Ryan Searle hat bei der
Darts WM 2026 früh deutlich gemacht, dass er in diesem Jahr mehr vorhat als nur einen soliden Auftritt. Der Engländer zog mit einem souveränen 3:0-Erfolg gegen
Brendan Dolan in die dritte Runde ein und präsentierte sich im Alexandra Palace kontrolliert, konzentriert und reif. Mit einem Average knapp unter der 100er-Marke und einer starken Quote auf die Doppelfelder ließ Searle keinen Zweifel daran, dass er bestens vorbereitet nach London gereist ist.
Dabei kam der Erfolg ohne große Dramatik zustande. Searle setzte Dolan von Beginn an unter Druck, hielt sein Niveau konstant hoch und nutzte die entscheidenden Momente konsequent aus. „Ich wollte von Anfang an sauber checken und ihn sofort stressen“, erklärte der 36-Jährige nach der Partie. „Er hat ein paar Chancen liegen lassen, und ich habe das eiskalt bestraft. Im letzten Satz hatte er drei Darts auf das 2:2 – danach war das Match im Grunde durch.“
Konstanz statt Spektakel
Auch wenn Searle selbst davon ausging, notfalls über ein weiteres Leg gehen zu können, war die frühe Entscheidung ganz nach seinem Geschmack. „Ich hätte das letzte Leg selbst begonnen und fühlte mich ohnehin gut. Trotzdem ist es immer angenehmer, wenn man es früher zumachen kann“,
sagte er auf der anschließenden Pressekonferenz. Die Statistik gab ihm recht: Ein Average von über 98 Punkten und 64 Prozent auf die Doppel sprechen für eine abgeklärte Vorstellung.
Ryan Searle qualifizierte sich mühelos für die Runde derletzten 32 bei der Darts WM
Trotzdem blieb Searle kritisch mit sich selbst. „Ehrlich gesagt hatte ich das Gefühl, dass noch mehr drin gewesen wäre“, erklärte er offen. Im Training habe alles noch flüssiger gewirkt. „Backstage lief das Scoring brutal gut, die Doppel saßen. Aber auf der Bühne ist es eben eine andere Situation – mit Druck, Kameras und Atmosphäre.“
Auffällig war vor allem, wie wenig Raum Searle seinem Gegner ließ. Dolan kam kaum dazu, seinen Rhythmus zu finden – genau das war Teil des Plans. „Ich merke, dass ich besser reagiere, wenn jemand versucht zurückzukommen“, sagte Searle. „Aber wenn du einen Spieler direkt festnagelst, fällt es ihm schwer, überhaupt ins Match zu finden. Das ist von Beginn an mein Ziel.“
Diese Herangehensweise hatte bereits in der vorherigen Runde funktioniert und zahlte sich auch diesmal aus. Searle weiß, dass Dolan zu deutlich besseren Leistungen fähig ist. „Brendan kann viel stärker spielen, als er es heute gezeigt hat. Aber wenn du den Druck hochhältst, kommst du gar nicht erst in diese Bereiche.“
Nach Weihnachten wartet die nächste Chance
Mit dem Einzug in Runde drei steht Searle erneut an einer Wegmarke, die in den vergangenen drei Jahren stets Endstation war. Nach den Weihnachtstagen trifft er entweder auf Martin Schindler oder Keane Barry – und diesmal soll es weitergehen. „Ja, ich hoffe wirklich, dass ich diese Serie endlich breche“, sagte Searle ohne Umschweife.
Ein mögliches Duell mit Schindler reizt ihn besonders. „Er hat mich letzte Saison im Euro-Tour-Finale in der Schweiz geschlagen. Das war ein Match, das ich selbst aus der Hand gegeben habe. Wenn er weiterkommt, habe ich definitiv noch eine Rechnung offen.“ Gleichzeitig mahnt Searle zur Vorsicht. „Keane Barry ist ebenfalls gefährlich. Egal wer es wird, ich werde bereit sein.“
Der Spielplan ermöglicht ihm nun ein paar ruhige Tage abseits des WM-Trubels. „Ich fahre direkt nach Hause“, erklärte er. „Meine Partnerin Sophie ist heute Abend auch unterwegs, und wir hoffen, früh anzukommen. Kurz abschalten, Weihnachten genießen – das tut gut.“ Die Pause sieht er sogar als Vorteil. „Ich spiele relativ früh wieder, vielleicht schon am 27. Das gibt Zeit, um Energie zu sammeln.“
Ganz ohne Darts geht es für Searle jedoch nicht. „Ich trainiere an Weihnachten immer ein bisschen“, gab er zu. „Es ist auch eine gute Ausrede, sich kurz zurückzuziehen. Große soziale Runden sind nicht so mein Ding – ich gehe dann lieber ans Board.“ Diese Einstellung passt zu seinem insgesamt nüchternen Zugang.
Neuer Fokus durch neues Material
Ein sichtbares Zeichen dafür war der Wechsel seiner Darts mitten in der Saison. „Normalerweise ändere ich so etwas erst am Jahresende“, erklärte Searle. „Aber ich hatte das Gefühl, mir fehlt ein Tick Schärfe. Ein Wechsel zwingt dich, wieder hundertprozentig fokussiert zu sein.“ Vorerst will er beim neuen Setup bleiben. „Ich bin da recht unkompliziert. Gewicht und Grip müssen passen, mehr nicht.“
Trotz seiner ersten beiden Pro-Tour-Titel in diesem Jahr und einer stabilen Form bleibt Searle zurückhaltend in der Bewertung seiner WM-Chancen. „Ich habe das Gefühl, dass ich hier etwas bewegen kann“, sagte er. „Wenn sich der Draw ein wenig öffnet, schauen wir, wie weit es geht.“ Große Nebengeräusche lässt er nicht an sich heran. „Ich bin ziemlich laidback. Preisgeld und solche Dinge spielen für mich keine große Rolle. Ich komme, spiele meine Matches – und dann geht es weiter.“