Ryan Searle bleibt in Erstrundenmatches bei der
Darts WM unbesiegt. Der Engländer setzte sich im Alexandra Palace sicher mit 3:0 gegen
Chris Landman durch und zog damit ohne Satzverlust in die zweite Runde der
Darts WM ein. Es war kein glanzvoller Abend, aber einer, an dem der 36-Jährige genau das tat, was nötig war.
„Ja, das war in Ordnung. Nichts Spektakuläres, aber solide“, sagte Searle in der
Pressekonferenz nach dem Sieg. „Ich denke, unter Druck zeige ich mein bestes Spiel.“ Besonders das letzte Leg des zweiten Satzes erwies sich als Schlüssel. Nachdem er zuvor eine Chance ausgelassen hatte, beendete Searle das Set mit einem starken 11-Darter. „Bei 2:2 hatte ich kurz einen Blackout, aber dann diesen 11-Darter zu werfen, war immens wichtig. Wenn er den Satz holt und es 1:1 steht, bekommt er das Momentum – so blieb alles auf meiner Seite.“
Routine im Auftakt – Searles perfekte Startbilanz
Während viele Spieler in ihrem ersten WM-Match Nerven zeigen, präsentiert sich Searle traditionell abgeklärt. Noch nie ist er in Runde eins ausgeschieden – eine bemerkenswerte Serie, die er jedoch selbst relativiert. „Ich weiß nicht, warum das so ist. Manchmal hatte ich leichte Gegner, manchmal schwierige, aber ich gewinne fast immer mein erstes Spiel. Das ist schön.“
Ryan Searle verlor noch nie in der ersten Runde der Darts WM.
Nach drei Achtelfinals bei bisherigen Weltmeisterschaften will Searle in diesem Jahr mehr. „Natürlich schaust du nur von Match zu Match, aber mein Ziel ist ganz klar das Viertelfinale“, erklärte er selbstbewusst.
Im vergangenen Jahr scheiterte er unglücklich an Ryan Joyce – trotz eines Averages von rund 101 Punkten und 50 Prozent Trefferquote auf die Doppel. „Ich habe damals wirklich gut gespielt, aber Joyce war an dem Abend einfach besser. Manchmal ist die Auslosung einfach brutal.“ Ironischerweise war Joyce später der einzige Spieler, der Luke Littler gefährlich wurde – ein Beweis, wie eng Searles Begegnung war.
Solche Erlebnisse lassen den Engländer aber kalt. „Vielleicht sollte ich mir solche Dinge manchmal mehr zu Herzen nehmen“, sagte er mit einem Grinsen. „Aber so bin ich eben. Ich nehme nicht alles gleich ernst, doch wenn ich auf der Bühne stehe, gebe ich immer mein Bestes.“
Entspannt und selbstbewusst – Searles mentale Stärke
Auffällig: In diesem Jahr wirkt Ryan Searle gelassener denn je. „Ja, wahrscheinlich schon. Ich weiß nicht, ob das gut oder schlecht ist“, meinte er lachend. „Die Nervosität kommt erst, wenn ich den Hügel zum Ally Pally hochfahre. Es ist das einzige Turnier, bei dem ich das wirklich noch spüre. Du spielst so oft auf großen Bühnen, dass du ein bisschen abstumpfst – aber die WM willst du gewinnen.“
Selbst kleinere Missgeschicke bringen ihn nicht aus dem Konzept. Als er bei 95 Punkten aus Versehen auf das falsche Doppel zielte, nahm er es locker. „Ich dachte, es sei ein Single, deswegen der wilde zweite Dart. Er holte sich das Leg danach, aber ich blieb ruhig und gewann den Satz trotzdem.“
Diese Ruhe ist kein Zufall, sondern Teil seiner Haltung. Searle lässt sich weder von Fehlern noch vom Umfeld ablenken – eine Eigenschaft, die ihn zu einem gefährlichen Gegner macht, wenn der Druck steigt.
Familie, Alltag und Training – Searle bleibt bodenständig
Hinter dem kraftvollen Spitznamen „Heavy Metal“ steckt ein bodenständiger Typ, der klare Prioritäten setzt. „Meine größte Motivation ist, meiner Familie ein gutes Leben zu ermöglichen. Zum Glück muss man heute kein Humphries oder Littler sein, um gut zu verdienen“, sagte Searle mit einem Augenzwinkern.
Auch sein Trainingspensum hält sich in Grenzen – was viele überraschen mag. „Ich habe ehrlich gesagt nicht viel trainiert“, gab er zu. „Ich wollte eigentlich noch ein paar Sessions mit
Gary Anderson machen, aber das hat zeitlich nicht gepasst. Wir hatten beide ein paar Exhibitions. Stattdessen habe ich fast jeden Abend Call of Duty mit
Luke Humphries gespielt – Wahrscheinlich nicht ideal, aber man muss die Balance finden.“
Trotzdem zählt Searle auf dem ProTour-Floor zu den konstantesten Spielern des Jahres. „Ich weiß, wie gut ich sein kann“, sagte er selbstkritisch. „Auf dem Floor zeige ich das regelmäßig, auf der Bühne zu selten. Das muss sich ändern.“
Seine neue Lockerheit und das gewachsene Selbstvertrauen sollen genau das ermöglichen: mehr Konstanz auf der großen Bühne.
Der Blick nach vorn – Viertelfinale als Ziel
Das Ziel ist klar definiert: die Runde der letzten Acht. „Ich habe ein paar Mal das Achtelfinale erreicht, aber nie das Viertelfinale. Wenn ich das schaffe, ist das für mich ein großer Schritt“, erklärte Searle entschlossen.
Die kommenden Tage will er zur Regeneration nutzen – und vielleicht für etwas Weihnachtsstimmung. „Ich erledige ein paar Weihnachtseinkäufe mit meiner Familie und hoffe, dass Gary (Anderson) morgen gewinnt, damit wir noch trainieren können. Wenn nicht, mache ich das allein. Jetzt geht’s mehr um Vertrauen als um Training – und mit meinen neuen Darts fühle ich mich richtig wohl.“
Searle kehrt am Samstag, den 20. Dezember, ans Oche zurück. Dann trifft „Heavy Metal“ in der zweiten Runde auf den Sieger der Partie zwischen Brendan Dolan und Tavis Dudeney – mit dem festen Vorsatz, seine Serie nicht nur fortzusetzen, sondern endlich den nächsten Schritt zu gehen.