„Ich stand da und fühlte… nichts. Keine Schmerzen. Das hatte ich ein Jahr lang nicht." – Michael Smith beginnt WM-Kampagne mit deutlichem Sieg gegen Lisa Ashton

PDC
Freitag, 12 Dezember 2025 um 13:00
Michael Smith (1)
Michael Smith ist wieder da – und zwar so, wie ihn die Dartswelt liebt: entschlossen, ehrlich, kämpferisch. Der Engländer meldete sich bei der Darts WM 2026 mit einem klaren 3:0-Sieg gegen Lisa Ashton zurück. Doch dieser Erfolg bedeutete weit mehr als nur den Einzug in Runde zwei. Es war ein Statement, ein Neustart – und vielleicht der Beginn eines neuen Titelangriffs des Weltmeisters von 2023. Zum ersten Mal seit einem Jahr stand Smith wieder ohne Schmerzen auf der Bühne.

Ein holpriger Start mit Wendepunkt

Trotz des klaren Ergebnisses war Smiths Auftakt alles andere als souverän. „Ich war froh, dass ich gewonnen habe, aber die Performance… vor allem der erste Satz, der war nicht gut“, gab der 33-Jährige ehrlich gegenüber Dartsnews.de zu. Im entscheidenden fünften Leg des Auftaktsatzes riss er das Spiel an sich, checkte stark zum 13-Darter und fand seinen Rhythmus. „Das war der Moment, in dem ich mich wachgerüttelt habe. Kurz zeigen, dass du Qualität hast.“
Michael Smith & Lisa Ashton nach ihrem Match bei der WM Darts 2026
Michael Smith eröffnete seine WM-Kampagne mit einem 3:0 gegen Lisa Ashton
Ein Jahr zuvor war Smith überraschend früh ausgeschieden – ein Déjà-vu wollte er um jeden Preis vermeiden. „Wenn ich wieder so früh rausgeflogen wäre… ich weiß nicht, wie ich reagiert hätte. Wirklich nicht“, sagte er offen. Der Sieg gegen Ashton fiel deshalb wie eine Last von seinen Schultern: kein Glanzmatch, aber ein Befreiungsschlag.
Nun bleibt ihm fast eine Woche Zeit, um sich auf die nächste Partie vorzubereiten. „Meine Frau schleppt mich morgen zum Shoppen, aber danach trainiere ich eine Woche lang knallhart. Ich kann es kaum erwarten, wieder auf die Bühne zu gehen“, grinste er.

Schmerzfrei nach zwölf Monaten – „Das ist die größte Erleichterung überhaupt“

Der vielleicht wichtigste Sieg Smiths liegt jedoch abseits der Zahlen. Nach zwölf Monaten voller Beschwerden spielte er erstmals wieder ohne Schmerzen. „Ich stand da und fühlte… nichts. Keine Schmerzen. Das hatte ich ein Jahr lang nicht. Selbst als ich Weltmeister wurde, hatte ich Probleme“, erzählte er.
Der englische Publikumsliebling kämpfte monatelang mit Blessuren und erhielt mehrere Cortison-Injektionen in Knöchel und Hand. „Zwei Tage nach der letzten Spritze bin ich die Treppe hochgerannt, habe angefangen zu springen – unglaublich. Diese Schmerzfreiheit ist die größte Erleichterung, die man sich vorstellen kann.“
Ob das so bleibt, kann er nicht sagen. „Cortison kann drei oder vier Monate wirken, manchmal auch nur zehn Tage. Man weiß es nie. Aber im Moment fühle ich mich gut. Und das zählt.“

„Eine Pause? Niemals – das steckt nicht in mir“

Dass Smith überhaupt so schnell zurückkehrte, überrascht kaum. Eine längere Pause kam für ihn nie infrage. „Wenn die Ärzte gesagt hätten, ich müsse ein Jahr raus, wäre das das Ende gewesen. Ein Jahr Pause heißt: Tourkarten weg, Rhythmus weg, alles weg. Das mache ich erst, wenn meine Karriere vorbei ist.“
Diese Haltung beschreibt ihn perfekt: kompromisslos, ehrgeizig, kämpferisch. „Ich bin ein Gewinner, ein Kämpfer, ein Charakter“, sagt er selbstbewusst. „Ich hätte in den letzten zwölf Monaten leicht kneifen können – aber so bin ich einfach nicht gestrickt.“

Foto an der Wand – Motivation im Ally Pally

Im Alexandra Palace hängen überall die Fotos früherer Champions. Für viele sind sie bloße Dekoration, für Michael Smith sind sie Antrieb. „Wenn ich Inspiration brauche, schaue ich mir das Bild von mir mit der Trophäe an. Es gibt mir Kraft“, sagte er.
Ein Jahr sei sein Foto nicht dort gewesen, erinnert er sich. „Das war seltsam – es fühlte sich an, als würde ich ohne Unterstützung spielen. Aber jetzt hängt es wieder, und wenn ich es sehe, weiß ich: Ich kann das wieder schaffen.“
Während sich die Schlagzeilen auf Luke Littler, Luke Humphries oder Michael van Gerwen konzentrieren, bleibt Smith erstaunlich ruhig. Druck oder Favoritenrollen interessieren ihn wenig. „Mir ist egal, ob ich Außenseiter bin, Favorit, 500/1 oder 5/1. Buchmacher gewinnen keine Titel. Ich komme, um zu gewinnen – immer.“
Seine Ziele sind klar: Halbfinals und Viertelfinals interessieren ihn nicht – nur Titel zählen.

Respekt für Ashton und Blick nach vorn

Auch nach dem Match blieb Smith fair. Über seine Gegnerin, die vierfache Frauenweltmeisterin Lisa Ashton, fand er ehrliche Worte. „Lisa ist fantastisch – eine großartige Botschafterin für den Sport. Ich kenne sie seit Jahren, wir kommen fast aus derselben Gegend. Sie weiß, dass sie heute nicht gut gespielt hat, aber mein Respekt vor ihr ist riesig.“
In Runde zwei trifft Smith auf Haupai Puha oder Niels Zonneveld. Doch Namen interessieren ihn nicht. „Ich muss einfach dafür sorgen, dass ich am 20.12. bereit bin. Dann kommt Weihnachten – und danach sehen wir, wo wir landen.“
Seine Ambitionen reichen weit über dieses Turnier hinaus. „Ich will 30 WM-Teilnahmen erreichen“, sagt Smith mit einem Lächeln. „Das hier ist meine 15. Also bleiben noch 15 – oder mehr… es sei denn, ich gewinne dieses Jahr wieder.“
Michael Smith ist zurück – fokussiert, fit und schmerzfrei. Eine gefährliche Kombination für jeden, der ihm auf seinem Weg zum nächsten Titel in die Quere kommt.
Klatscht 1Besucher 1
loading

Gerade In

Beliebte Nachrichten

Aktuelle Kommentare

Loading