In der aktuellen Folge des Podcasts
„Darts Draait Door“ sprachen Damian Vlottes und
Vincent van der Voort über eine der intensivsten Wochen der laufenden Darts-Saison. Die Themen reichten von der Jugendweltmeisterschaft, in der
Beau Greaves erneut beeindruckte, über das letzte
European Tour Turnier des Jahres mit Dirk van Duijvenbode im Finale, bis hin zu Michael van Gerwens mentalem Kampf – und seiner schwierigsten Saison seit Jahren.
Jugendweltmeisterschaft: Die phänomenale Beau Greaves
Für Vlottes und van der Voort war die Jugendweltmeisterschaft eines der spannendsten Turniere des Jahres. „Es war ein spektakulärer Tag“, sagte Vlottes. „Littler war dabei, van Veen war dabei – schade nur, dass Rock nicht mitgespielt hat.“
Die Teilnahme etablierter Talente wie Luke Littler und Gian van Veen sorgte für Diskussionen. Einige Fans fanden es unfair gegenüber jüngeren Spielern. Van der Voort widersprach entschieden: „Das ist Unsinn. Es ist ein Jugendturnier bis zu einem bestimmten Alter – also darf jeder teilnehmen. Das erhöht das Niveau und verleiht dem Turnier mehr Prestige.“
Während van Veen und Littler früh kämpfen mussten, war das Halbfinale zwischen Littler und Beau Greaves das große Highlight. „Dieses Spiel war unglaublich“, schwärmte van der Voort. „Littler verlor, obwohl er einen Average von 107 spielte – Greaves hatte 105. Ein fantastisches Match.“ Nach einem dramatischen Decider sicherte sich Greaves den Finaleinzug – und schrieb damit Geschichte.
Beide Hosts bedauerten, dass die PDC keine Spiele der Jugend-WM überträgt. „Streamt doch einfach das Match“, forderte Van der Voort. „Ich weiß, dass es wegen der Glücksspielrichtlinien schwierig ist, aber man hätte dieses Spiel einfach sehen müssen.“
Greaves’ Leistung beeindruckte nachhaltig. „Sie ist so gut“, sagte van der Voort. „Ich bin gespannt, wie sie sich nächstes Jahr schlägt, wenn sie ihre Tour Card hat.“ Nach den Regeln darf sie weiterhin auf der Women’s Series und der Development Tour spielen, bis sie unter den Top-64 der Welt ist – eine Regelung, die van der Voort ausdrücklich lobte. „Das ist eine gute Regel – und sie sollte auch für Challenge-Tour-Spieler gelten.“
Vlottes ergänzte: „Ich bin überzeugt, dass sie sich dauerhaft behaupten wird. In zwei Jahren ist sie unter den Top-64 – sie spielt unglaublich reif und konstant.“
Van Veen und Wattimena überzeugen
Auch Gian van Veen sorgte für positive Schlagzeilen. Der Niederländer erreichte eher unauffällig das Finale der Jugend-WM und sicherte sich damit einen Startplatz beim Grand Slam of Darts 2026. „Das ist für ihn ein schönes Erfolgserlebnis“, sagte van der Voort.
Ein weiteres Highlight der Woche war Jermaine Wattimena, der seinen zweiten Players Championship-Titel gewann und am Folgetag auch noch das Halbfinale erreichte. „Fantastisch“, lobte Vlottes. „Zwei so starke Tage hintereinander – das schaffen nur die Besten.“
Van der Voort stimmte zu: „Das schaffen wirklich nur absolute Topspieler. Und Wattimena ist nah dran. Er hat noch Luft nach oben, weil er in der Rangliste kaum etwas zu verteidigen hat.“ Gleichzeitig sah er Verbesserungspotenzial: „Im Viertelfinale war er sichtbar müde, aber diese Entschlossenheit, trotzdem zu gewinnen, war beeindruckend.“
Michael van Gerwen: Ein Jahr zum Vergessen
Natürlich kam auch
Michael van Gerwen zur Sprache – und die Diagnose fiel deutlich aus. Der dreifache Weltmeister verpasste die Players Championship Finals, weil er auf der Pro Tour zu wenig Preisgeld sammelte.
„Das muss man erst mal sacken lassen“, meinte Vlottes. Van der Voort war noch direkter: „Es passt zu seinem Jahr – es war ein Jahr des Nichts. Eine enttäuschende Premier League, ein frühes Aus beim Matchplay, eine schwache UK Open. Nur die Euro Tour rettet ein bisschen das Bild.“
Mit der European Darts Championship und dem Grand Slam of Darts bleiben van Gerwen nur noch zwei Turniere, um vor der WM wieder in Form zu kommen. „Das nächste Jahr wird entscheidend“, betonte van der Voort. „Er muss dann alles verteidigen.“
Der ehemalige Profi sprach offen über van Gerwens persönliche Situation: „Ich verstehe, was bei ihm zu Hause los ist. Nach außen wirkt er stark, aber dahinter herrscht Leere. Er kämpft gerade mit sich selbst.“
Trotz Verständnis blieb Van der Voort kritisch: „Natürlich kann man mal feiern gehen, aber wenn du sagst, du bist zu müde, um zwei Tage Darts zu spielen, wirkt das widersprüchlich. Vielleicht ist es eine mentale Blockade. Wenn das so ist, muss er sich komplett rausnehmen – sonst wird er daran gemessen.“
„Jetzt ist das Haus still und leer“, fuhr er fort. „Ich verstehe, dass er rausgeht, essen geht, Ablenkung sucht. Aber ich mache mir Sorgen – nicht um den Menschen, sondern um den Spieler van Gerwen.“
Euro Tour: Van Duijvenbodes Befreiung
Zum Abschluss blickten Vlottes und van der Voort auf das letzte European Tour Turnier des Jahres zurück – mit einem emotionalen Finale zwischen Nathan Aspinall und Dirk van Duijvenbode.
„Aspinall hat schon vor dem ersten Spiel gesagt: ‚Ich mag es hier nicht – zwei Flüge, Zugfahrt, aber lasst mich der letzte Sieger in Hildesheim sein‘“, erzählte Vlottes. Und genau so kam es. Aspinall holte seinen dritten Euro-Tour-Titel des Jahres. „Drei in einer Saison – das ist außergewöhnlich“, lobte Van der Voort. „Das haben vor ihm nur Humphries, Van Gerwen und Wright geschafft.“
Dirk van Duijvenbode unterlag im Finale, zeigte aber über das gesamte Wochenende eine bärenstarke Leistung. „Er war nah dran“, so van der Voort. „Er spielt derzeit besser als in seinen besten Zeiten. Solche Siege mit einem 117er-Average sind toll – aber die schönsten sind die, bei denen man kämpfen muss. Wie gegen Martin Schindler, als er 6:5 gewann und das Publikum gegen ihn war. Dieses Gebrüll beim Matchdart – das war pure Befreiung.“
Auch seine Emotionen seien typisch für ihn. „Dieser 9-Darter – großartig. Aber als er später die Triple-18 verfehlte, stampfte er fast mit den Füßen. Wie ein Kind, das kein Bonbon bekommt – aber das macht ihn menschlich“, lachte van der Voort.
Durch die knappe Finalniederlage verpasste van Duijvenbode zwar die Qualifikation für den Grand Slam of Darts, doch van der Voort bleibt optimistisch: „Das ist doppelt bitter, aber wenn er so weitermacht, steht er in eineinhalb Jahren unter den Top-16 der Welt. Mit seiner aktuellen Form kann das sehr schnell gehen – und er gehört dort definitiv hin.“