Reifeprüfung bestanden: Luke Woodhouse überzeugt im Ally Pally – „Das ist vor allem eine Botschaft an mich selbst“

PDC
durch Nic Gayer
Sonntag, 28 Dezember 2025 um 15:30
Luke Woodhouse
Luke Woodhouse trat nach seinem Drittrundenmatch bei der Darts WM 2026 mit einem breiten Lächeln vor die Presse. Der Engländer freute sich nicht nur über den Sieg gegen Andrew Gilding, sondern vor allem über die Art und Weise, wie er ihn errungen hatte. Nach einem holprigen Start kämpfte Woodhouse sichtbar mit sich selbst, fand dann jedoch zurück zu seinem Spiel und präsentierte in den letzten drei Sätzen Darts auf allerhöchstem Niveau. Mit Averages jenseits der 100, neuem Selbstvertrauen und einem klaren mentalen Klick zog er im Ally Pally zum zweiten Mal in Folge ins Achtelfinale ein.
„Die ersten beiden Sätze waren eigentlich einfach schlecht“, sagte Woodhouse bemerkenswert offen (YouTube). „Wirklich schrecklich sogar. Ich habe mich selbst ein wenig ausgebremst.“ Er versuchte, sich dem Tempo seines Gegners anzupassen, spielte zu langsam und verlor dabei seinen natürlichen Rhythmus. „Ich habe mir eine ordentliche Standpauke gehalten. Nach der zweiten Pause dachte ich: Spiel einfach dein eigenes Spiel. Was passiert, passiert. Und ab diesem Moment lief es.“

Vom Kampf zur Dominanz

Der Umschwung zeigte sich sofort. Während Woodhouse zu Beginn Probleme auf die Doppel hatte und sich unnötig selbst unter Druck setzte, löste er sich nach der zweiten Unterbrechung komplett. In den drei folgenden Sätzen spielte er einen Average von über 102 – Zahlen, die gerade auf der größten Bühne des Jahres Eindruck hinterlassen.
Luke Woodhouse trifft im Achtelfinale auf Krzysztof Ratajski
Luke Woodhouse trifft im Achtelfinale auf Krzysztof Ratajski
„Wenn du bei der WM über 100 im Average wirfst, gibt dir das enorm viel Vertrauen“, erklärte er. „Es war kein komplettes Match über 100, aber die letzten drei Sätze schon. Ich fühlte mich wirklich gut, sobald ich wieder in meinem eigenen Rhythmus war.“ Entscheidend sei dabei nicht gewesen, schneller zu spielen, betonte Woodhouse, sondern in seinem gewohnten Tempo zu bleiben.

Erfahrung zahlt sich aus

Die Art und Weise, wie Woodhouse das Match drehte, sagt viel über seine Entwicklung aus. Wo er sich früher mental noch festfahren konnte, blieb er diesmal ruhig und suchte nach Lösungen. „Das kommt durch Erfahrung“, sagte er. „Nicht nur hier bei der WM, sondern das ganze Jahr. Ich habe alle European Tours gespielt, alle Majors. Ich bin jetzt ein erfahrener Spieler. Ich weiß, was ich tun und lassen muss.“
Diese Erfahrung half ihm auch dabei, negative Gedanken auszublenden – selbst in Phasen, in denen er Legs gewann, aber mit seiner Leistung unzufrieden war. „Ich habe mich unter Druck gesetzt, weil ich wusste, dass er nicht sein Bestes spielte. Dann fängst du an zu forcieren, vor allem auf die Doppel. Das hat gegen mich gearbeitet. Deshalb dachte ich nach dem zweiten Satz: entspann dich, spiel dein eigenes Spiel und schau, was passiert.“
Das Resultat sprach für sich. Woodhouse gewann sieben Legs in Serie, ließ seinem Gegner kaum noch Chancen auf die Doppel und drehte das Match komplett zu seinen Gunsten.

Ein klarer Schritt nach vorn

Dass dieser Erfolg kein Zufall ist, spiegelt sich auch in seiner Weltranglistenposition wider. Mittlerweile ist Woodhouse auf Platz 20 der Welt geklettert. „Das fühlt sich großartig an“, räumte er ein. „Wenn du mir das vor vier oder fünf Jahren gesagt hättest, hätte ich sofort unterschrieben. Damals war ich froh, wenn ich meine Tourcard hielt. Danach Top 40, Top 32 … und jetzt Top 20.“
Dieser Fortschritt bestätigt für ihn selbst, was er schon länger spürt. „Ich beweise es nicht nur anderen, sondern auch mir selbst, dass ich wirklich in der Lage bin, Großes zu leisten. Der nächste Schritt ist die Top 16. Das ist das Ziel.“
Zum zweiten Mal in Folge steht Woodhouse nun in der vierten Runde der Weltmeisterschaft. Eine Leistung, die unterstreicht, wie stabil sein Niveau in den vergangenen anderthalb bis zwei Jahren geworden ist. „Die letzten 18 Monate sind wahrscheinlich meine beste Zeit auf der Tour“, sagte er. „Ich stand dieses Jahr beim Preisgeld weit oben, ich bin Top-20 auf der Pro Tour. Solche Dinge summieren sich.“
Besonders wertvoll seien für ihn die Erfahrungen auf der ganz großen Bühne. „Das ist das größte Turnier des Jahres. Wenn du irgendwo gut spielen willst, dann hier. Alexandra Palace bietet für mich die beste Atmosphäre, die wir haben. Wenn du dich hier nicht pushen und es genießen kannst, bist du im falschen Sport.“

Ausblick: Ratajski wartet

In der nächsten Runde trifft Woodhouse auf den Polen Krzysztof Ratajski – einen Gegner mit Format, gegen den er in den vergangenen Jahren regelmäßig gespielt hat. Vergangene Statistiken blendet er bewusst aus. „Ich denke nicht daran. Wir spielen so oft gegeneinander. Auf dieser Bühne ist es einfach ein Kampf. Wer besser spielt, gewinnt.“
Mit Blick auf das Tempo des Polen geht Woodhouse dennoch optimistisch in das Duell. „Das sollte angenehm sein. Heute habe ich mich zu sehr angepasst, das hat nicht funktioniert. Gegen Krzysztof erwarte ich ein schönes, natürliches Tempo.“

Botschaft an sich selbst

Auf die Frage, welches Signal er mit dieser Leistung senden wolle, blieb Luke Woodhouse nüchtern. „Keine Botschaft an andere, nur an mich selbst. Dass ich weiß, dass ich es kann. Dass ich, wenn es nötig ist, einen Gang hochschalten kann.“
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