„Ich konnte mein Lachen kaum unterdrücken“ – Beau Greaves nimmt Niko Springers Publikums-Moment mit Humor

PDC
durch Nic Gayer
Mittwoch, 12 November 2025 um 10:00
Greaves_Springer
Auch wenn ihr Lauf beim diesjährigen Grand Slam of Darts bereits in der Gruppenphase endete, verließ Beau Greaves Wolverhampton mit erhobenem Haupt. Die 21-jährige Engländerin, die längst als das größte weibliche Dartstalent aller Zeiten gilt, verabschiedete sich mit einem 5:3-Sieg gegen den Deutschen Niko Springer – und mit spürbarem Selbstvertrauen für das, was vor ihr liegt. Ihr Spiel, ihre Haltung und ihre zunehmende Reife zeigen: Greaves ist bereit für den nächsten Schritt – eine volle Saison als Inhaberin einer PDC Tour Card.
„Es war ein seltsames Turnier“, sagte sie nach ihrem letzten Gruppenspiel offen gegenüber den Medien. „Ich habe in meinen ersten beiden Matches gut gespielt, obwohl ich beide 5:4 verloren habe. Das dritte war ein bisschen merkwürdig, aber es ist immer schön, das Turnier mit einem Sieg zu beenden. Ich gehe mit einem guten Gefühl nach Hause, nehme viel Positives mit – und ich werde mit Zuversicht nach vorne blicken.“

Zwischen Enttäuschung und Aufbruchsstimmung

Ihr abschließender Erfolg kam nach zwei knappen Niederlagen gegen zwei Legenden des Sports: Michael van Gerwen und Gary Anderson. Trotz der verpassten Chance auf die K.o.-Runde blieb Greaves gefasst. „Ich habe gut gespielt – nur nicht in den entscheidenden Momenten“, analysierte sie ehrlich. „Gegen solche Spieler kann man sich das nicht leisten. Aber ich habe alle drei Matches genossen. Ich habe gut gespielt, auch wenn ich die Ergebnisse nicht bekommen habe.“
Präsentierte sich beim Grand Slam of Darts 2025 in bestechender Form: Beau Greaves
Präsentierte sich beim Grand Slam of Darts 2025 in bestechender Form: Beau Greaves
Für die junge Engländerin war der Grand Slam mehr als nur ein Turnier – es war ein Maßstab für ihre Entwicklung. „Wenn man nicht mehr regelmäßig auf der PDC Tour spielt, fragt man sich manchmal: Bin ich gut genug, um das weiterzumachen? Kann ich mir eine Tour Card verdienen und behalten?“ sagte sie. „Ich denke, ich habe gezeigt, dass ich es schaffen kann. Natürlich habe ich noch einen langen Weg vor mir – das ist mir bewusst –, aber ich fühle mich gut und zuversichtlich. Jetzt geht es darum, weiterzulernen und voranzukommen – bis zum Ende dieses Jahres und darüber hinaus.“

Unter Druck – und doch souverän

Greaves hat sich mit ihren starken Auftritten und ihrer sympathischen Art längst zum Publikumsliebling entwickelt. Die Unterstützung von den Rängen spürt sie deutlich – ebenso wie die Aufmerksamkeit in den sozialen Medien. „Manche Dinge sind schön, andere weniger“, sagte sie mit einem Lächeln. „Aber das ist mir ziemlich egal. Ich weiß, was ich will, und ich höre nur auf meine Familie. Was andere sagen, interessiert mich nicht wirklich. Ich hatte ein gutes Turnier, auch wenn ich es nicht aus der Gruppe geschafft habe. Es war positiv.“
Beim letzten Gruppenspiel stand die Halle geschlossen hinter ihr – sehr zur Überraschung von Gegner Niko Springer, der sich auf ein kleines Scharmützel mit dem Publikum einließ. „Ich dachte es war lustig, ich fand es keineswegs respektlos. Am Ende kann er nicht viel machen: Selbst wenn er das nicht getan hätte, wären die Fans ohnehin gegen ihn gewesen. Ich habe versucht mich auf mein Spiel zu konzentrieren, aber ich konnte mein Lachen kaum unterdrücken. Ich habe mich trotzdem bei Niko entschuldigt“, erzählte Greaves. „Aber da kann ich nicht viel machen. Es waren einfach viele Leute da, die mich unterstützen wollten. Das gehört dazu.“
Gegen van Gerwen und Anderson bewies sie, dass sie auf diesem Niveau bestehen kann. „Gegen Michael habe ich das Bull gewonnen, also dachte ich: Wenn ich meine eigenen Legs halte, habe ich eine Chance. Aber mir fehlt noch ein bisschen was in meinem Spiel“, gab sie zu. „Das muss ich verbessern. Gegen die Damen kann ich das noch ausgleichen, aber nicht gegen die Top-Männer. Dennoch ist das kein Rückschlag – im Gegenteil. Es zeigt mir, woran ich arbeiten muss.“

„Verlieren gehört zum Wachsen“

Für jemanden, der über Jahre fast alles im Frauen- und Jugendbereich gewonnen hat, sind Niederlagen eine neue Erfahrung. „Ich verliere nicht gern“, gestand Greaves ehrlich. „Aber wenn man gegen solche Spieler spielt, muss man das manchmal akzeptieren. In meinen letzten beiden Spielen habe ich entscheidende Legs verloren, in denen ich besser hätte sein können. Aber genau diese Situationen bringen mich weiter.“
Sie betrachtet Rückschläge als Teil ihres Weges. „Gerade die schwierigen Momente sind die, aus denen man lernt“, erklärte sie. „Diese Jungs spielen seit Jahren auf diesem Niveau, und ich komme erst jetzt dazu. Ich sehe das alles positiv. Ich freue mich auf die nächste Gelegenheit.“

Ironie des Turnierverlaufs

Kurios: Nach zwei Spielen mit einem Drei-Dart-Average von deutlich über 100 gewann Greaves ihr drittes Match mit einem vergleichsweise bescheidenen Schnitt. „Ja, das ist typisch für die Gruppenphase“, lachte sie. „Ich war ein bisschen platt, weil nichts mehr auf dem Spiel stand. Es war ein seltsames Match, aber ich bin froh, dass ich es gewonnen habe. Manchmal spielst du gut und verlierst, manchmal spielst du weniger gut und gewinnst – so ist Darts nun mal.“
Mit ihrer PDC Tour Card für 2026 bereits sicher in der Tasche richtet sie den Blick nun auf die Zukunft. „Ich fühle mich immer sicherer“, sagte sie. „Ich weiß, dass ich noch nicht an der Spitze bin, aber das ist nichts Schlechtes. Ich will einfach nur spielen, lernen und Spaß haben.“
Zuvor hatte Gerwyn Price erklärt, eine mögliche Einladung von Greaves in die Premier League sei „ein Scherz“. Greaves reagierte gelassen: „Ich brauche keine Leute, die mir sagen, dass ich nicht bereit bin – das weiß ich selbst. Es geht um meinen eigenen Weg, zusammen mit meiner Familie.“
Klatscht 0Besucher 0
loading

Gerade In

Beliebte Nachrichten

Aktuelle Kommentare

Loading