James Wade ist wegen seines Verhaltens nach dem Finale des
World Matchplay 2025, in dem er mit 18-13 gegen
Luke Littler unterlag, in die Kritik geraten. Die Kontroverse rührt nicht von seiner Leistung am Oche her, sondern von dem, was er unmittelbar nach dem Wurf des letzten Darts tat.
Anstatt auf der Bühne zu bleiben, um dem neuen Champion zu gratulieren oder an dem üblichen Sky Sports-Interview teilzunehmen, verließ Wade schnell die Bühne und überließ Littler die Trophäe allein. Für viele Fans und Experten war dieser Schritt eine Grenzüberschreitung.
In der letzten Folge des
Sky Sports' Love the Darts Podcast waren Michael Bridge und Kommentator Chris Murphy mit Wades Verhalten nicht einverstanden. Sie bezeichneten es als "respektlos", nicht nur gegenüber Littler, sondern auch gegenüber den Fans zu Hause und den Traditionen des Sports. "Ich habe mich davon überzeugen lassen, dass es keine Probleme mit Luke oder der Menge oder so etwas gab", erklärt Bridge. "Er war nur wütend auf sich selbst. Das ist in Ordnung, aber wir hätten gerne etwas von ihm gehört."
Es gibt zwar keine formale Verpflichtung für den Zweitplatzierten, auf der Bühne zu bleiben, aber es ist seit langem eine ungeschriebene Regel des Sportsgeistes. "Ich fand es respektlos von ihm, am Ende nicht auf der Bühne zu stehen", urteilt Murphy. "Ob er ein Interview gibt oder nicht, ist seine Sache, aber nicht dabei zu sein, wenn Luke die Trophäe überreicht bekommt, ist respektlos. Einfach eine Minute lang dastehen, applaudieren und dann sagen: 'Ich will nicht reden'."
Der Vorfall löste im Internet heftige Reaktionen aus, und viele Fans schlossen sich dieser Meinung an. Die Zuschauer wiesen darauf hin, dass Wade gegangen war, bevor Littler den Pokal in die Höhe stemmen konnte, und bezeichneten dies als "armselig" und "nicht das, was man in einem großen Finale sehen will". Es ging nicht nur um das eine verpasste Interview, sondern um den allgemeinen Ton, den es anschlug. In einem Moment, in dem ein historischer Sieg für Littler gefeiert werden sollte, wirkte die Abwesenheit des Zweitplatzierten verstörend.
Der Kontext entschuldigt diesen Moment nicht unbedingt, aber er hilft, ihn zu erklären. Wade hatte gerade ein zermürbendes Halbfinale gegen Jonny Clayton hinter sich und überlebte ein spätes Comeback, um das Spiel mit 20-18 zu gewinnen. Das Spiel hat ihm sowohl körperlich als auch seelisch viel abverlangt. In einer rauen, mit Schimpfwörtern gespickten Pressekonferenz nach diesem Halbfinale gab Wade gegenüber Dartsnews.de und anderen offen zu, dass er "kaputt" sei. Er bezeichnete sich selbst sogar als "fertig" und "absolut am Boden zerstört" und deutete an, dass er nicht wusste, ob er ein weiteres Spiel dieser Intensität durchstehen könnte.
James Wade war Luke Littler im Finale nicht gewachsen
Bridge und Murphy machten jedoch deutlich, dass Emotionen das Geschehen nicht völlig entschuldigen können. Bei einer hochkarätigen Veranstaltung wie dem World Matchplay-Finale, bei dem Millionen Menschen zusehen, ist Anstand wichtig. Indem er die Bühne vorzeitig verließ, verwehrte Wade den Fans das volle Bild und versäumte es, Littlers unglaubliche Leistung zu würdigen, der mit 18 Jahren eines der prestigeträchtigsten Events im Dartsport gewonnen hatte.
Interessanterweise zeigte sich Littler selbst unbeeindruckt. In seinen eigenen Kommentaren nach dem Spiel verriet er, dass Wade ihn im Vorfeld des Endspiels hinter den Kulissen unterstützt hatte. Wade hatte ihm am Abend zuvor sogar einen Ratschlag gegeben, den sich Littler zu Herzen nahm und die Ehrlichkeit zu schätzen schien.
Doch, wie Bridge betonte, ersetzen private Gesten nicht die öffentlichen. Die Welt schaute zu, und in diesem Rampenlicht stach Wades vorzeitiges Ausscheiden hervor. Es war nicht nur eine Brüskierung von Littler, sondern auch eine verpasste Gelegenheit, Respekt, Demut und Sportsgeist zu zeigen.
Es bleibt abzuwarten, ob Wade öffentlich reagieren oder in Zukunft anders denken wird. Vorerst aber geht die Kritik weiter, und die Diskussion um den Sportsgeist in den Sportarten hat einen neuen Schwerpunkt.