Phil „The Power“ Taylor
war kürzlich bei der MODUS Super Series zu Gast, um über die Rückkehr eines Spielers zu sprechen, den er so gut kennt wie kaum ein anderer:
Adrian Lewis. „Jackpot“ ist nach längerer Pause wieder auf der Bühne, und Taylor nutzte die Gelegenheit, um über die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft des zweifachen Weltmeisters zu sprechen.
Auf die Frage, ob die Super Series der bessere Weg zurück seien als ein direkter Start bei der Q-School, war Taylor eindeutig: Lewis müsse so viel wie möglich spielen. „Adrian hat eine enorme Schlagkraft. Aber die findet man nicht im Trainingsraum, sondern nur im Wettkampf, wenn es um Doppelfelder und die 180 im richtigen Moment geht.“ Taylor ist überzeugt, dass sein früherer Schützling mit vielen Spielen Schritt für Schritt sein Selbstvertrauen zurückgewinnen kann.
„In Form fast unschlagbar“
Taylor weiß aus eigener Erfahrung, wie gefährlich Lewis in Topform ist. „Adrian ist ein starker Scorer und Finisher. Wenn er einen guten Tag hat, kann er einen 110er Average spielen. Ich habe ihn geschlagen, als er so stark war, und das sagt alles über seine Klasse.“
Er erinnerte sich an legendäre Duelle mit Lewis, etwa das Match mit über 30 Maximas. Für Taylor war es stets eine Herausforderung, gegen den besten Lewis zu bestehen. Schon früh hatte er das Talent erkannt – Lewis war ein Naturspieler, den Taylors Stiefvater zum gemeinsamen Training einlud. „Er war einer, dem alles in die Wiege gelegt wurde. Aber Talent allein reicht nicht, man muss auch hart arbeiten“, betonte Taylor.
Mentor und Partner
Wie einst Eric Bristow für ihn selbst, wurde Taylor zum Mentor für Lewis. Sie trainierten Doppel, sprachen über Strategien und arbeiteten an Konstanz. Dabei war für Taylor vor allem Ruhe entscheidend: „Ruhe ist genauso wichtig wie Training. Wenn du müde bist, sinkt dein Niveau. Ein Profi-Darter führt ein langweiliges Leben: trainieren, ausruhen, wiederholen.“
Der Moment, in dem Taylor wusste, dass Lewis Großes erreichen würde, kam bei einem kleinen Turnier in Blackpool. Dort schlug ihn sein Schützling erstmals. „Ab da wusste ich: Er hat es in sich.“ Kurz darauf folgten die WM-Titel 2011 und 2012. Taylor verfolgte den Triumph mit Stolz von der Tribüne: „Wenn er mein Sohn gewesen wäre, hätte ich nicht stolzer sein können.“
Erfolge im Doppel und große Matches
Neben ihren Einzelkarrieren bildeten Taylor und Lewis ein gefürchtetes Duo beim World Cup of Darts. „Wenn ich schwächelte, konnte ich auf Adrian zählen. Und umgekehrt habe ich ihn aufgefangen“, erklärte Taylor. Besonders in Erinnerung blieb das dramatische Finale gegen Australien, in dem Lewis die entscheidende Doppel-5 traf.
Auch zur Entwicklung des Sports nahm Taylor Stellung. Spieler wie Lewis oder Gary Anderson hätten mit ihrem schnellen Rhythmus eine neue Ära geprägt. Jungen Spielern rät Taylor, sich im Training auf echte Spielsituationen vorzubereiten: „Trainiert mit Störungen, mit Musik oder Wartezeiten. Nur so könnt ihr den Druck einer lauten Menge aushalten.“
Die Hürden des Comebacks
Doch ein Comeback sei kein Selbstläufer. Mit 40 Jahren stehe Lewis an einem Scheideweg. Gesundheit, Familie und Verpflichtungen müssten mit dem Profialltag in Einklang gebracht werden. „Am wichtigsten ist, dass Adrian glücklich ist – im Kopf und im Körper. Dann kommt der Rest von allein“, so Taylor.
Lewis selbst hatte zuletzt den fehlenden Zusammenhalt in der Spielerkabine bemängelt. Früher seien Scherze mit Wade, Anderson oder Taylor Alltag gewesen, heute säßen viele Spieler isoliert mit Kopfhörern. Taylor sah das gelassen: „Das Geplänkel war Teil des Sports. Aber gut, sie sind alle Millionäre geworden – so schlecht geht es ihnen also nicht“, lachte er.
Kein Comeback für Taylor
Und wie sieht es bei Taylor selbst aus? Ein eigenes Comeback schloss der 65-Jährige kategorisch aus. Seine Augenprobleme lassen keine Rückkehr auf altem Niveau zu. Vermissen tut er die Bühne dennoch nicht – auch wenn ein Doppelturnier mit Lewis für ihn eine reizvolle Vorstellung wäre. „Ich würde es gerne machen, aber es ist Zeit, den Staffelstab weiterzugeben.“