Steve Beaton entschied sich Ende letzten Jahres im Alter von 60 Jahren, bei der PDC auszusteigen. Er gab seine PDC Tour Card freiwillig ab, zögert jedoch nun, Anfang nächsten Jahres doch zur Q-School zu gehen, um auf die Pro Tour zurückzukehren.
Auf seinen Trainingsalltag angesprochen, lächelt Beaton: Er sei in diesem Jahr „ziemlich beschäftigt“. Exhibitions stehen zahlreich an, zudem spielt er regelmäßig die Modus Super Series. Letztere sei für ihn „am wertvollsten“, weil es echter Wettbewerb ist. Show-Turniere machen Spaß und man wolle dem Publikum etwas bieten, „aber das ist kein Vergleich zu echten Spielen gegen andere Profis“.
Modus Super Series: Brutstätte für Talente
Kürzlich verlor Beaton ein Finale bei Modus, sein Selbstvertrauen blieb unberührt: Er habe „die ganze Woche über gut gespielt, auch im Finale“. Solche Turniere machten „wieder wach“ – als Spieler brauche man diesen Wettbewerbsreiz.
Eine Legende des Dartsports: "The Bronzed Adonis" Steve Beaton
Die Modus Super Series gibt es seit drei Jahren und sie hat sich rasch als feste Größe im Darts etabliert. Das Konzept mit jungen Talenten und erfahrenen Spielern in einem professionell ausgestatteten Studio gefällt Beaton.
„Es ist fantastisch, was Jason Tame und sein Team hier aufgebaut haben. Es ist alles dabei: von etablierten Namen bis zu jungen Talenten, die den Durchbruch schaffen. Schauen Sie sich Luke Littler an – er gewann dort zwei Titel, bevor er auf die große Bühne aufstieg. Aber auch Conor Scutt und Cam Crabtree zeigen, wie wichtig dieser Wettbewerb ist. Er gibt den Spielern die Möglichkeit, sich zu messen und sich zu präsentieren.“
Auch Beaton spürt den Mehrwert: Man habe „wirklich das Gefühl, auf einer großen Bühne zu stehen“. Das Setup sei professionell, es gebe mitunter Publikum, und man spiele mehrere Matches pro Tag. Anders als auf der Pro Tour, wo eine Niederlage zum Start den Tag sofort beendet, könne man sich bei Modus nach einem schlechten Beginn noch auffangen.
Vergleich mit Pro Tour und European Tour
Für einen Veteranen wie Beaton sind lange Spieltage nichts Neues. Dennoch zieht er einen klaren Vergleich zwischen PDC-Turnieren und Modus. „Auf der European Tour hatte man oft enorm lange Tage. Man konnte um ein Uhr nachmittags anfangen und erst um Mitternacht wieder auf der Bühne stehen. Das sind zermürbende Tage von zwölf Stunden und mehr. Bei Modus spielt man in einer kompakten Session von ein paar Stunden. Selbst an einem Finaltag ist man höchstens vom frühen Abend bis Mitternacht im Einsatz. Das ist ein himmelweiter Unterschied.“
Diese Balance aus Intensität und Effizienz macht das Format für ihn ideal – vor allem für Spieler, die nicht mehr den vollen PDC-Circuit in Angriff nehmen.
Weltmeisterschaft: Gibt es ein Comeback?
Die naheliegende Frage: Werden wir Steve Beaton noch einmal bei der Darts-Weltmeisterschaft im Alexandra Palace sehen? Der Engländer nahm 32-mal in Folge an einer WM teil – einen Rekord, den er kürzlich aufgeben musste. Seine Antwort klingt zurückhaltend und doch vielsagend:
„Man sollte nie nie sagen. Vielleicht melde ich mich im Januar wieder für die Q-School an. Wenn ich ein Wochenende frei habe, kann ich dann ein paar Matches auf der Challenge Tour spielen. Ich will nicht mehr ständig unterwegs sein, aber die eine oder andere Pro Tour wäre schon schön. Das Wettkampfgefühl, das Wiedersehen mit den Jungs – das vermisse ich manchmal. Also wer weiß … man soll nie nie sagen.“
Typisch Beaton: entspannt und realistisch – mit einem Hoffnungsschimmer, dass die Fans ihn noch einmal auf der großen Bühne sehen.
Der Charme von Beaton
Was Beaton unterscheidet, ist die Mischung aus Stil und Bodenständigkeit. Sein Spiel wird seit Jahrzehnten gelobt – TalkSport nannte es „reine Seide, reine Poesie“ –, doch er bleibt bescheiden. Ihm sind Wettbewerb, Kameradschaft und Spaß am Spiel wichtiger als Etiketten.
„Exhibitions machen Spaß und unterhalten die Fans, aber es ist nicht dasselbe wie in der Realität. Bei Modus oder auf der Pro Tour spürt man den Druck, das Adrenalin. Das macht dich besser.“
Diese Haltung erklärt, warum Beaton seine Karriere zwar ausklingen lassen will, aber weiter Wettkämpfe spielt. Der Spaß steht vorn – mit einer Prise Ehrgeiz.
Steve Beaton steuert womöglich auf das Ende seiner aktiven Laufbahn zu, doch seine Leidenschaft für den Sport und sein Beitrag zur Entwicklung des Darts bleiben ungebrochen. Mit unverwechselbarem Stil, realistischer Sicht und warmer Ausstrahlung zählt er zu den beliebtesten Figuren der Szene. Ob wir ihn noch einmal bei der Weltmeisterschaft sehen, ist offen – sicher ist: „The Bronzed Adonis“ hat noch lange nicht fertig.