du noch so ein Jahr spielst, kannst du aus den Top Sechzehn fallen“, warnt Van der Voort. „Das klingt bizarr, ist aber durchaus möglich.“
Die Konkurrenz schläft nicht. Spieler wie Jonny Clayton und Gian van Veen rücken näher. „Gian spielt alles“, sagt Van der Voort. „Das ist ein junger, hungriger Hund. Und solche Jungs gibt es immer mehr.“
In der kommenden Woche wollen sich Van der Voort und Van Gerwen zusammensetzen. Die zentrale Frage ist für ihn klar. „Was willst du selbst noch? Es ist seine Karriere. Er entscheidet alles. Ich kann nur sagen, was ich sehe und was auf ihn zukommt.“
Sein Wunsch ist eindeutig formuliert. „Ich hoffe, dass er sagt: Wir gehen dieses Jahr zu hundert Prozent dafür. Dass dieser Hunger wieder da ist. Das würde ich wirklich herrlich finden, das zu hören.“