„Junge Leute sind langweilig, absolut langweilig“ - Gary Anderson teilt gegen die neue Generation aus

PDC
durch Nic Gayer
Sonntag, 20 Juli 2025 um 22:40
Gary Anderson
Gary Anderson feierte am Samstagabend ein erfolgreiches Comeback auf die legendäre Bühne der Winter Gardens in Blackpool. Mit einem 10-5-Sieg meldete sich der Schotte eindrucksvoll zurück – doch es war nicht nur seine Leistung am Oche, die für Gesprächsstoff sorgte. Sein leidenschaftlicher Pressekonferenz-Auftritt gegenüber Dartsnews.de nach dem Match rückte vielmehr seine Sicht auf den modernen Dartsport ins Rampenlicht.
Anderson ließ tief blicken: über die Entwicklung der Szene, seine persönlichen Kämpfe und seine nostalgische Verbundenheit mit früheren Zeiten. Die Botschaft war klar – der Sport hat sich verändert. Und nicht alles davon gefällt ihm.

„Junge Leute sind langweilig. Absolut langweilig.“

Gary Anderson fand klare Worte für die Generation der jungen Profis. Während er sich an gesellige Abende mit Größen wie Adrian Lewis, Phil Taylor oder Kevin Painter erinnerte, kritisierte er die heutige Zurückhaltung vieler Spieler hinter den Kulissen.
„Sie schauen nur auf ihre Handys, haben Kopfhörer drin – sie reden nicht“, erklärte er nach seinem Sieg. Die Atmosphäre sei nicht mehr die gleiche wie zu seinen Glanzzeiten. „Man muss lachen können. Egal ob auf der Baustelle oder im Büro – ohne Lachen wird’s schwer. Und davon gibt’s heute zu wenig.“
Gary Anderson VS Luke Woodhouse
98.02 Average (3 Darts) 94.11
22 100+ Thrown 12
10 140+ Thrown 5
2 180 Thrown 6
101 Highest Checkout 167
1 Checkout 100+ 1
66.7 Checkout percentage 41.7
10 / 15 Checkout 5 / 12
Zwar lobt er den professionellen Ansatz der jungen Generation, sieht aber auch Schattenseiten: „Sie sehen Darts als ihren Job, als Lebensgrundlage – das ist okay. Aber manchmal vergessen sie, worum es hier eigentlich geht.“

„Ich kämpfe… Es ist ein Kampf, aber wir kommen voran.“

Auch sportlich war es für Anderson kein Spaziergang. Zwischenzeitlich wechselte er sogar während des Spiels seine Darts, suchte spürbar nach Rhythmus. „Ich habe mit langen Spitzen angefangen, aber die liefen nicht. Dann zurück zu den kurzen – auch nicht besser. Am Ende bin ich wieder zu den ersten zurück und die letzten fünf Legs liefen dann gut.“
Sein Average von fast 98 Punkten zeigt, dass Anderson noch immer auf Topniveau agieren kann – doch das Training komme zu kurz. „Ich versuche es. Die Leute sagen, ich soll weitermachen, aber es ist harte Arbeit. Ich habe ein Leben neben dem Darts – das steht nicht mehr an erster Stelle.“
Auch im Hinblick auf einen möglichen Titelgewinn bleibt Anderson realistisch: „Eines nach dem anderen. Ich war nie der Typ, der gesagt hat: Ich gewinne das Ding.“
Ehrlich wie gewohnt: Gary Anderson enttäuscht selten - weder am Oche, noch am Mikrofon
Ehrlich wie gewohnt: Gary Anderson enttäuscht selten - weder am Oche, noch am Mikrofon

„Wenn ich fertig bin, bin ich fertig – keine Seniorentour“

Trotz der Leidenschaft für den Sport schließt Anderson eine Zukunft auf der Senioren-Tour kategorisch aus. „Ich glaube nicht, dass ich dort spielen werde. Wenn ich aufhöre, höre ich auf. Punkt.“
Stattdessen genießt er die Zeit mit seiner Familie in Ribby Hall – weit weg vom Darttrubel. „Wir waren im Zoo, die Kinder lieben es. Wenn du Familie hast, komm nach Blackpool, bleib da – das ist fantastisch. Und nein, ich werde nicht bezahlt, das zu sagen!“
Er zeigt sich dankbar für Orte wie die Winter Gardens, wünscht sich jedoch eine Rückkehr zu Veranstaltungsorten wie der Civic Hall in Wolverhampton: „Das war für mich der beste Austragungsort überhaupt. Da ging’s um mehr als nur um ein Turnier – das war ein Gefühl.“

„Es sind die Kinder – sie lieben den Dartsport“

Auch während der Sessionpausen nimmt sich Anderson Zeit für das, was ihm besonders wichtig ist: die Fans. Ein neuer Trend zeigt sich – Kinder bitten um Autogramme auf den Walk-on-Schildern.
„Wenn du keine fünf Minuten für die Kinder hast, um ihnen ein Lächeln zu schenken, dann solltest du diesen Job nicht machen“, sagte er mit Nachdruck. „Sie sind vielleicht nur einmal da – also nimm dir die Zeit. Es wird dich nicht umbringen.“
Gary Anderson – offen, ehrlich, kämpferisch. Seine Rückkehr nach Blackpool war mehr als ein sportliches Statement. Es war ein Appell an Menschlichkeit, an Gemeinschaft – und an das, was Darts einst groß gemacht hat.
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