„Ich habe unter Druck gezeigt, was in mir steckt“ – Wattimena zittert sich durch sein WM-Erstrundenspiel

PDC
Freitag, 19 Dezember 2025 um 10:00
Jermaine Wattimena
Jermaine Wattimena überlebte einen echten Nervenkitzel in der ersten Runde der Darts WM 2026. „The Machine Gun“ drehte einen 1:2-Rückstand in Sätzen und besiegte den deutschen Debütanten Dominik Grüllich knapp mit 3:2. Der Niederländer warf einen starken Average von 87,28, landete vier 180er und checkte seinen höchsten Finish mit 60 Punkten aus. In der zweiten Runde trifft er am 23. Dezember auf den Engländer Scott Williams, gegen den er noch nie antrat.
Nach dem Match stand Wattimena gelassen vor den Medien. Keine wilden Jubelgesten, sondern pure Erleichterung. „Das ist das richtige Wort“, betonte er. „Erleichterung überwiegt alles.“

Starker Start, dramatischer Wendepunkt

Wattimena dominierte den Auftakt und sicherte sich den ersten Satz mit 3:1. Er kontrollierte das Tempo, während Grüllich unter 80 im Average blieb. Doch der 23-jährige Deutsche wachte auf: Er gewann die nächsten beiden Sätze mit 3:2 und 3:1, kippte das Match und brachte Wattimena unter Druck.
Jermaine Wattimena in Aktion
Jermaine Wattimena trifft in der zweiten Runde der Darts WM 2026 auf Scott Williams
„Dann fängst du an nachzudenken“, gab Wattimena später zu. „Du verpasst Chancen auf Doppel – das gehört zum Darts.“ Grüllich kämpfte zäh, checkte einmal 100 aus und hielt eine 32% Doppelquote. Wattimena spürte jedoch den Nervenzusammenbruch des Gegners. „Seine Finishes wurden schwieriger. Ich wusste: Mit meiner Erfahrung komme ich klar.“
Im vierten Satz schlug der Niederländer zurück (3:1). Im entscheidenden fünften Satz ließ er nichts anbrennen: Eine 180, eine präzise 140 und der Checkout auf Doppel-16 besiegelten den 3:0-Satzsieg. „Der letzte Satz war einfach gut. Da habe ich unter Druck gezeigt, was in mir steckt.“ Wattimena überragte mit vier 180ern gegen Grüllichs eine und bewies seine Überlegenheit vor allem im Scoring.

Erfahrung als entscheidende Waffe

Wattimena gewinnt nicht nur durch Pfeile, sondern auch durch einen kühlen Kopf. „Irgendwann siehst du die Anspannung beim Gegner. Dann bleibst du ruhig – genau das habe ich getan.“ Seine Top-20-Ranglistenposition und jahrelange Bühnenpraxis machten hier möglicherweise den Unterschied.
Der 37-Jährige hat sich gewandelt. Früher ungestüm, heute Profi, Tempo dosiert. „Ich bin froh, dass ich den Sieg über die Ziellinie gebracht habe.“ Nach dem Match sucht er Zen. „Kurz entspannen, ruhig bleiben, dann geht’s weiter“, lächelte er. Gelassenheit prägt sein 2025: Zwei Pro-Tour-Titel, darunter der erste in Hildesheim gegen Lukas Wenig (8:5), Halbfinals bei Players Championship Finals und weitere Viertelfinals auf der European Tour.​​
„Ich hatte ein gutes Jahr. Vielleicht habe ich mir dadurch Druck gemacht. Aber der Sieg zählt am meisten.“ Wattimena erreichte 2019 und 2021 bereits die dritte Runde im Ally Pally.

Höhere Erwartungen, starkes Comeback

Fans und Experten erwarten mehr als vor einem Jahr. „Die Leute fordern höhere Leistungen, das spüre ich“, räumt Wattimena ein. Doch er bleibt cool. „Ruhe und Gelassenheit – mein Motto."
Positive Vibes pushen ihn. Nach einer Tiefphase mit vielen Niederlagen kehrte er zurück. „Ich verlor Matches, war in einem echten Loch. Aber plötzlich gewann ich wieder – auf der Pro Tour und bei Majors. Das baut Selbstvertrauen auf.“ Top 20 ist Realität, Top 16 im Visier. „Ich habe die Qualität, einen einfachen Stil. Kollegen sagen: Du kannst das.“
Wattimena qualifizierte sich seit 2018 stets für die WM, siegte erstmals 2018 gegen Joe Cullen in einem Thriller (3:2 nach Verlängerung). 2019 besiegte er Gary Anderson fast in der Verlängerung. Solche Momente formen ihn.

Unterstützung und Setup-Wechsel

Kollegen stärkten Wattimena in der Krise – vor allem Rob Cross. „Er glaubte an mich, redete mit mir. Das vergesse ich nie.“ Auch andere Profis halfen mental. „Nicht nur mein Team – das macht stolz.“
Praktisch änderte er sein Setup. „Die Anpassungen halfen enorm.“ Gegen Williams, den Showman mit Unberechenbarkeit, bleibt er nüchtern. „Wir kennen uns, quatschen auf der Tour. Er amüsiert sich auf der Bühne – ich spiele mein Spiel.“

Schuhe, London-Auszeit, van Barneveld-Hommage

Schuh-Trends fegen durch die WM: Spezial-Dartsschuhe mit Grip. Wattimena lacht. „Schwarze Armani-Sneaker. Sie sitzen perfekt – das reicht.“ Kein High-Tech-Fan.
Zwischen Matches schaltet er ab. „Nach London: Mittagessen, London Eye, Buckingham Palace. Komplett ohne Darts.“ Ein Tag Pause? „Absolut machbar.“
Zum Schluss Raymond van Barneveld, Trainingskollege. Sein frühes Aus traf ihn hart. „Ich wuchs in seiner Weltmeister-Ära auf. Er machte Darts in Holland groß. Das ist wirklich schade anzusehen.“ Wattimena wünscht dem fünfmaligen Weltmeister Weisheit. „Er soll die richtigen Schritte gehen.“
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