„Er spielt zuletzt miserabel, und ich finde ohnehin, es ist Zeit für seinen Rücktritt“: Michael van Gerwen fällt ein vernichtendes Urteil über Peter Wrights Formkrise

PDC
Mittwoch, 24 Dezember 2025 um 8:15
Michael van Gerwen (2)
Michael van Gerwen glänzt bei der PDC Darts WM 2026 mit einem starken Zweitrundensieg. Der Niederländer bezwingt William O'Connor klar mit 3:1 und überzeugt im Alexandra Palace mit einem Average von 100,20.
Doch nicht nur sportlich sorgte van Gerwen für Schlagzeilen. Nach seinem klaren Zweitrundensieg fand der dreifache Weltmeister deutliche Worte zur Situation von Peter Wright. Dessen überraschendes 0:3-Aus gegen den deutschen Debütanten Arno Merk hatte bereits am frühen Abend für Aufsehen gesorgt – van Gerwen legte nach dem eigenen Match verbal nach.

Klare Worte zu Wright 

Auf die Frage, ob ihn Wrights schwacher Auftritt überrascht habe, antwortete van Gerwen ohne Umschweife. Der Schotte war mit einem Average von lediglich 79 Punkten chancenlos geblieben. Für den Niederländer kam das nicht unerwartet. „Willst du, dass ich das beantworte? Ja, ich bin von seiner Leistung nicht überrascht. Er spielt zuletzt miserabel, und ich finde ohnehin, es ist Zeit für seinen Rücktritt.“
Michael van Gerwen (2)
Michael van Gerwen mit einem heftigen Seitenhieb gegen seinen alten Rivalen Peter Wright.
Die Aussagen trafen einen wunden Punkt, zumal Wright zuvor selbst gegen van Gerwen ausgeteilt hatte. „Snakebite“ hatte öffentlich angedeutet, van Gerwens Sehkraft lasse nach. Der Niederländer hatte darauf mit Humor reagiert, nun aber folgte eine unmissverständliche sportliche Einordnung. Van Gerwen machte klar, dass er Wrights jüngste Leistungen nüchtern bewertet und dabei keine Rücksicht auf große Namen nimmt.
Während die Diskussion um Wrights Zukunft Fahrt aufnahm, lenkte van Gerwen den Fokus rasch wieder auf sich selbst. Auf der Bühne hatte er geliefert – und genau das war ihm am wichtigsten. Von Beginn an trat er hochkonzentriert auf, kontrollierte das Tempo der Partie und ließ O’Connor kaum Luft zum Atmen. Vor allem in den entscheidenden Momenten zeigte sich der Niederländer eiskalt.

„Ich war scharf, ich war bereit“

Nach dem Match sprach van Gerwen offen über sein Mindset. Er habe sich gezielt auf diesen Auftritt vorbereitet und sei mit der richtigen Einstellung auf die Bühne gegangen. „Ich denke, ich habe gut gespielt. Ich war scharf, ich war heute bereit“, erklärte er. Für ihn gehe es darum, sich selbst und der Konkurrenz zu zeigen, wozu er fähig ist. Der Aufwand im Vorfeld habe sich ausgezahlt, und er sei überzeugt, im weiteren Turnierverlauf noch eine Schippe drauflegen zu können.
Diese Selbstsicherheit kommt nicht von ungefähr. Van Gerwen arbeitet seit Monaten intensiv an sich – nicht nur spielerisch, sondern auch mental und körperlich. Nach einem schwierigen Jahr mit Rückschlägen auf und neben der Bühne wirkt der Niederländer wieder fokussiert und hungrig. Die Leistung gegen O’Connor diente als Bestätigung dieses Weges.
Dabei setzt van Gerwen auch auf neue Ansätze abseits des Oches. Er verriet, zuletzt mit einer veränderten Atemtechnik experimentiert zu haben. Inspiriert vom sogenannten Switch-System nach Wim Hof habe er versucht, Körper und Geist noch besser in Einklang zu bringen. Für ihn greifen derzeit viele Zahnräder ineinander, auch wenn er betont, dass noch Luft nach oben bleibt. Als sein eigener größter Kritiker behält er die Details genau im Blick.

Kein Blick auf andere – volle Konzentration auf sich selbst

Im Alexandra Palace sorgten bereits mehrere frühe Favoritenstürze für Überraschungen. Große Namen verabschiedeten sich früh aus dem Turnier, doch van Gerwen zieht daraus kein zusätzliches Selbstvertrauen. Für ihn zählt allein die eigene Leistung. Was andere Spieler in früheren Runden zeigen, habe nur begrenzte Aussagekraft. Entscheidend sei, was man selbst auf die Bühne bringt, wenn es darauf ankommt.
Diese Haltung resultiert auch aus seinen Erfahrungen in der Auftaktrunde. Dort hatte van Gerwen selbst Probleme und zeigte eine zerfahrene Leistung. Rückblickend sprach er offen über eigene Fehler und den hohen Druck zum Turnierstart. Er habe sich danach bewusst gesammelt, die richtigen Schlüsse gezogen und sich neu ausgerichtet. Gegen O’Connor war davon nichts mehr zu sehen.
Der Blick geht nun nach vorn – und der nächste Gegner heißt Arno Merk. Der deutsche Debütant sorgte mit Siegen über Kim Huybrechts und Peter Wright für Furore und steht verdient in der dritten Runde. Van Gerwen zeigte sich beeindruckt von Merks Auftritt, insbesondere von dessen Präsenz in den wichtigen Momenten. Genau deshalb wolle er sich nicht vom Namen des Gegners oder äußeren Umständen leiten lassen, sondern bei sich bleiben.

Körperlich und mental auf einem neuen Level

Abseits der sportlichen Kontroverse sprach van Gerwen auch über seine persönliche Entwicklung. Nach einem harten Jahr fühlt er sich wieder wohler in seinem Körper. Gewichtsverlust, das Ende der Zahnspange und ein bewussterer Umgang mit dem Leben außerhalb des Darts haben Spuren hinterlassen – im positiven Sinne. Er fühle sich gut, erklärte der Niederländer, und dieses Gefühl übertrage sich direkt auf sein Spiel.
Auch technisch feilt er weiter an Nuancen. Kleine Anpassungen an Darts und Spitzen gehören zu seinem täglichen Programm. Wenn alles zusammenpasst, traut er sich nicht nur bei dieser WM viel zu, sondern auch für den weiteren Saisonverlauf. Gleichzeitig warnt er davor, alles zu überstürzen. Für ihn gleicht die Karriere einem Marathon, nicht einem kurzen Sprint.
Arno Merk spannt die Bizepse an.
Arno Merk ist als Nächstes dran.

Weihnachten zu Hause

Zwischen den Runden nutzt van Gerwen die Weihnachtspause, um kurz abzuschalten. Er reist nach Hause, verbringt Zeit mit der Familie und kehrt pünktlich zum nächsten Auftritt nach London zurück. Diese Balance zwischen Anspannung und Entspannung hält er für entscheidend, um über mehrere Wochen hinweg auf hohem Niveau zu spielen.
Ob die gezeigte Leistung bereits sein Maximum darstellt, beantwortete van Gerwen gewohnt pragmatisch. Sie könne reichen, um weit zu kommen, doch er wisse, dass noch mehr möglich ist. Erfahrung helfe ihm dabei, die eigenen Kräfte richtig einzuteilen und im richtigen Moment zuzulegen. Garantien gebe es dennoch keine – nur harte Arbeit und der feste Glaube an die eigenen Fähigkeiten.
Zum Abschluss zeigte sich der Niederländer ungewohnt bescheiden. Auf die Frage nach einem Weihnachtswunsch verwies er nicht auf Titel oder Trophäen, sondern auf etwas Grundlegenderes. Gesundheit stehe über allem, betonte van Gerwen. Mit dieser Einstellung, starker Form und klaren Worten bleibt er einer der prägenden Akteure dieser Weltmeisterschaft.
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