Am Donnerstagnachmittag beginnen für Gabriel Clemens im Londoner Ally Pally die Stunden, Tage, vielleicht sogar Wochen der Wahrheit. Aufgrund seines sensationellen Halbfinaleinzugs bei der Darts WM 2023 muss der German Giant beim diesjährigen Turnier 100.000 Pfund Preisgeld, also rund ein Drittel seiner gesamten Ranglistenpunkte verteidigen.
In der ersten Turnierphase bis Weihnachten veröffentlicht Dartsnews.de vor jedem Auftakt-Match eines deutschen Spielers einen WM-Guide. Diese Artikelserie soll umfangreiche Informationen zum jeweiligen Spieler, seiner zurückliegenden Saison und der anstehenden Weltmeisterschaft liefern.
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Gabriel Clemens befindet sich in dieser prekären Situation, da es dem 41-Jährigen in den letzten Monaten nicht gelungen ist, ausreichend Preisgeld als WM-„Puffer“ einzuspielen. Verpasste Major-Qualifikationen und eine durchwachsene Pro Tour-Saison taten ihr Übriges. Dennoch wird dieser kritische Blick der gesamten Saison des German Giant nicht gerecht. Nach der Sommerpause präsentierte sich Clemens in einer besseren Verfassung und brachte sich im Qualifikations-Rennen für die Major-Turniere im neuen Jahr in Position.
Die Saison des Saarländers begann mit einem Erstrunden-Aus beim Masters, das exemplarisch für die kommenden Monate sein sollte. Clemens spielte mit 99 Punkten im Average ein hochklassiges Match, unterlag am Ende aber chancenlos mit 2-6 gegen Damon Heta. Wenig später erwischte der Deutsche einen denkbar unglücklichen Start in die Players Championship-Saison. Bei den ersten vier Turnieren überlebte Clemens nur ein Mal die erste Runde, eine Woche später folgte das Erstrunden-Aus bei den UK Open.
Vor allem auf der Pro Tour hatte die ehemalige deutsche Nummer eins zu kämpfen. Erst beim 14. Turnier der Saison erreichte Clemens erstmals ein Achtelfinale, zwei Events später folgte bei Players Championship 16 dann der Einzug ins Viertelfinale. Seinen positiven Start in die zweite Jahreshälfte setzte der German Giant mit einer Qualifikation für das elfte und 13. European Tour-Event der Saison fort. Außerdem erspielte sich Clemens ein Ticket für die World Series of Darts Finals.
Da sich auch die Pro Tour-Ergebnisse in der Folge stabilisierten, brachte sich der Saarländer bereits für die Major-Turniere im kommenden Jahr in Position. Derzeit wäre Clemens nach einem Jahr Abwesenheit wieder beim World Matchplay vertreten. Auch in Sachen World Grand Prix-Qualifikation befindet sich der Deutsche in Schlagdistanz.
In der heutigen Nachmittagssession kehrt der German Giant also an den Ort seines bislang größten Karriereerfolgs zurück. Zum Auftakt in die Darts WM bekommt es Clemens mit dem Waliser Robert Owen zu tun. "Owen ist ein guter Spieler, der auch einen angenehmen Rhythmus spielt, da er nicht zu schnell oder zu langsam wirft. Allgemein mache ich mir nicht zu viel Stress darüber, wer mein Gegner ist. Ich muss mich auf mich konzentrieren und ein gutes Spiel zeigen", sagte Clemens vor der WM im Rahmen einer PDC Europe-Pressekonferenz.
Wie bereits erläutert, muss Clemens bei der diesjährigen Weltmeisterschaft 100.000 Pfund Preisgeld verteilen. Sollte der German Giant sein WM-Kunststück von vor zwei Jahren nicht wiederholen können, droht Clemens in der Weltrangliste aus den Top-32 zu rutschen. Derzeit wäre "Gaga" die Nummer 36 der Weltrangliste. "Dank den Pressevertretern werde ich bei jedem Interview darauf angesprochen", scherzte Clemens. "Aber das gehört natürlich dazu und beeinträchtigt mich überhaupt nicht. Ich bereite mich wie jedes Jahr vor und versuche so viel Preisgeld wie möglich zu verteidigen. Was am Ende dabei herauskommt, kann man sowieso nicht vorhersagen, aber die 100.000 Pfund beschäftigen mich grundsätzlich nicht."
Auch auf die Frage nach seinen Zielen reagiert Clemens gewohnt unaufgeregt. "Bei der Weltmeisterschaft muss man immer von Spiel zu Spiel gucken. Nach der zweiten Runde kommt erst mal eine längere Weihnachtspause, danach fühlt es sich dann wie ein neues Turnier an. Primär ist mein Ziel, ein gutes erstes Match zu spielen, denn dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass man gewinnt am größten."
Sollte Clemens’ Auftakt gegen Owen erfolgreich verlaufen, würde in Runde drei der Gewinner des Duells zwischen Dave Chisnall und Ricky Evans warten. In einem möglichen Achtelfinale könnte der German Giant dann auf seinen guten Tour-Kumpel und Landsmann Martin Schindler treffen.