Van Gerwen nimmt auf dem Weg zur Darts-WM mehr als 20 Kilo ab: „Und ich habe auch keinen Waschbrettbauch, ich bin ja kein Brad Pitt, oder?“

PDC
Donnerstag, 11 Dezember 2025 um 18:00
Michael van Gerwen
Michael van Gerwen startet in diese Darts WM mit einer anderen Ausstrahlung als in den vergangenen Jahren. Körperlich verändert, mental neu gestartet, zugleich jedoch ausgesprochen kritisch gegenüber dem neuen Preisgeldmodell der PDC. Der Niederländer hat ein Jahr hinter sich, in dem private Sorgen und sportliche Enttäuschungen sich häuften, aber in dem er auch eine klare Transformation begonnen hat.
„Ich habe mehr als zwanzig Kilo verloren und wir sind noch nicht am Ziel. Da müssen noch etwa zehn Kilo runter“, erzählt er im Podcast Darts Draait Door. „Ein Teil kommt durch bewusstes Leben und Bewegung, aber ein Teil kam durch Stress. In einer langen Beziehung gerät man in eine Routine, in der man sich selbst nicht an erste Stelle setzt. Jetzt tue ich das, und das ist wichtig.“
Sein guter Freund Vincent van der Voort, jahrelang sein Vertrauter auf dem internationalen Circuit, sah aus nächster Nähe, wie Van Gerwen durch eine schwierige Phase ging. „Am Anfang nahm er wegen des Stresses schnell ab. Dann aß er einfach den ganzen Tag nichts, auch weil er keinen Hunger hatte. Dann geht es auch schnell“, sagt Van der Voort.
Die Darts WM kommt zu einem Zeitpunkt, an dem Van Gerwen endlich wieder die Balance zwischen Spitzensport und Privatleben sucht. Zugleich arbeitet er körperlich an sich. Weniger essen, mehr bewegen, andere Prioritäten. Sein Padelplatz erweist sich inzwischen als wichtiger als das Fitnessstudio.
„Das Fitnessstudio finde ich geisttötend. Auf dem Padelplatz triffst du Menschen, es macht Spaß und hält mich in Bewegung. Ab und zu noch eine Stunde dazu, das gefällt mir. Ich muss ein bisschen an mir arbeiten, das ist nicht unvernünftig.“
Diese Anstrengung führt zu sichtbaren Ergebnissen – und zu praktischen Problemen. Van der Voort erzählt lachend, dass Bekleidungspartner Winmau „verrückt wird“ wegen der ständig wechselnden Größen. Van Gerwen reagiert trocken: „Ich gehe doch auch nicht im Pyjama ans Board? Und ein Sixpack habe ich auch nicht, ich bin doch kein Brad Pitt, ne.“
Michael van Gerwen wirft seinen Pfeil auf das Dartboard
Michael van Gerwen hat in diesem Jahr bereits mehr als zwanzig Kilo abgenommen

Eine WM mit einem beispiellosen Preisschild

Während Van Gerwen selbst an einer neuen körperlichen Basis arbeitet, verändert sich auch die Welt, in der er performen muss. Diese WM ist das erste Turnier, bei dem die PDC ihr Preisgeld explosionsartig erhöht. Die Siegprämie überschreitet erstmals die Grenze von einer Million Pfund; alle Runden wurden im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt.
Der dreifache Weltmeister spricht von einem historischen Schritt, setzt aber sofort eine Einschränkung dahinter. „Das hätten wir all die Jahre niemals zu träumen gewagt“, sagt er. „Aber die Verteilung finde ich nur nicht so fair.“ Der unterlegene Finalist erhält „nur“ 400.000 Pfund. „Ich finde, dass die Platzierung nach dem Sieger nie weniger als die Hälfte sein kann. Die PDC prahlt nur mit der Siegprämie.“
Laut Van Gerwen verbirgt sich hinter dieser scheinbar großzügigen Erhöhung ein strukturelles Problem, das die PDC selbst treffen kann. „Das Problem ist später, dass der Weltmeister sagen kann, dass er an fast keinem anderen Turnier mehr teilnehmen muss. Wer auch immer das ist.“
Da die Order of Merit vollständig auf Preisgeld basiert, droht die WM noch stärker zu gewichten als ohnehin schon. In allen anderen Turnieren steigen die Preisgelder zwar ab 2026 mit, aber bei weitem nicht im gleichen Tempo. Das Risiko: eine Rangliste, die vor schiefen Verhältnissen strotzt.
Van der Voort teilt diese Sorge. „Wenn du eine Million gewinnst und danach nur noch ein paar Turniere spielst, musst du beim Rest nirgends mehr mitmachen. Deine Position ganz oben gerät nicht mehr in Gefahr. Damit bringst du die PDC in eine missliche Lage.“
Van Gerwen illustriert den Unterschied mit einem Beispiel direkt aus der Praxis. „Ich muss 600 Pro Tours gewinnen und dann habe ich noch nicht genug. Das ist zwanzig Jahre lang alle Floor-Turniere gewinnen. Was soll das?! Das geht doch nicht?“
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