„Ich liebe Michael Smith über alles“ – Luke Humphries sendet nach Viertelfinal-Gala bewegende Botschaft

PDC
durch Nic Gayer
Samstag, 15 November 2025 um 12:30
Michael Smith Luke Humphries
Luke Humphries setzte am Freitagabend beim Grand Slam of Darts 2025 ein weiteres Ausrufezeichen. Mit einem souveränen 16:8 über Michael Smith zog die Nummer 1 der Welt ins Halbfinale ein und trifft dort auf Gerwyn Price. Doch trotz des klaren Ergebnisses rückte Humphries nach dem Match nicht seine eigene Dominanz in den Mittelpunkt – sondern seinen Respekt für den ehemaligen Weltmeister.
Smith kämpft seit zwei Jahren mit Verletzungen, körperlichen Schmerzen, verpassten Majors und einem gewaltigen Absturz in der Weltrangliste. Humphries machte unmissverständlich klar, dass er genau versteht, was sein Rivale durchmachen musste: „Ich liebe Michael Smith über alles. Es ist toll, ihn wieder auf dieser Bühne zu sehen“, sagte er gegenüber der Presse. „Er hat eine wirklich harte Zeit hinter sich, aber es sieht so aus, als ob er endlich über die schlechte Phase hinwegkommt. Die Leute vergessen, was er körperlich durchgemacht hat. Ihn wieder so werfen zu sehen, mit Feuer im Bauch – das ist enorm für den Sport.“

Humphries spürt früh: Smith findet seinen Rhythmus

Humphries ging mit der Erwartung ins Spiel, einer gefährlichen Version des Weltmeisters von 2022 gegenüberzustehen – und genau so kam es auch. Schon zu Beginn spürte er, wie Smiths Energie wuchs: „Ich wusste, dass er mich unter Druck setzen würde. Auch beim 4:1 habe ich gesehen, dass er sich einpendelt. Wenn er diesen Rhythmus findet, ist er einer der Besten der Welt. Als er die 97 checkte und die 180er anfingen zu fließen, dachte ich: Jetzt geht’s los. Er war eine Zeit lang ganz dicht bei mir.“
Möchte seinen Platz auf dem Weltranglisten-Thron verteidigen: Luke Humphries
Möchte seinen Platz auf dem Weltranglisten-Thron verteidigen: Luke Humphries

Dominanz aus purer Widerstandskraft

Zwischendurch erlaubte Humphries seinem Gegner nach verpassten Doppeln, von 7:3 auf 8:7 zu verkürzen. Er blieb dennoch ruhig: „Ich habe mich vor der zweiten Pause geärgert, weil ich ihn wieder reingelassen habe. Zehn Minuten schlampiges Doppelspiel – das kannst du dir gegen Michael nicht erlauben. Aber nach der Pause bin ich komplett runtergefahren. Ich habe im letzten Jahr gelernt, wie man richtig zurücksetzt. Das konnte ich früher nie gut.“
Dann zog er unwiderstehlich an. Humphries gewann acht der nächsten neun Legs, scorte auf Weltklasse-Niveau, holte drei Breaks und zerstörte Smiths letzte Hoffnung auf eine Wende. Ein 11-Darter beendete das Match; dazu standen ein 104,98-Average, neun 180er und ein 138er Checkout im Statistikbogen.
„Sobald ich wieder vorne lag, wollte ich geduldig bleiben. Keine Jagd nach spektakulären Würfen – nur prozentuale Darts. Ich war richtig zufrieden mit meinem Scoring. Die 138 war ein schöner Moment. Da hatte ich wieder das Gefühl, alles unter Kontrolle zu haben.“

„They are both on nines!“

Ein Highlight des Abends: Beide Spieler jagten im selben Leg den 9-Darter. Humphries erinnerte sich mit einem Lächeln: „Als Michael verpasste, sagte ich zu ihm: Das ist meine Chance, deine Geschichte umzuschreiben. Er hat gelacht. Ich habe diese Woche schon einen Neuner geworfen, und als ich die 141 checkte. Ich hatte das Gefühl, er könnte reingehen und ein bisschen Geschichte schreiben, aber es ist nicht passiert.“
Ironischerweise brachte genau dieser Moment Humphries etwas aus dem Konzept: „Vielleicht hat mich das beeinflusst. Danach habe ich neun oder zwölf Darts verfehlt – das hat meine Konzentration gestört. Deshalb wirke ich auf der Bühne manchmal langweilig: Ich bin so fokussiert, dass ich mich in solchen Momenten nicht verlieren darf.“
Ob Wayne Mardles Stimme im Kopf mitspielte? Humphries grinste: „Ja. Ich dachte wirklich: Das ist meine Chance, dieselbe Geschichte wie er zu schreiben. Ich hätte es ihm gegönnt, weil ich einen gegen ihn geworfen habe. Solche Legs sieht man kaum – vielleicht drei Mal in den letzten Jahren bei Spielern wie Josh Rock oder Luke Littler. Ich wollte die Gelegenheit nutzen. Es hat nicht geklappt, und ich verlor kurz die Konzentration. Daraus lerne ich. Im nächsten Spiel muss ich voll da sein.“

Smiths körperlicher Kampf – und eine unerwartete Verletzung

Die Intensität des Matches forderte auch körperlich ihren Tribut von Smith. Humphries bemerkte erst beim Handshake, dass etwas nicht stimmte: „Ich habe ein paar Schnitte an seinem Kopf gesehen. Ich habe ihn gefragt, was los war. Ich habe ihn ja nicht geschlagen oder ihm einen Haken verpasst! Wahrscheinlich aus Frust, ich weiß es nicht.“

Duell mit Price im Fokus

Mit dem Sieg buchte Humphries sein Ticket für das Halbfinale gegen Gerwyn Price, der zuvor Ricky Evans bezwungen hatte. Der Weltmeister weiß, wie groß die Aufgabe wird: „Gezzy spielt fantastische Darts. Wir holen immer das Beste aus uns raus. Es wird ein schnelles Spiel mit viel Power-Scoring – ein richtiges Tungsten-Battle. Ich muss voll konzentriert sein, denn er wirkt scharf und hungrig.“
Zudem gab Humphries Entwarnung, nachdem ihn zu Wochenbeginn eine Armproblematik beunruhigt hatte: „Vor ein paar Tagen fühlte sich mein Arm zittrig an. Der Grand Slam steht ganz oben auf meiner Liste der Turniere, die ich gewinnen will. Aber heute fühlte er sich gut an, fast perfekt. Wenn das so bleibt, kann ich den ganzen Weg gehen.“

„Ich habe zu hart gearbeitet, um nicht alles zu geben“

Im Rückblick auf sein Jahr sprach Humphries offen über den Druck, als Nummer 1 gejagt zu werden. „Die Leute erwarten jetzt, dass man jedes Mal gewinnt. Ich lerne immer noch, damit umzugehen. Aber Nächte wie diese zeigen mir, dass ich hierhergehöre. Ich habe zu hart gearbeitet, um nicht alles zu geben.“
Zum Abschluss richtete er noch einmal Worte an Smith – ein Zeichen echten Respekts nach einem harten Fight: „Fair Play – er hat wirklich gut gespielt. Am Ende hat er ein bisschen nachgelassen. Wenn man so ein langes Spiel lange nicht gespielt hat, ist das hart. Aber er war mir lange richtig dicht auf den Fersen. Ich habe einfach geschafft, das Level durchgehend zu halten.“
Mit dieser Form marschiert Humphries ins Halbfinale – mit dem festen Gefühl, dass dies seine Woche werden könnte. Sollte er gegen Price erneut dieses Niveau abrufen, könnte Wolverhampton Zeuge einer der ganz großen Grand-Slam-Schlachten werden.
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