Am Montagnachmittag fanden im Londoner Alexandra Palace die letzten deutschen Darts WM-Hoffnungen ein überraschend deutliches Ende. Ricardo Pietreczko, der die deutschen Dart-Fans mit einer starken WM-Kampagne begeisterte, unterlag in einem seltsamen Match mit 0-4 gegen Nathan Aspinall.
Nach dem Spiel stellte sich der 30-Jährige freiwillig den Medienvertretern und sprach über ein Spiel, auf das er überraschend wenig Einfluss nehmen konnte. "Heute war von Beginn an einer dieser Tage, an dem ich gedacht habe, ´Puh, das wird heute schwierig´." Es klingt natürlich blöd, wenn das ein 30-Jähriger sagt, aber ich bin heute Morgen aufgestanden und mir taten alle Knochen weh", erklärte Pikachu sein Achtelfinal-Aus.
Das deutsch-englische Duell sorgte wenig überraschend auch im Ally Pally-Publikum für eine hitzige Atmosphäre. "Ich würde sagen, das Publikum war heute 75 Prozent pro England, was am Ende aber auch egal war, weil heute einfach nicht mein Tag war."
Dennoch war Pietreczko euphorisch in das Duell gestartet, als er vor dem Spiel zusammen mit Aspinall auf der Bühne stand und den kultigen Walk-on des Engländers zelebrierte: "Der Walk-on von Nathan Aspinall ist der Lieblings-Walk-on von meiner Freundin, da ist es für mich sehr schwierig, nach dem Walk-on abzuschalten. Fokus oder Konzentration habe ich aber in diesem Moment nicht verloren, weil man sich danach sofort auf das Spiel konzentriert. Da ist diese Situation gleich wieder aus dem Kopf", beschrieb Pietreczko die Szene zu Beginn des Achtelfinals, die völlig spontan entstanden sei.
Pikachu äußerte sich auch zu den Aussagen seines Gegners, der ihn vor der Partie als "seltsamen Charakter" bezeichnete: "Ich kann das tatsächlich nachvollziehen, da ich sehr zurückhaltend bin, weil ich kein gutes Englisch spreche. Deswegen kann man mich als etwas seltsam wahrnehmen, aber am Ende bin ich einfach ich."
"Dadurch, dass ich nicht gerne fliege, sind wir ab dem 15. hier in England geblieben - es ist einfach schwierig, knapp drei Wochen hier zu bleiben, unter anderem wegen der harten Betten. Ich bin ja auch sonst viel unterwegs, aber das ist schon etwas anderes. Immer nur in einem Hotel zu sein, ist schon wirklich schwierig."
Dennoch kann der 30-Jährige auf eine starke Weltmeisterschaft zurückblicken, bei der er als zweiter deutscher Spieler der PDC-Geschichte ein WM-Achtelfinale erreichte. "Ich verlasse den Ally Pally als Achtelfinalist und das muss mir erst mal jemand nachmachen. Ich bin zufrieden - wenn es immer so weiter geht, haben wir in vier Jahren einen Weltmeister."
In gewohnt lockerer Manier erklärte Pietreczko, dass er bereits morgen an das Practice-Board zurückkehren wird: "Einfach um auf das nächste Jahr zu trainieren. Wir fliegen am 2. Januar wieder nach Hause - ich habe bis zum 2. gebucht, schade, dass es nicht geklappt hat."