Am Sonntag wird in der Nachmittagssession in Blackpool das
Women’s World Matchplay ausgetragen. Am dem Wochenende vom 24. Bis zum 25- Juni
entschied sich bei den Women’s Series, welche Spielerinnen dort an den Start
gehen.
Eine der Teilnehmerinnen bei diesem Block von vier Women’s Series-Turnieren
war die Deutsche
Daniela Dambek. Beim zehnten Turnier der Saison schaffte sie es
bis in das Achtelfinale, wo sie Mikuru Suzuki mit 4-0 unterlag. Bis in das Achtelfinale vorzudringen war eine sehr gute Leistung, wenn man bedenkt, dass Dambek erst seit gut zwei Jahren ernsthaft
Darts spielt.
„Vor vielen, vielen Jahren habe ich Darts erstmals nur geguckt.
Vor noch viel mehr Jahren hatten wir von der Schule aus mal eine Projektwoche
und da habe ich mal ein paar Pfeile mitgeworfen, aber dann hat sich das im Sand
verlaufen. Nach Phil Taylors letzter WM habe ich dann ein Dartboard gekauft,
aber ich habe nur sporadisch gespielt, also nicht mit Hintergedanken. Nur so ab
und an ein paar Mal in der Woche ein paar Darts drauf geworfen“, erzählte The
Tower, so ihr Nickname, im Gespräch mit dartsnews.de.
„Eigentlich erst – wie viele andere auch – habe ich in der Coronazeit mehr Zeit gehabt
und das dann mal ein bisschen mehr gemacht. Ich würde sagen, seit 2021 ist es auf jeden Fall so, dass ich täglich spiele und seit dem letzten Jahr,
also seit nicht ganz einem Jahr, Turniere spiele. Das hat sich aufgebaut wie
eine Welle. Jetzt ist das so, dass ich versuche, jeden Tag zu spielen und
Turniere, die nicht gerade sonstwo sind, mitzunehmen.“
Breavehearts
Nicht nur bei der PDC, sondern auch beim
DDV ist Dambek
aktiv. Hier hat sie sich den „Bravehearts“, die beim HBDV aktiv sind, angeschlossen, obwohl sie anfangs
keiner Mannschaft beitreten wollte.
„Da haben mich (die Mitglieder der Breavehearts) irgendwann
mal gefragt. Die sind nur 7 in der Mannschaft und 6 müssen halt immer spielen.
Ob ich es mir nicht vorstellen könnte, dass ich, wenn bei ihnen mal Not am Mann
ist, mitspiele. Ich habe mir die angeguckt und gesagt: ‚Die sind alle in
Ordnung da kann ich mit leben.‘ Es gab auch Kuchen, gleich beim ersten Mal. Da
habe ich gesagt: ‚Okay, da kann ich mit leben, das kann man dann machen.‘“
„Die haben mich gleich eingesetzt und gesagt: ‚Nächste
Saison, wenn wir aufsteigen sollten, brauchen wir auf jeden Fall wieder einen
mehr. Wenn du Lust dazu hast, wärst dann du die Person, die dann halt auch immer
spielen könnte.‘ Das ist jetzt in die Wege geleitet worden. Wir sind ja
aufgestiegen und das geht dann in der nächsten Saison seinen Gang.“
Doch der DDV alleine kann Dambek nicht zufrieden stellen.
Die Teilnahme an den Women’s Series reizte die Deutsche unter anderem, um Lisa
Ashton zu begegnen: „Die würde ich gerne auch mal privat treffen. Dass sie
einen dann fördert irgendwie.“
Dambeks erste Teilnahme bei den Women’s Series fand im
letzten Jahr statt. „Ich habe das gesehen und gesagt: ‚Da möchte ich mal ein
Turnier spielen. Women’s Series klingt gut, PDC klingt immer gut, kann man ja
mal mitmachen.‘ Davor hatte ich aber nie ein Turnier gespielt, das war
natürlich auch ein bisschen sehr blauäugig. Dann habe ich noch vor der Women’s Series
zwei andere Turniere gespielt und habe mich dann gefreut, dass ich mich dazu
entschieden habe, diese Turniere vorher zu spielen, weil ich wäre da vollkommen
untergegangen. Ich bin eh untergegangen letztes Jahr, aber das wäre noch
schlimmer gewesen.“
Innerhalb des letzten Jahres hat die gelernte Tischlerin
einen gewaltigen Sprung in ihrem spielerischen Können gemacht, was ihr auch
selber auffällt: „Ich sehe ja meine Entwicklung selber. Ich schreibe ja auch
meine Spiele mit und ich sehe, wie die Kurve langsam aber sicher stetig nach
oben geht. Das war ja schon richtig gut an dem Samstag für meine Begriffe.
Natürlich waren es jetzt nicht die Knaller-Gegenspielerinnen, aber das ist
irrelevant, weil jede Spielerin, die antritt, gewinnen und eine Runde weiter
kommen möchte.“
Bei unbekannteren Spielerinnen gelingt es The Tower, ihr Spiel
durchzubringen, bei den größeren Namen aber neigt sie dazu, sich mental selber
auszubremsen. So auch im besagten Achtelfinale, als sie auf Suzuki traf.
„Da war das so: ‚Das ist Mikuru, zweifache Weltmeisterin.
Das genießt du jetzt einfach mal. Du weißt es ja sowieso. Komm, sei ehrlich zu
dir selber, die packst du eh nicht.‘ Ich hatte mir das Ziel gesetzt, bevor ich
zu dem Turnier gefahren bin, wenn ich eine von den großen Frauen als Gegnerin da
kriege, dann möchte ich versuchen, irgendwie in den jeweiligen Legs unter 200
zu kommen. Dann bin ich schon zufrieden. Und das habe ich tatsächlich bis auf
in einem Leg gegen Mikuru geschafft.“
„Im letzten Leg war ich vor ihr, kam auf 89 heran. Sie hatte da 24 Rest. Da
zeichnete sich die Qualität aus. Sie checkte mit dem ersten oder
allerspätestens mit dem zweiten Dart! Egal! Ich habe mein Ziel erreicht – mehr oder
weniger – und das war alles ganz gut.“
„Man darf nicht vergessen, dass Darts für mich ein Hobby ist
und Spaß machen soll und man nicht zu verbissen an die Sache herangehen sollte.
Das würde ich jedem, der Darts spielt, mit auf den Weg geben. Ich verdiene mein
Geld nicht damit, ich freue mich über mein Preisgeld, wenn ich es bekomme. Und
wenn nicht, dann lerne ich daraus und werde es das nächste Mal besser machen.
Und nicht denken, Mikuru sei zu stark und ich kann sie nicht ärgern. Doch! Das
nächste Mal werde ich sie ärgern!“ fügte Dambek schmunzelnd hinzu.
Mentale Fortschritte
Die Chancen, ihre Worte zur Tat werden zu lassen, stehen
gut. Die Bremerin nutzt jede Niederlage als Lehrstunde und zur Stärkung des
mentalen Aspektes.
„Ich habe tätsächlich bei den Women’s Series festgestellt,
wo ich gegen Courtney Hine gar nicht so gut ausgesehen habe, da habe ich nur
Quatsch geworfen. Da habe ich bemerkt, der Dart ist viel zu weit von meinem
Gesicht weg, das ist alles viel zu hektisch. Das Gleiche hatte sie auch. Wir
beide haben nicht das gespielt, was wir spielen können. Sie ist wahrscheinlich
besser als ich, aber wir haben beide nur Quatsch geworfen, und am Ende war einer
von uns beiden der Glücklichere.“
In diesem Fall war es Hine, die Dambek mit 4-2 besiegen
konnte, nachdem fünf Legs in Folge Breaks waren. „Das ist etwas, von dem ich
glaube, das hätte ich vor einem Jahr nicht gehabt. Da hätte ich aufgegeben und
gesagt: ‚Nee, was soll’s? Sie ist Courtney Hine, die Tochter vom Muffin Man.
Egal, scheiß drauf!‘ Aber das habe ich in dem Fall nicht gedacht. Ich hatte
dann auch gegen Noa (Lynn van Leuven) dieses eine Leg. Noa hat nicht
ausgeworfen und ich habe dann gesagt: ‚Nun, 50 Rest. 18, 16 (weil D16 verpasst) und D8‘ und mit dem
dritten Dart tatsächlich das Leg geholt. Das ist dann super. Ich sehe all das
nicht mehr so negativ wie ich es vor einem Jahr noch getan habe.“
Tatsächlich ist der mentale Aspekt der Punkt, der The
Tower einige Erfolge verbaut, wie sie betont: „Der Kopf ist bei mir tatsächlich
ein ganz großes Problem. Ich bin ja schon einen Tag älter (Dambek ist 48 Jahre
alt) und denke dann halt zu viel darüber nach und ich bin auch nicht immer mit
mir zufrieden. Es ist eigentlich bescheuert, da so ranzugehen, aber ich bin
halt auch realistisch. Wie gesagt, ich hatte (in dem Match gegen Suzuki) ein
Ziel. Wenn ich das nächste mal mitmache, dann habe ich andere Ziele, dann
werden die noch ein bisschen höher sein. Aber es ist natürlich richtig. Von
vornherein zu sagen ‚Die packst du nicht‘ ist ziemlich dämlich.“
„Dass ich meinen Kopf in die Gänge kriege, dass ich mal
aufhöre mit der ganzen Denkerei. Wenn du nicht denkst, dann wirfst du das Beste,
was du werfen kannst. Ich denke leider ziemlich viel und das ist nicht so gut.
Das versuche ich abzustellen und dann ergibt sich der Rest. Ich denke,, dann
kann ich auch ziemlich gut werfen. Dann hätte ich vielleicht Mikuru geschlagen.
Aber auch nur theoretisch“, sprach Dambek abschließend diesen Aspekt erneut an,
als es um die Frage ging, welche Ziele sie für sich gesteckt hat.