„Sie ist erst zwölf, sie sollte so etwas überhaupt nicht durchmachen müssen“ – Michael Smith widmet WM-Sieg einem schwer kranken Mädchen

PDC
Samstag, 20 Dezember 2025 um 16:30
Michael Smith (1)
Michael Smith ist mit einem besonderen Ziel in die Darts WM 2026 gestartet. Der Weltmeister von 2023 kämpft in London nicht nur um seinen zweiten Titel, sondern spielt nach eigenem Bekunden auch für ein schwer krankes Mädchen aus seiner Heimatregion. Nach seinem Auftaktsieg gegen Lisa Ashton widmete der Engländer den Erfolg der 12-jährigen Amelia – einem Rugby-Talent, das gemeinsam mit Smiths Sohn in einem Team spielt und gerade gegen eine ernste Erkrankung ankämpft.
„Das war mehr als nur ein Erstrundenspiel“, sagte Smith in der Mixed Zone. „Ich wollte diesen Sieg für Amelia holen. Sie sollte wissen, dass wir alle an sie denken.“ Das emotionale Geständnis des 35-Jährigen berührte nicht nur die Fans, sondern auch viele Kollegen im Alexandra Palace.

Ein Mädchen, das kämpfen muss

Amelia, die in derselben Region aufwächst wie Smith, erlitt kürzlich nach einem Rugbyspiel starke Schmerzen. „Sie hat letzte Woche gespielt, und danach merkten sie, dass etwas nicht stimmt“, erzählte Smith. „Im Moment hat sie etwas an der Milz. Nach dem Spiel bildete sich am Rücken eine Schwellung, die bis in den Nacken reichte.“
Michael Smith begroet het publiek
Smith trifft in der zweiten Runde der Darts WM auf Niels Zonneveld
Zunächst hielten die Ärzte den Befund für harmlos. Doch die Situation verschlechterte sich rasch. „Nach zwei Tagen schickten sie sie nach Hause, dann kam sie mit einem heftigen Hautausschlag zurück. Jetzt darf sie zehn Wochen lang keinen Sport treiben – kein Rugby, kein Boxen.“
Dass die Verletzung rechtzeitig erkannt wurde, sei pures Glück gewesen. „Wenn sie dieses Spiel nicht bestritten hätte, hätten sie es vielleicht nie bemerkt. Und dann hätte die Milz reißen können – das hätte schlimm enden können“, sagte Smith ernst.
Der Darter steht seither in engem Kontakt mit der Familie. „Ich habe ihrem Vater und ihrer Mutter geschrieben und gefragt, wie es ihr geht. Ich schicke ihr manchmal Fotos, damit sie etwas lächeln kann.“ Auf der Ally-Pally-Bühne widmete er ihr seinen Triumph ganz bewusst: „Ich weiß, dass sie zugesehen hat. Ich wollte ihr einfach einen kleinen Schub geben. Sie ist erst zwölf – sie sollte so etwas überhaupt nicht durchmachen müssen.“
Smith glaubt fest daran, dass Amelia seine Worte gehört hat. „Das wird sie enorm freuen. Solche kleinen Dinge können gerade in schwierigen Zeiten viel bewirken.“

Schmerzfrei auf der größten Bühne

Neben der emotionalen Geschichte gab es auch sportlich gute Nachrichten für Smith. Zum ersten Mal seit Monaten konnte er wieder ohne Schmerzen werfen. „Ich war ehrlich gesagt schockiert. Es war das erste Mal seit einem Jahr, dass ich auf einer Bühne völlig schmerzfrei werfen konnte“, sagte er erleichtert.
Smith hatte im Laufe der Saison mit Arthritis in den Handgelenken und einer hartnäckigen Schulterverletzung zu kämpfen. In der Vorbereitung auf die WM halfen ihm Cortison-Injektionen, die Beweglichkeit zurückzugewinnen. „Ich hoffe, dass es jetzt so weitergeht, wie ich dieses Match beendet habe.“
Im Training habe er sofort den Unterschied gespürt. „Mental bin ich immer bei hundert Prozent. Für die Fans stehe ich immer da. Aber zwei Tage nach den Injektionen bin ich wieder Treppen gelaufen, gesprungen – das war surreal.“
An seiner mentalen Stärke habe Smith nie gezweifelt. „Ich bin endlich wieder physisch bereit. Wenn die Schmerzen wegbleiben, kann alles passieren.“
Doch er kennt auch die Risiken. „Es waren zwei Injektionen – eine in den Knöchel, eine in den rechten Arm. Ich denke, das Problem kam auch daher, dass ich monatelang anders gelaufen bin, flachfüßig und humpelnd. Jetzt bewege ich mich wieder normal, und das Gelenk muss sich daran gewöhnen.“
Ganz unbeschwert blickt er deshalb nicht in die Zukunft. „Vielleicht sitze ich in zehn Tagen hier und sage, dass die Schmerzen zurück sind. Niemand weiß, wie lange die Wirkung hält.“

Die WM als Wendepunkt

Für Smith könnte diese Weltmeisterschaft zum Rettungsanker eines schwierigen Jahres werden. Verletzungen warfen ihn in der Rangliste weit zurück, er fiel aus den Top 16 der Welt. Ein frühes Aus würde seine Situation weiter verschlechtern – ein Lauf bis ins Finale dagegen könnte alles drehen.
„In diesem Turnier steckt alles für mich“, sagte Smith entschlossen. „Wenn ich hier weit komme oder sogar gewinne, bin ich nächstes Jahr wieder überall dabei – in der World Series, bei den Majors, als Nummer zwei der Welt.“
Doch er weiß auch, wie brutal das Geschäft sein kann. „Wenn du hier verlierst, gerade nach so einem Jahr, hast du danach dreißig Tage Pause, bis die neue Saison beginnt. So ist das eben bei der PDC.“
Smith will dafür sorgen, dass diese WM nicht zur Pause, sondern zum Neuanfang wird – für ihn selbst und für das Mädchen, dem er sein erstes Match gewidmet hat.
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