Gabriel Clemens über den Existenzdruck im Profi-Darts: „Manche Spieler kämpfen darum, dass im Winter die Heizung läuft“

PDC
durch Nic Gayer
Samstag, 06 September 2025 um 11:02
gabriel clemens
Darts ist längst kein Kneipensport mehr. Die Preisgelder steigen, die TV-Übertragungen boomen, und dennoch offenbart ein Blick hinter die Kulissen: Für viele Profis bleibt der Alltag hart, unsicher und von existenziellen Sorgen geprägt. Im Podcast „Darts auf die #1“ diskutierten Gabriel Clemens, Robert Marijanovic und Marcel Althaus jüngst offen über den finanziellen Druck auf der Tour – und über die kürzlichen Kontroversen im Frauendarts rund um Beau Greaves.

Preisgeld als Existenzgrundlage

Ein Satz von Gabriel Clemens bringt die Realität vieler Profis auf den Punkt: „Wenn man das erste Spiel bei einem Players Championship gewinnt, gibt es 1.000 Pfund. Und man sieht, wie wichtig dieser Sieg für viele ist – weil man weiß, die Heizung ist im Winter bezahlt.“
Robert Marijanovic bestätigte die Härte dieser Ausgangslage: „Man merkt das schon vor Ort. Viele Spieler sind nach einer Erstrundenniederlage frustrierter als nach einem knappen Aus in Runde zwei oder drei. Denn diese 1.000 Pfund sind für viele einfach entscheidend.“
Marcel Althaus ergänzte, dass es sich dabei nicht um eine abstrakte Zahl handelt: „Es gibt Spieler, die ohne Sponsoren antreten. Für die kann so ein Match im Decider tatsächlich darüber entscheiden, wie voll der Kühlschrank in diesem Monat ist.“

Zwischen Erfolg und Pleite

Marijanovic erinnerte sich im Podcast an eigene Zeiten, in denen Preisgelder seinen Alltag prägten: „Es gab Phasen, da wusste ich: Wenn ich dieses Turnier nicht gewinne, kann ich mir keine neuen Winterreifen leisten. Oder ich musste mit Darts das Studium meiner Frau querfinanzieren. Zum Glück lief es damals so gut, dass es funktioniert hat.“
Auch prominente Beispiele aus der Szene verdeutlichen, wie schmal der Grat sein kann. Paul Nicholson etwa, einst Major-Sieger und PDC-Aushängeschild, musste sein Haus verkaufen und wurde nach eigener Aussage von seiner Partnerin durchgefüttert. Ganz anders Daryl Gurney: Der Nordire investierte früh in Immobilien und profitiert inzwischen von Mieteinnahmen.
„Man sieht daran, wie unterschiedlich Karrieren verlaufen können“, analysierte Marijanovic. „Ein Manager ist heute extrem wichtig. Littlers Manager hat für ihn bereits alles perfekt geregelt.“

Ein Sport im Umbruch

Die Folge macht deutlich: Darts ist ein Sport voller Gegensätze. Auf der einen Seite stehen steigende Preisgelder, ausverkaufte Arenen und Superstars wie Luke Littler. Auf der anderen Seite kämpfen Profis um jeden Pfund in der Rangliste – und Spielerinnen wie Beau Greaves müssen sich trotz historischer Erfolge gegen unsachliche Kritik verteidigen.
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