"Meine Tochter ist jetzt 21, ich habe 17 ihrer Geburtstage verpasst" - George Noble spricht über seinen PDC-Abschied

PDC
durch Nic Gayer
Donnerstag, 19 Juni 2025 um 9:00
george noble
George Noble, eine der bekanntesten Stimmen des Dartsports, wird seine Karriere als Schiedsrichter nach der Weltmeisterschaft 2026 beenden. Der Engländer, liebevoll „The Puppy“ genannt, bestätigte seine Entscheidung nun offiziell im Rahmen eines Interviews mit der MODUS Super Series, bei der er aktuell als Geschäftsführer tätig ist. Bereits im Frühjahr hatte er die Neuigkeit informell im belgischen Fernsehen angedeutet.

Abschied nach drei Jahrzehnten

„Es spielen mehrere Faktoren eine Rolle“, erklärt Noble. „Ich bin seit 31 Jahren als TV-Schiedsrichter im Einsatz. Ich liebe es immer noch, aber es gibt auch andere Dinge im Leben.“ Seine Familie stehe mittlerweile im Vordergrund. „Meine Tochter ist inzwischen 21 – ich habe 17 ihrer Geburtstage verpasst. Jetzt habe ich Enkelkinder und will diese Momente nicht auch noch versäumen.“ Der ständige Reisestress, das Leben aus dem Koffer, Hotelzimmer und Flugtermine – all das habe seinen Tribut gefordert.
Sein Rückzug bedeutet jedoch keinen vollständigen Abschied vom Dartsport: „Ich werde nicht ganz aufhören, aber nicht mehr als Schiedsrichter tätig sein. Ich möchte mich zu meinen Bedingungen verabschieden, nicht, weil mir jemand sagt, dass es Zeit ist.“

Vom Jugendspieler zum Kultschiedsrichter

Noble begann seine Dartkarriere als aktiver Spieler bei Jugendturnieren. Als er die Altersgrenze überschritt, ermutigte ihn Roger Nixon – eine zentrale Figur der Londoner Dartszene – zum Wechsel an die andere Seite des Oche. Der Rest ist Geschichte.
Unvergessen sind die großen Momente, bei denen Noble selbst Teil der Show war – besonders die legendäre Nacht, in der Phil Taylor zwei 9-Darter in einem Premier-League-Match warf: „Das war magisch“, erinnert sich Noble. Auch das Rekordspiel zwischen Taylor und Adrian Lewis beim Grand Slam zählt für ihn zu den emotionalsten Augenblicken.

Freundschaften fürs Leben

Mit Russ Bray verbindet Noble mehr als nur die Karriere: „Ich kenne Russ, seit ich acht war. Er war 17 oder 18, und wir spielten in derselben Gegend.“ Dass beide später gemeinsam auf der großen Bühne als Schiedsrichter standen, erfüllt Noble mit Stolz. Die sozialen Kontakte innerhalb des Sports werde er besonders vermissen.

„Acht Monate im Jahr unterwegs“

Einen weiteren Höhepunkt seiner Laufbahn sieht Noble in den Reisen rund um die Welt: „Las Vegas, New York, Dubai, China, Australien… und dafür auch noch bezahlt zu werden – fantastisch.“ Ein Jahr lang war er bei jeder Station der European Tour dabei. „Donnerstag hin, Freitag bis Sonntag arbeiten, Montag zurück – dann zwei Tage zu Hause, weiter zum nächsten Event. Acht Monate war ich kaum daheim.“
Seine Frau habe diesen Lebensstil mitgetragen, aber mit einem Augenzwinkern fügt Noble hinzu: „Wäre es andersherum gewesen, wären wir vielleicht nicht mehr verheiratet.“

Ein gelassener Abschied

Trotz all der Erlebnisse und Erfolge blickt Noble dem Ruhestand mit Freude entgegen. „Ich freue mich auf ein normaleres Leben. Ich bin dankbar für alles, was ich erleben durfte. Es fühlt sich an, als wäre jetzt der richtige Moment.“
Zuvor stehen jedoch noch einige große Events auf dem Plan: die World Series in New York, das World Matchplay in Blackpool, die Players Championship Finals in Minehead und natürlich der Abschluss im Alexandra Palace bei der Darts-WM. „Wie ich mich dann fühle, weiß ich noch nicht – das wird sich zeigen.“

Ratschlag für die nächste Generation

Zum Abschluss richtet sich Noble an die Nachwuchsschiedsrichter: „Es geht nicht um euch – es geht um die Spieler. Wenn niemand merkt, wer das Match geleitet hat, dann habt ihr einen guten Job gemacht.“ Ein Satz, der seine Karriere perfekt zusammenfasst: professionell, bescheiden und immer im Dienst des Spiels.
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