Luke Littler steht kurz davor, den nächsten großen Schritt in seiner rasant verlaufenden Karriere zu machen. Der 18-jährige Engländer aus Warrington könnte am Wochenende bei der
European Championship in Dortmund erstmals die Spitze der Weltrangliste übernehmen.
Dazu muss er seinen Rivalen Luke Humphries, den amtierenden Weltmeister, überholen – und gleichzeitig mit einem Publikum klarkommen, das ihm nicht immer freundlich gesinnt ist. Zwischen Humphries und Littler liegen aktuell nur 27.500 Pfund in der Rangliste. Ein mögliches Viertelfinale zwischen den beiden Superstars könnte bereits die Entscheidung bringen: Erreicht Littler nach einem Sieg gegen Humphries das Finale, wäre er die neue Nummer 1 der Welt.
Doch auch andere Szenarien sind denkbar. Sollte Humphries schon früh gegen Krzysztof Ratajski scheitern, würde Littler bereits ein Halbfinaleinzug reichen. In diesem Fall würde er mit einem Vorsprung von rund 5.000 Pfund an die Spitze klettern. Klar ist jedoch: Um den Thron zu erobern, muss Littler nicht nur seine Gegner bezwingen, sondern auch den Widerstand von den Rängen überstehen.
Luke Humphries ist derzeit die Nummer eins der Welt, aber wie lange noch?
Gespannte Beziehung zum deutschen Publikum
Seit Beginn des Jahres steht Littler in Deutschland unter besonderer Beobachtung. Beim Premier-League-Abend in Berlin im April wurde er mit Pfiffen und Buhrufen empfangen – eine Erfahrung, die ihm sichtlich zusetzte. Kurz darauf verlor er seine Auftaktpartie gegen Chris Dobey.
Auch beim German Darts Grand Prix in München lief es nicht besser. Nach seiner Niederlage gegen Gian van Veen kommentierte Littler auf Instagram vielsagend: „Bin froh, dass ich hier vorerst nicht mehr spielen muss.“
Seitdem mied er deutsche Bühnen. Ganze vier European-Tour-Turniere – in Sindelfingen, Leverkusen, Kiel und Hildesheim – ließ er aus. Erst beim World Cup of Darts in Frankfurt trat er wieder in Deutschland an – und schied gemeinsam mit Humphries unter lautem Pfeifkonzert gegen das Gastgeberteam aus.
Rückkehr nach Dortmund – mit besonderem Gegner
Nun kehrt Littler in Dortmund auf die Bühne zurück. Dort will er sich nicht nur den Fans stellen, sondern auch einen der wenigen Major-Titel sichern, die ihm noch fehlen. Schon in der ersten Runde wartet dabei ein echter Klassiker: das Duell mit Raymond van Barneveld.
Der Niederländer ist seit Jahrzehnten ein Publikumsliebling – besonders in Deutschland – und hat für Littler eine besondere Bedeutung. Als Kind imitierte der junge Luke Barnevelds legendären Jubel mit ausgestreckten Armen und magnetischen Darts auf dem Boden.
Auf der Bühne ist von Bewunderung inzwischen nichts mehr zu spüren. Die beiden treffen in Dortmund bereits zum vierten Mal aufeinander. Ihr erstes Duell gewann Littler bei der Weltmeisterschaft 2024 deutlich mit 4:1 in Sätzen. Auch bei den World Series Finals in Amsterdam setzte er sich mit 6:4 durch. Doch im Players Championship 26 in Wigan revanchierte sich Barney im September mit einem klaren 6:2-Erfolg.
In Dortmund kommt es nun zum nächsten Kapitel dieses Generationenduells – Barney, 58, gegen Littler, 18. Der Teenager geht als Favorit ins Match, weiß aber: Der Weg zur Nummer 1 führt nicht nur über die Darts, sondern auch über die Köpfe und Herzen des Publikums.