Niko Springer hat sich 2025 in kürzester Zeit vom Talent
zum Top-Namen im deutschen Darts gespielt. Was Insider schon lange wussten,
zeigte sich in den letzten 12 Monaten auch auf den großen Bühnen. Finale in
Rosmalen, Titelgewinn in Budapest, stabile Leistungen quer durch die Saison:
Der Mainzer zählt inzwischen zu den spannendsten deutschen Hoffnungsträgern.
Bei seiner zweiten
Weltmeisterschaft will Springer nicht nur zeigen, wie weit
er sich entwickelt hat, sondern auch, dass sein rasanter Aufstieg kein Zufallsprodukt
ist. Er gehört zu den deutschen Spielern, denen man bei dieser
Darts WM einiges
zutrauen darf.
Wenn man
Niko Springer backstage sucht, muss man manchmal genau
hinsehen. Er sitzt meist etwas abseits, ruhig, höflich, fast unscheinbar -
fokussiert. Einer, der niemanden ablenkt, niemandem im Weg steht. Einer, der
wirkt, als hätte er mehr Interesse daran, den Moment zu ordnen, als sich selbst
in Szene zu setzen. Niko Springer gehört zu den Spielern, die man leicht
unterschätzt – zumindest so lange, bis sie die Bühne betreten. Sobald er ans
Board tritt, ändert sich alles. Aus dem stillen Mainzer wird der „Meenzer Bub“.
Es ist dieser Wechsel zwischen Zurückhaltung und Entschlossenheit, der
Kontrast, der seine Entwicklung seit Jahresbeginn prägt.
Der Weg nach oben
Ein
Spieler, der nicht mit dem Vorschlaghammer durchs Rampenlicht rauscht, sondern
mit Präzision, Ruhe und einem Plan. Dass dieser Weg kein Sprung, sondern ein
Prozess war, ist ihm wichtig. Er kam nicht als Wunderkind über Nacht auf die
Tour, sondern arbeitete sich über NextGen und die Development Tour nach oben.
Schritt für Schritt. Seine Finalniederlage bei der Dutch Darts Championship -
Symbolisch. Sie schmerzte, auch wenn sie sein bis dato größter Karriereerfolg
war.
Feierte in seinem Debütjahr als PDC-Profi bereits seinen ersten European-Tour-Titel: Niko Springer
Doch Niko Springer zog daraus positives. Vier Monate später folgte in
Budapest der Titel. Der Moment, in dem er merkte, dass dieser konsequente Weg,
nicht nur funktioniert, sondern ihn trägt. Dass er inzwischen regelmäßig auf
großen Bühnen überzeugt und international hochgelobt wird, ist die fast schon
logische Folge dieser beharrlichen Entwicklung.
Präzision, Training und mentale
Stärke
Springer beginnt oft früh morgens zu trainieren, filmt sich dabei: „Ich
lasse das zwei, drei Stunden durchlaufen und analysiere im Nachhinein alles“,
sagt er. Es klingt nüchtern, fast technisch, aber dahinter steckt die
Überzeugung zur Beständigkeit. Und ein Glaube daran, dass Fortschritt nicht aus
Momenten entsteht, sondern aus Details. Diese Mischung aus Ehrgeiz und
Selbstkritik begleitet ihn seit Jahren. „Ich bin stabiler und ruhiger
geworden“, sagt der 25-Jährige. Dazu kommen mentale Routinen: Ein Dart von drei
unterscheidet sich bewusst minimal von den anderen. Ein Ankerpunkt. Etwas, das
ihn erdet. Genau wie seine Atmung, die er gezielt einsetzt. Das Mentale ist für
ihn kein Zusatz, sondern ein Werkzeug. Niko Springer ist keiner, der schreit.
Er ist einer, der atmet.
Familie als Rückhalt
Vielleicht kommt das auch aus
seinem Umfeld. Familie ist bei ihm kein Randthema, sondern Mittelpunkt. Sie
sind immer da – nicht laut, aber fest. Nach großen Momenten dreht Niko sich zu ihnen,
jubelt in ihre Richtung. Es ist sein Ruhepol, seine Erinnerung daran, wer er
ist und warum er so spielt, wie er spielt. Bruder Felix spielt selbst
erfolgreich Darts. Vater („Meenzer Vadda“), Mutter („Meenzer Muddi“) und
Freundin Laura („Meenzer Meedsche“) tragen passende Trikots, sind häufig live
dabei. Für Springer ist diese Unterstützung zentral. Sie gibt Halt, bleibt
Orientierung, auch an langen Tagen auf der Tour.
Die zweite Weltmeisterschaft
im legendären „Ally Pally“
Jetzt steht seine zweite Weltmeisterschaft an. Die
Lautstärke, die Bühne, die Abläufe. „Ally Pally“ ist Magie – ganz sicher. Auch
für Niko Springer: „Es war unfassbar laut. Man hört es zwar immer, aber wenn
man dann selbst auf dieser Bühne steht, realisiert man es erst so richtig.“
Aber „Ally Pally“ kann auch überfordern, unter Druck setzen. Vergangenes Jahr
hat ihn die Atmosphäre fast überrollt: „Ich weiß jetzt, was auf mich zukommt“,
sagt er. Dieses Jahr will er es besser machen. Nicht im Sinne von großen
Worten, sondern in seiner typischen Art: Runde für Runde. Stabiler. Ruhiger.
Ein bisschen mehr er selbst.
Ein Aufsteiger, der zur richtigen Zeit glänzt
Der
Trend zeigt nach oben, sagt er im Gespräch. Für ihn. Für den deutschen
Dartssport. Und wenn man ihm beim Warmwerfen zusieht, wie er atmet, wie er
zielt, wie er in diesen kurzen Momenten in sich ruht, dann versteht man: Niko
Springer ist vielleicht nicht das laute Talent, das alle Köpfe dreht. Aber er
ist der Spieler, der die Zeit auf seiner Seite hat. Und einer, der genau dann
auffällt, wenn es am wichtigsten ist. Vielleicht ist genau das die Art von
Geschichte, die bei einer WM am gefährlichsten werden kann.
Autorin/Quelle: Dunja Fadel / PDC Europe