Colin „Jaws“ Lloyd hat sich besorgt über die Zukunft von Michael Smith geäußert. Der ehemalige Weltmeister, der 2023 die Sid Waddell Trophy gewann, kämpft seit 2024 mit Formschwankungen und Verletzungsproblemen – eine Situation, die ihn in die ungewohnte Rolle eines Außenseiters in der PDC Order of Merit gedrängt hat.
Im Gespräch mit Online Darts machte Lloyd deutlich, dass er Smiths anhaltende Verletzungssorgen für ein ernstes Risiko hält:
„Ich mache mir wirklich Sorgen um Michael. Er ist ein Klassespieler, und das will ich ihm nicht absprechen. Er war – und ist möglicherweise immer noch – einer der furchterregendsten Spieler da draußen. Aber er hat diese kleinen Verletzungen, und aus kleinen Verletzungen werden große Dinge.“
„Das Gehirn spielt dir Streiche“
Lloyd hofft, dass Smith die Pause – inklusive seiner Matchplay-Abwesenheit – genutzt hat, um Körper und Geist zu stabilisieren:
„Ich habe nur Schnipsel in den sozialen Medien gesehen, aber wenn er die Probleme in den Griff bekommen hat, gibt es keinen Zweifel an seinem Talent. Wenn nicht, dann spielen sie dir irgendwann auch im Kopf einen Streich. Statt dich darauf zu konzentrieren, wer du bist und was du kannst, fängt dein Gehirn an, nach Ausreden zu suchen, bevor du überhaupt etwas getan hast.“
Trotz dieser Warnung unterstrich Lloyd Smiths Ausnahmestatus: „Seine Qualität steht außer Frage. Wenn er wieder in Form kommt, wird er die Rangliste im Handumdrehen hochklettern – dafür ist er einfach zu gut.“
Während Lloyd bei Smith mahnende Töne anschlug, zeigte er sich zuversichtlich, dass Nathan Aspinall seine Schwächephase überstanden hat.
„Ich glaube, Nathan kommt zurück“, betonte er. „Er ist nur wegen des Matchplay-Geldes zurückgefallen – das war riesig. Aber er ist bei allen anderen Turnieren dabei. Vor zwei Jahren hatte er dort keinen Lauf, also wird er jetzt Punkte sammeln. Ich bin überzeugt, dass er wieder aufsteigen wird.“
Findet sich in der Order of Merit wie Michael Smith außerhalb der Top-20 wieder: Nathan Aspinall
Streitpunkt Ranglistensystem
Die Diskussion führte zwangsläufig zum Ranking der PDC. Kritiker monieren seit Längerem, dass das rollierende Zwei-Jahres-System nicht die aktuelle Form abbildet. Lloyd sieht zwar Anpassungsbedarf, warnt jedoch vor vorschnellen Änderungen:
„Vielleicht ist es an der Zeit, darüber nachzudenken. Aber dieses System gibt es seit Jahren. Jeder weiß: Wenn du etwas gewinnst, musst du es zwei Jahre später verteidigen. Es ist nicht perfekt, aber es ist klar. Und die PDC schaut sich diese Dinge an – sie wollen, dass es fair bleibt. Aber ändern kannst du das nicht über Nacht.“
Radikale Idee für die Premier League
Auch die Premier League stand zur Debatte. Viele Fans kritisieren, dass das Einladungsturnier Jahr für Jahr von denselben Spielern geprägt wird. Lloyd schlug eine revolutionäre Alternative vor:
„Warum nicht wie im Golf? Ein FedEx-Cup- oder Race-to-Dubai-System. Die PDC könnte bestimmte Pro Tours, Euro Tours, Majors und World Series auswählen. Nach dem Cut-off stehen die besten Acht oder Zehn fest – fertig. Keine Wild Cards.“
Das würde laut Lloyd eine völlig neue Dynamik schaffen: „So hätten die Fans ein Rennen, das sie verfolgen können. Wer schleicht sich noch rein? Wer fällt raus? Und für die Spieler wäre es ein Tritt in den Hintern. Manche reiten auf der Welle, andere müssten plötzlich Gas geben.“
„Eine Tour Card ist nur der Anfang“
Abschließend richtete Lloyd eine klare Botschaft an die nächste Generation: „Darts ist in einer großartigen Lage. Man kann gutes Geld verdienen – aber eine Tour Card reicht nicht. Das ist erst der Anfang. Du musst dich für die Euro Tours qualifizieren, Majors spielen, dich ständig verbessern. Wer das tut, wird belohnt – sportlich und finanziell. Wer nicht, fliegt schnell auf. Die Zeit wartet auf niemanden, und der Dartsport auch nicht.“
Als jemand, der selbst die Spitze erreicht und den Druck hautnah erlebt hat, weiß Lloyd, wovon er spricht. Seine Worte über Michael Smith sind dabei mehr als eine Momentaufnahme – sie sind eine Mahnung: Für den Weltmeister von 2023 werden die kommenden Monate entscheidend. Entweder überwindet er seine Verletzungen und kehrt in die Weltspitze zurück. Oder die Zweifel, die Lloyd anspricht, werden lauter als je zuvor.