Kritik an der PDC: „Das ist pure Arroganz. Sie halten es nicht für nötig, die Organisatoren zu informieren“

PDC
Mittwoch, 03 September 2025 um 8:00
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Einen Tag nach dem Formel-1-Rennen in Zandvoort setzten sich Damien Vlottes und Vincent van der Voort für eine neue Folge von Darts Draait Door wieder hinter das Mikrofon. Das Gespräch verlagerte sich schnell von der Formel 1 zur Euro Tour in Antwerpen, wo die niederländischen und belgischen Spitzenspieler unterschiedliche Leistungen zeigten. Auch die schlechte Kommunikation der PDC und die Rolle von Raymond van Barneveld im aktuellen Darts-Zirkus wurden diskutiert.
Beide Männer begannen die Folge mit ihren Eindrücken vom Großen Preis der Niederlande. Van der Voort war den ganzen Tag vor Ort und zeigte sich beeindruckt von der Organisation. „Es ist rundum ein tolles Spektakel“, sagte er. „Und ich spreche nicht einmal von den Rennen, sondern von allem drum herum. Wer noch nie dort war, kann sich kaum vorstellen, wie viel los ist.“
Vlottes stimmte zu, und der Vergleich mit dem Dartsport folgte prompt. „Im Dartsport hatten wir natürlich Raymond van Barneveld. Ahoy ist durch ihn und van Gerwen groß geworden. In Zandvoort sieht man, wie ein Mann, Max Verstappen, ein Sportereignis auf ein ganz neues Niveau hebt“, erklärte Van der Voort.

Noppert und der Fluch der Abendsessions

Schnell rückte die Flanders Darts Trophy in den Fokus, wo Danny Noppert erneut in einer Abendsession scheiterte. „Sobald die Abendsession kommt, ist alles vorbei“, kritisierte Van der Voort. „Vielleicht sollte er endlich über den Tellerrand schauen, denn so wie es jetzt läuft, funktioniert es nicht.“
Vlottes, der Noppert im Practice Room beobachtete, widersprach: „Er machte überhaupt keinen müden Eindruck. Körperlich ist er vielleicht der fitteste von allen.“ Doch auf der Bühne blieb die Leistung erneut aus.
Ganz anders präsentierte sich Luke Littler, der trotz seines Alters beeindruckend souverän wirkte. „Er kann sich einfach an- und abschalten. Das haben wir noch nie gesehen“, schwärmte Van der Voort.
Auch James Wade kam zur Sprache. Der Engländer schaffte es erneut ins Halbfinale, ohne zu glänzen. „Wenn jemand hässlich gewinnen kann, dann Wade“, lachte Van der Voort. „Er spielt durchs ganze Turnier keinen 90er Average – und plötzlich im Halbfinale eine 99. Er macht immer genau das, was nötig ist.“

Belgische Unruhen: Huybrechts und De Decker

Das belgische Darts-Wochenende blieb ebenfalls nicht ohne Schlagzeilen. Kim Huybrechts äußerte scharfe Kritik an den Dartmedien, während Mike De Decker einen über zehn Jahre alten Streit neu aufrollte. „Wenn du das nach zwölf Jahren immer noch machst, wird deine Karriere sehr lang“, runzelte Van der Voort die Stirn. „Kim sollte auch mal in den Spiegel schauen. Wenn es immer wieder Zwischenfälle gibt, liegt es vielleicht nicht nur an anderen.“
Vlottes sah es ähnlich: „Besser wäre es gewesen, eine sachliche Nachricht zu senden, um Fehler zu korrigieren, statt es öffentlich aufzubauschen. Dann wären auch nicht alle darauf angesprungen.“

Littlers Triumph über Rock

Im Finale setzte sich Luke Littler einmal mehr durch, auch wenn Josh Rock stark dagegenhielt. Beim Stand von 7:6 erzwang Rock mit einem brillanten 161er Finish das Entscheidungsleg. Littler aber behielt die Nerven und checkte das Match mit einem 11-Darter. „Rock muss sich da ein bisschen an die eigene Nase fassen“, meinte Van der Voort. „Wenn man das Leg eröffnet, muss man dafür sorgen, dass man Littler zumindest zu einem 12-Darter zwingt. Jetzt war es zu einfach.“
Dennoch gab es Lob: „Er blieb ruhig, auch als Littler zur Show ansetzte. Man sieht, dass er Fortschritte macht“, analysierte Van der Voort.

Ärger über die PDC-Kommunikation

Deutlich wurde Van der Voort bei einem anderen Thema: der Informationspolitik der PDC und Sky Sports. So sei die Absage von Luke Humphries erst nach der Auslosung öffentlich geworden. „Das ist pure Arroganz“, kritisierte er. „Sie halten es nicht für nötig, die Organisatoren zu informieren. Dasselbe hört man von Sky gegenüber Viaplay: Sie legen Pausen ein oder verschieben Spiele, ohne es zu kommunizieren.“

Van Barneveld: Publikumsliebling ohne Konstanz

Zum Abschluss ging es um Raymond van Barneveld. In Antwerpen vergab er gegen Ryan Searle beim Stand von 5:3 eine große Chance. „Das ist genau der Punkt, an dem Raymond jetzt steht“, erklärte Van der Voort. „Er kann es immer noch, aber es fehlt die Konstanz.“
Vlottes sah das ähnlich: „Littler wirft beim Stand von 7:7 alles rein. Bei Raymond fehlt dieser letzte Gang. Das ist eben der Unterschied.“
Während Van Barneveld früher gerade in der Schlussphase eiskalt war, scheint diese Coolness nachzulassen. „Er kann immer noch große Spiele gewinnen, das hat er gezeigt. Aber nicht mehr Woche für Woche“, meinte Van der Voort.
Beide betonten, dass „Barney“ technisch noch immer zu den Besten gehört. Doch in der heutigen Dartwelt reiche das nicht mehr für konstante Top-Ergebnisse. „Er muss sich nichts mehr beweisen, sein Erbe bleibt. Aber um mit der Spitze mitzuhalten, muss man fast fehlerlos sein – und das ist in seinem Alter kaum noch möglich“, sagte Van der Voort.
Das Publikum aber steht weiter hinter ihm. Ob in den Niederlanden, Belgien oder England – Van Barneveld bleibt ein Publikumsliebling. „Das macht ihn einzigartig. Die Fans wollen ihn einfach spielen sehen, unabhängig von den Ergebnissen“, so Vlottes.
Die Bilanz fiel nüchtern aus: Van Barneveld kann an guten Tagen noch überraschen, doch die Zeit konstanter Finals liegt hinter ihm. „Es ist bewundernswert, dass er es in diesem Alter noch schafft“, schloss Van der Voort. „Aber der Unterschied zur Spitze sind diese fehlenden Prozente – und genau die entscheiden zwischen Sieg und Niederlage.“
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