Beau Greaves hat die Dartswelt einmal mehr verblüfft – nicht mit einem neuen Titel, sondern mit einer Aussage, die viele Profis kurz vor ihrem PDC
Darts WM ins Grübeln bringt. Während andere stundenlang am Board stehen, verriet die 21-Jährige, dass ihr tägliches Training gerade einmal eine halbe Stunde dauert. Trotzdem spielte sie 2025 eine Saison, wie sie selbst erfahrene Profis kaum vorweisen können.
Zu Gast bei den talkSPORT-Moderatoren Andy Goldstein und Ex-Fußballprofi Darren Bent sprach die Engländerin, liebevoll „Beau ’n’ Arrow“ genannt, offen über ihren ungewöhnlichen Ansatz. „Ja, etwa 30 Minuten“, bestätigte sie auf Nachfrage. „Als ich jünger war, habe ich sehr viel trainiert. Aber mit der Zeit habe ich gemerkt, dass mein Arm locker bleibt, auch wenn ich weniger mache.“
Goldstein und Bent reagierten überrascht. Sie gestanden, selbst täglich rund eine Stunde zu üben – Goldstein brauche allein 30 Minuten, um sich überhaupt „wohl“ zu fühlen. Greaves aber sah keinen Grund, ihren Weg zu ändern: „Ich habe einen natürlichen, geraden Wurf. Der hat sich nie wirklich verändert. Deshalb halte ich es so simpel wie möglich.“
Erfolg durch Einfachheit: Die Saison einer Ausnahmespielerin
Wie effektiv dieser Minimalismus sein kann, hat Greaves 2025 eindrucksvoll bewiesen. In der PDC Women’s Series dominierte sie die Konkurrenz nahezu nach Belieben und gewann unglaubliche 86 Matches in Folge – ein Rekord, der die Szene staunen ließ. Mit dieser Siegesserie sicherte sie sich nicht nur den Gesamttitel, sondern auch einen Startplatz bei der Darts WM 2026.
Beau Greaves trifft in der Auftaktrunde der Darts WM 2026 auf den Nordiren Daryl Gurney.
Doch damit nicht genug: Auf der PDC
Development Tour belegte sie Rang zwei und erspielte sich dadurch die begehrte Tour Card für die nächsten zwei Jahre. Damit wechselt sie endgültig in die Welt der Vollprofis. Auch auf den TV-Bühnen hinterließ sie Spuren – ob bei ihrem Auftritt beim Grand Slam of Darts oder beim Finale der PDC World Youth Championship, wo sie im Halbfinale Weltmeister Luke Littler bezwang. Erst im Endspiel wurde sie von sie Gian van Veen gestoppt.
Natürliches Talent statt Dauertraining
Seit ihrem zehnten Lebensjahr steht Greaves regelmäßig am Oche. Sie glaubt, dass ihr früher Start ein entscheidender Vorteil war. „Ich hatte schon immer einen geraden, geschmeidigen Wurf“, erklärte sie. „Das hat sich nie wirklich verändert. Ich denke, je älter man wird, desto mehr Druck entsteht im Kopf. Ich versuche, das auszublenden und alles einfach zu halten.“
Diese Philosophie widerspricht dem Trend vieler Profis, die täglich mehrere Stunden trainieren. Doch Greaves beweist, dass ein klarer Kopf, Talent und Effizienz oft mehr zählen als endlose Übungsstunden. Ihr Stil, ruhig und besonnen, hebt sie von vielen Kolleginnen ab – und macht sie brandgefährlich, wenn es zählt.
Blick auf die WM: Gurney als erste Hürde
Bei der kommenden Weltmeisterschaft im Alexandra Palace greift Beau Greaves zum zweiten Mal zum Pfeil. Bei ihrem Debüt scheiterte sie noch in Runde eins gegen William O’Connor, doch diesmal sehen Experten in ihr eine potenzielle Sensationsspielerin.
In der ersten Runde trifft sie am Freitag, den 19. Dezember, auf den Nordiren
Daryl Gurney, die Nummer 22 der Setzliste. Der Sieger dieses Duells bekommt es später mit Callan Rydz oder Patrik Kovacs zu tun. Schon jetzt wird Greaves als Außenseiterin gehandelt, die niemand unterschätzen darf – eine Spielerin, die mit minimalem Aufwand maximale Wirkung erzielt.
Und wer weiß: Sollte sie in London dieselbe Lockerheit zeigen wie in diesem Jahr, könnte Beau Greaves bald Geschichte schreiben – die Geschichte einer jungen Frau, die mit 30 Minuten Training am Tag die Dartswelt erobert.