Florian Hempel erspielte sich Anfang des Jahres die Tour Card, nachdem er erst seit 2017 Darts spielt. Bis dahin war er im Handball beheimatet. Wie es zum Wechsel zum Dartsport kam, verriet er im Podcast "Game on".
Er wohnte nach seinem Umzug nach Köln in einer WG, wo die Bewohner eine Dartscheibe hängen hatten und aus Spaß immer wieder mal etwas spielten. Als Hempel drei Wochen Urlaub hatte, warf er immer wieder mal ein paar Darts und fand Spaß an diesem Spiel. Als ihm einige Schäfte gebrochen waren, fuhr er zu einem Dartshop, um sich beraten zu lassen.
"Die haben mich gefragt: 'Wie lange spielst du schon? Was spielst du so?' Da habe ich einfach ein bisschen so erzählt. Die waren da auch leicht so fasziniert, haben mich noch am selben Abend zu einem Turnier eingeladen. In Köln findet jeden Abend ein ganz normales Doppel-K.O.-Turnier statt: 5 € Startgeld und dann losballern. Da bin ich hingefahren. Ich hatte wirklich gar keine Ahnung von dem Sport!" erzählt Hempel schmunzelnd. Obgleich er das Turnier an diesem Abend gewann, konnte er es im Hinblick darauf, wie gut er wirklich war, nicht einordnen.
Ein halbes Jahr später fand das Qualifikationsturnier für das Host Nation Qualifier in Leverkusen statt. Hempel erinnert sich, dass die Anmeldung ihn damals 125 Pfund kostete, jedoch ermöglichte ihm dieses Turnier die Kostenübernahme für das Host Nation Qualifier.
In seinem Spiel gegen
Nico Blum merkte Hempel laut seiner Aussage, dass für ihn beim Darts mehr gehen kann. Ausschlaggebend für diese Einschätzung war. dass Hempel mit einem 1-5 zurücklag, das Match dann aber doch mit einem 6-5 gewann.
"Beim Host Nation Qualifier habe ich die zweite oder dritte Runde erreicht. Ein Spiel mehr hätte ich gegen Shorty (Tomas Seyler, Anm. d. Red.) spielen können. Da habe ich die richtigen Leute kennengelernt, und da fing es an, dass man mal ein bisschen
DDV gefahren ist, ein bisschen NWDV. 2018 habe ich gesagt: Pass auf, ein Jahr Sabbat . Trainieren, trainieren, trainieren, Turniere, Turniere, Turniere und Erfahrungen, Erfahrungen, Erfahrungen sammeln." In diesem Zeitraum spielte Hempel bei mehreren Host Nation Qualifiern, scheiterte Ende 2018 knapp, 2019 reichten seine Leistungen jedoch schließlich fürs Hauptfeld.
PDC Tour Card behalten
Der Gewinn der Tour Card kam für Hempel überraschend: "Das zeigt einfach, dass man, glaub ich, alles schaffen kann. Ich wusste, was ich kann, wusste, was ich spielen kann. Ich bin auch von mir selber überzeugt, von meinem Spiel, was ich zu Hause spielen kann, was ich am Practice Board bringen kann. Mir ist es in den letzten Jahren viel zu selten gelungen, das wirklich ans Board zu bringen, wenn es darauf ankam."
Nun ist es sein erstes Ziel, die Top 64 zu erreichen, so dass er seine Tour Card weiterhin behält: "In meinem Kopf gibt es den Gedanken zu scheitern nicht. Wenn ich darüber nachdenken sollte, wann ich gescheitert wäre, würde ich mir selber Druck auferlegen. Ich habe natürlich das Ziel, die Tour Card zu behalten. Wenn ich die Tour Card aber verlieren sollte, kann ich sie mir jederzeit wiederholen. Ich kann wieder zur
Q-School fahren und, und, und. Ich habe eine gewisse Erfahrung gemacht.
Robert Marijanovic hat es vorgemacht. Er hat 2 Jahre die Tour Card, verliert sie, hat sie ein Jahr nicht, fährt zur Q-School und ist jetzt wieder Tour Card Holder."
Erfahrungen aus dem Handball
Auf die Frage, ob Hempel aus dem Handball hilfreiche Fähigkeiten für den Dartsprort mitbringt, betont dieser, dass es weniger Fähigkeiten als Erfahrungen sind.
" Neulich wurde ich gefragt, wie es wohl wäre, wenn ich das, was ich jetzt erreicht habe, vor 10 Jahren erreicht hätte. Ich glaube, dass ich vor 10 Jahren den Weg, den ich jetzt bestritten habe, nicht hätte bestreiten können, weil mir die ganze Erfahrung, Ehrgeiz, Trainingsfluss, Erfahrung vor Zuschauern, allem Drum und Dran, dass mir das alles gefehlt hätte. Ich glaube, ich wäre nicht so ehrgeizig gewesen vor 10 Jahren, mich jeden Tag 6 Stunden, teilweise 8 Stunden, ans Board zu stellen, zu trainieren, auf ganz viele private Sachen zu verzichten. Diesen Biss, diesen Ehrgeiz bringe ich aus dem Handball mit."
Blick auf die WM gerichtet
Um seinem Ziel, in die Top 64 zu gelangen, ein Stück näher zu kommen, hat Hempel seinen Blick auf die Teilnahme an der PDC
Darts Weltmeisterschaft gerichtet. Nachdem er im Finale der
Europe Super League knapp an dieser Chance gescheitert ist, da er sein match gegen
Martin Schindler verlor, erläutert Hempel abschließend: "Für mich heißt es, dieses Jahr so gut wie möglich zu bestreiten. Ich habe noch zwei Möglichkeiten. Einmal über die
Pro Tour Order of Merit und den PDPA Qualifier. Dort werde ich versuchen, meine Chance irgendwie nutzen zu können. Gerade im Hinblick auf die Top 64 und Tour Card halten ist die WM-Teilnahme sehr wichtig."