Nach fünf Jahren Pause stand
Max Hopp endlich wieder dort, wo er sich immer sah: auf der Bühne der
Darts WM im Londoner Alexandra Palace. Der 29-Jährige feierte einen hart erkämpften Sieg gegen
Martin Lukeman und zeigte anschließend, wie viel ihm dieser Moment bedeutete. In einem ehrlichen Gespräch sprach Hopp über Druck, Selbstzweifel und das Gefühl, endlich wieder dazuzugehören.
„Das konntet ihr an meinem Jubel sehen. Das war ein riesiger Sieg für mich“, sagte
Hopp direkt nach dem Match. „Es ist so viel Druck von meinen Schultern gefallen.“ Der Deutsche spürte schon vor Beginn, dass sich eine Chance bot. „Ich habe daran geglaubt, dass ich dieses Spiel gewinnen kann. Martin war nicht in Topform, aber trotzdem war es unglaublich schwierig, es zuzumachen.“
Emotionen, Druck und der Weg zurück
Die Partie spiegelte genau diese Spannung wider. Hopp führte 2:0 in Sätzen und schien auf Kurs zu einem klaren Erfolg, ließ seinen Gegner aber noch einmal aufkommen. „Als ich 2:0 vorn lag, dachte ich: Jetzt hab ich ihn. Aber dann kam er zurück, und das Checken wurde zur größten Herausforderung. Zum Glück habe ich’s ins Ziel gebracht.“
Max Hopp trifft in der zweiten Runde auf Luke Woodhouse
Für Hopp war dieser Sieg weit mehr als ein sportliches Resultat. Es war sein persönlicher Beweis, dass er wieder dazugehört – nach Jahren der Unsicherheit, in denen er außerhalb der großen Bühne stand. „Es war schon großartig, überhaupt wieder auf diese Bühne zu treten“, erzählte er. „Als mein erster Pfeil das Board traf, wusste ich: Ich kann hier wieder bestehen. Und dann kann auch jederzeit eine 180 fallen.“
Das Publikum im „Ally Pally“ honorierte seine Leidenschaft mit tosendem Beifall. „Ich glaube, ich habe nicht nur das Publikum unterhalten, sondern auch mich selbst“, lachte Hopp. „Aber ich weiß, dass ich in der nächsten Runde noch zulegen muss.“
Zurück im deutschen Darts-Kreis
Jahrelang galt Max Hopp als das Gesicht des deutschen Darts. Als „Poster Boy“ der Szene gewann er ein European-Tour-Event, inspirierte eine neue Generation und machte den Sport in Deutschland massentauglich. Während seiner WM-Abwesenheit entwickelte sich die Szene rasant weiter:
Martin Schindler und Niko Springer gehören mittlerweile zur Weltspitze.
„Ich finde es großartig, was Martin und Niko leisten“, sagte Hopp anerkennend. „Sie sind im Moment die großen Jungs. Aber ich will weiter mit ihnen konkurrieren.“ Dass er das Niveau dafür hat, steht für ihn außer Frage. „Ich weiß, was ich kann. Wenn der Druck fällt, spiele ich fantastisch. Manchmal mache ich es mir einfach zu schwer.“
Das zeigte sich auch im Duell mit Lukeman, in dem Hopp trotz Nervosität souverän agierte. „Es war ein spannendes, aber schönes Match. Ich bin froh, dass ich in die nächste Runde eingezogen bin.“ Dort wartet mit Luke Woodhouse ein alter Bekannter. „Ich habe Vertrauen aus diesem Sieg gezogen“, betonte Hopp. „Die Doppel können besser werden, aber ich habe Luke dieses Jahr schon einmal auf der Euro Tour geschlagen. Ich habe gesehen, dass er gegen große Spieler Probleme hatte – das will ich nutzen.“
„Ally Pally ist ein Kultort“
Wenn Hopp vom Alexandra Palace spricht, spürt man seine Begeisterung. Die legendäre WM-Bühne bedeutet ihm mehr als jedem anderen Ort. „Ally Pally ist immer etwas Besonderes“, sagte er. „Es ist ein Kultort. Jeder will hier spielen – und hier zu gewinnen, das ist einfach enorm.“
In den letzten Jahren war er zwar regelmäßig dort, aber nur als Co-Kommentator und Gast. Jetzt durfte er wieder selbst ans Oche treten – mit all der Emotion, die dazugehört. „Natürlich will ich mich wieder beweisen“, sagte er offen. „Ich weiß, dass das Spiel noch in mir steckt. Heute hat man phasenweise gesehen, wozu ich fähig bin.“
Trotz seiner Freude blieb Hopp kritisch. „Die 180er liefen gut, aber ich muss ruhiger werden. Mein Kopf muss klar bleiben. Es ist meine neunte WM – Erfahrung habe ich genug –, aber trotzdem mache ich es mir zu schwer. Ich war nervös, das konntet ihr sehen.“ Auf die Frage, was er mental anders mache, blieb er geheimnisvoll. „Natürlich arbeite ich an Dingen, aber die verrate ich nicht“, meinte er mit einem Schmunzeln.
Der Druck des deutschen Darts
Über Jahre hinweg trug Hopp die große Erwartung eines ganzen Landes auf seinen Schultern. Deutschland suchte nach einem Darts-Superstar – und fand ihn damals in ihm. „Vielleicht sucht man ihn immer noch“, sagte Hopp ehrlich. „Martin und Niko machen großartige Fortschritte, aber man will die Verantwortung nicht einfach abgeben. Ich will weiter konkurrenzfähig bleiben.“
Sein Comeback ist der Beweis, dass dieser Hunger wieder da ist. „Es hat vier Jahre gedauert, bis ich wieder auf dieser Bühne stehe“, erklärte er. „Und vielleicht dauert es noch ein oder zwei Jahre, bis ich wieder mein Maximum erreiche. Aber ich bin bereit, diesen Weg zu gehen.“
Selbstreflexion gehört längst zu Hopps Spiel. „Ich weiß, dass ich manchmal ein komplizierter Mensch bin“, sagte er ehrlich. „Aber ich arbeite daran. Das Wichtigste ist, dass das Feuer zurück ist. Ich möchte bei jedem Turnier besser werden, einen Schritt nach dem anderen.“
Seine Ambitionen reichen weit über das aktuelle Turnier hinaus. „Ich will nicht nur dieses Jahr stark sein, sondern auch 2026 und darüber hinaus. Ich bin hungrig.“
„Darts ist unser Beruf – aber wir sind auch nur Menschen“
Zum Schluss sprach Hopp über die wachsende Popularität des Sports in Deutschland – und die Schattenseiten, die steigende Aufmerksamkeit mit sich bringt. „Wir alle wollen, dass Darts in Deutschland weiter wächst“, sagte er. „Das passiert auch, und das ist gut so. Aber man darf nicht vergessen: Wir sind auch nur Menschen.“
Er erinnerte daran, wie aus Leidenschaft ein Beruf wurde. „Darts war für viele von uns ein Hobby, das irgendwann zum Job wurde. Daran muss man sich erst gewöhnen – auch mental.“Für Hopp bedeutet sein WM-Comeback mehr als nur einen Sieg. Es ist das sichtbare Zeichen, dass der einstige Hoffnungsträger des deutschen Darts wieder angekommen ist – mit neuem Mut, neuem Feuer und dem festen Ziel: diesmal will er bleiben.