„Es ist nicht an mir, über die Situation von Dom Taylor zu urteilen“ – Jonny Clayton übersteht Zonneveld-Test und bleibt bei der Darts WM auf Kurs

PDC
Sonntag, 28 Dezember 2025 um 13:30
Jonny Clayton
Jonny Clayton stand nach seinem Drittrundenmatch bei der Darts WM 2026 sichtbar erleichtert vor der Presse, zugleich aber klar fokussiert. Der Waliser hatte ein intensives Duell mit Niels Zonneveld hinter sich, das ihn über weite Strecken forderte. Satz für Satz entwickelte sich ein offener Schlagabtausch, in dem Zonneveld immer wieder Antworten fand und Clayton konstant unter Druck setzte. Am Ende setzte sich jedoch die Routine des ehemaligen Major-Champions durch, der auch in schwierigen Phasen die Ruhe bewahrte.
Das Match spiegelte Claytons bisherigen Turnierverlauf im Alexandra Palace treffend wider. Nicht alles lief reibungslos, doch der 50-Jährige blieb kontrolliert und effizient. Mehrfach ging er in Führung – beim Stand von 1:0, 2:1 und 3:2 –, ohne den Widerstand seines Gegners abschütteln zu können. Zonneveld kam jedes Mal zurück. In den entscheidenden Momenten aber war Clayton zur Stelle und brachte das Spiel mit kühlem Kopf zu Ende.

Erfahrung im richtigen Moment

Sportlich fair ordnete Clayton den Erfolg direkt nach dem Match ein. „Niels ist ein großartiger Spieler“, sagte er. „Wir wissen alle, dass er eine schöne Zukunft in diesem Sport hat. Aber ich musste meinen Job machen, und das habe ich heute Abend getan.“ Wie immer neigt "The Ferrer" zu keinen großen Worten und richtet seinen Fokus konsequent auf das Wesentliche.
Jonny Clayton auf der WM-Bühne
Jonny Clayton trifft im Achtelfinale auf Andreas Harrysson
Auf den Unterschied im entscheidenden Satz angesprochen, blieb Clayton bewusst bescheiden. „Ehrlich gesagt weiß ich es nicht genau. Ich blieb einfach konzentriert“, erklärte er. „Im letzten Satz war Niels vielleicht einen Tick schwächer als in den Sätzen zuvor. Ob das an mir lag, weiß ich nicht. Aber ich habe die Chance genutzt.“
Auch statistisch lieferte Clayton überzeugend ab. Mit einem Average von deutlich über 98 Punkten und einer Doppelquote von 47 Prozent bewegte er sich auf starkem Niveau. „Das sind starke Zahlen, ja“, räumte er ein. „Mein Scoring war gut und meine Doppel waren gut. Dankbar, denn damit habe ich eine Zeit lang gekämpft. Also war das sehr positiv.“ Vor allem die Sicherheit auf die Doppel verschaffte ihm in engen Momenten den entscheidenden Vorteil.

Vertrauter Ally Pally, offene Rechnung

Der Alexandra Palace ist für Clayton längst vertrautes Terrain. Zum fünften Mal in Folge steht er mindestens in der vierten Runde der Weltmeisterschaft. Trotzdem schwingt ein gewisser Ehrgeiz mit, denn bislang erreichte er in London nur einmal das Viertelfinale. „Natürlich will ich weiter kommen“, gab er offen zu. „Ich will wie jeder andere Spieler das Turnier gewinnen. Mein Ziel ist es, diese Trophäe in die Höhe zu halten. Wer weiß?“
Besonders ungewöhnlich verlief für Clayton die Phase zwischen seinen ersten beiden Auftritten. Durch den positiven Dopingtest seines eigentlichen Zweitrundengegners Dom Taylor erhielt er eine unfreiwillige Pause von elf Tagen zwischen Runde eins und drei. Eine Situation, die den Rhythmus stören kann, aber Clayton nahm sie gelassen. „Man kann es auf zwei Arten sehen“, erklärte er. „Es ist eine lange Pause. Hätte ich lieber direkt gespielt? Vielleicht, um im Rhythmus zu bleiben. Aber ich werde mich nicht beschweren. Es ist Preisgeld für die Rangliste und das ist nicht mein Problem.“
Den Moment der Nachricht erinnert er noch genau. „Ich war im Westfield Shopping Centre“, erzählte Clayton lachend. „Am Tag zuvor, sorry. Jemand von der PDC rief mich an und sagte, dass ich nach Hause fahren könne."

Gelassen trotz prominenter Ausfälle

Während Clayton zuschauen musste, schieden zahlreiche gesetzte Spieler frühzeitig aus dem Turnier aus. Doch zusätzlichen Druck verspürt er dadurch nicht. „Es wird, was es wird“, sagte er mit einem Schulterzucken. „Ich werde nichts anders machen. Ich will dieses Turnier gewinnen und jedes Mal, wenn ich dort stehe, gebe ich mein Bestes.“
Interessant ist auch sein Umgang mit dem Turniergeschehen abseits der eigenen Matches. „Ich schaue nicht im TV“, gab Clayton zu. „Ich sehe mir nur die Ergebnisse über Flashscore an.“ Das frühe Aus vieler Topspieler beschäftigt ihn kaum. „Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass mich das Ausscheiden von Top-Seeds ärgert."
Das Duell mit Zonneveld bewertete Clayton auch als wichtigen mentalen Test. „Es war ein gutes Spiel“, sagte er. „Ich habe zu Beginn das Ausbullen gewonnen und meinen eigenen Anwurfsatz gewinnen können. Das hilft enorm."
Dass er nach der langen Pause direkt auf einen starken Gegner traf, sieht Clayton im Rückblick sogar als Vorteil. „Es gibt Vertrauen“, erklärte er. „Ich spielte gegen einen sehr guten Spieler und meine Doppel und mein Scoring waren gut. Das ist nur positiv.“

Rückkehr zu den Stärken

Schon nach seinem Auftaktsieg hatte Clayton angekündigt, gezielt an seinen Doppeln arbeiten zu wollen. Der Erfolg gegen Zonneveld bestätigte diesen Ansatz. „Meine Doppel liefen heute Abend gut, und das ist normalerweise meine Stärke“, sagte er. „Es gab einen kleinen Hauch vom alten Clayton. Hoffentlich bleibt das so.“
In der vierten Runde trifft Clayton nun auf Andreas Harrysson. Ein Name, der im Vorfeld weniger Aufmerksamkeit erzeugt, den der Waliser jedoch keinesfalls unterschätzt. „Im Darts muss immer einer gewinnen und einer verlieren. Wenn du nicht performst, fährst du nach Hause“, stellte er klar.
Auf Dom Taylor angesprochen, blieb Clayton respektvoll zurückhaltend. „Es ist nicht an mir, über seine Situation zu urteilen“ sagte er. „Ich weiß nicht, was er durchmacht. Meine Meinung zählt da nicht. Das ist Doms Angelegenheit.“

Traum vom WM-Titel

Clayton weiß, was auf dem Spiel steht. Fünf Jahre in Folge mindestens unter den letzten 16 zu stehen, schürt größere Träume. „Es wäre fantastisch zu gewinnen“, sagte er.
Auch seine Saison insgesamt bewertet Clayton positiv. „Es war ein ordentliches Jahr“, erklärte er. „Der Anfang war großartig, mit Halbfinals und Finals bei Majors. Ich habe wieder ein Lächeln im Gesicht, und das macht mich gefährlich. Also, nur her damit.“
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