„Seine mentalen Spielchen haben mich überhaupt nicht gestört“ – Jermaine Wattimena bezwingt Scott Williams auf dem Weg in die dritte Runde der Darts WM

PDC
Mittwoch, 24 Dezember 2025 um 9:45
Jermaine Wattimena
Jermaine Wattimena hat sich bei der Darts WM 2026 nach einem intensiven und hochklassigen Duell für die dritte Runde qualifiziert. Der Niederländer setzte sich gegen Scott Williams durch und musste dafür alle Facetten seines Spiels abrufen. Es war ein Match, das Kraft kostete, Geduld verlangte und mentale Stärke erforderte.
Die Partie offenbarte weit mehr als starke Scores und spektakuläre Finishes. Sie zeigte einen Spieler, der in den vergangenen Jahren gereift ist. Wattimena blieb ruhig, selbst als das Match zu kippen drohte, und vertraute konsequent seinem Plan. Nach dem Sieg sprach er offen über den Verlauf der Begegnung, seine aktuelle Form, seine Position im Ranking und die Veränderungen, die er abseits des Oches vorgenommen hat.

Ein Match mit wechselndem Momentum

Über weite Strecken entwickelte sich ein offener Schlagabtausch, in dem sich beide Akteure nichts schenkten. Wattimena hatte zunächst leichte Vorteile, doch Williams hielt dagegen und erhöhte mit zunehmender Spieldauer den Druck. „Wir haben uns wirklich gegenseitig getestet“, erklärte Wattimena rückblickend. „Ich habe ihn getestet, er hat mich getestet. Es war einfach ein gutes Match.“ Besonders die Fähigkeit seines Gegners, immer wieder zurückzukommen, verlangte ihm alles ab.
Jermaine Wattimena auf der WM-Bühne
Jermaine Wattimena trifft in der dritten Runde der Darts WM 2026 auf Gary Anderson
Ab dem dritten Satz veränderte sich das Spiel spürbar. Wattimena ging in Führung, doch Williams warf danach befreiter und mutiger. „Ich ging in Führung und ab diesem Moment warf er freier“, analysierte der Niederländer. „Er zeigte, dass er das Niveau hat, um zurückzukommen, und das tat er auch.“ Das Match wurde offener, intensiver und mental anspruchsvoller.
Als es schließlich 2:2 stand, lag die Partie komplett offen. Genau in dieser Phase zeigte sich Wattimenas Entwicklung. Statt Hektik oder Frust dominierte Klarheit. „Dann gibt es nur eine richtige Reaktion“, sagte er. „Den letzten Satz holen.“ Mit dieser Haltung blieb er fokussiert, während der Druck zunehmend auf die andere Seite wanderte. Wattimena fand sein Scoring wieder, nutzte seine Chancen und brachte den entscheidenden Satz souverän ins Ziel.

Gelassenheit als Schlüssel auf der Bühne

Auffällig war die Ruhe, die Wattimena während des gesamten Matches ausstrahlte. Früher hatte er auf der großen Bühne gelegentlich mit Nervosität zu kämpfen, diesmal wirkte er gefestigt und präsent. „Ja, ich fühlte mich definitiv relaxed“, bestätigte er. „Vielleicht habe ich mir in meinem ersten Spiel noch etwas zu viel Druck gemacht, aber in dieser Partie fühlte ich mich wirklich gut.“
Auch der Spielverlauf half ihm dabei, gelassen zu bleiben. „Du willst natürlich den ersten Satz gewinnen. Aber danach weißt du: Es kann in alle Richtungen gehen, denn du spielst gegen jemanden, der ebenfalls gut ist“, erklärte Wattimena. Dieses Bewusstsein nahm ihm spürbar Druck. Beide Spieler konzentrierten sich auf ihr eigenes Spiel und akzeptierten die Qualität des Gegenübers.
Selbst äußere Einflüsse oder mögliche Störversuche brachten Wattimena nicht aus dem Konzept. Er kennt Scott Williams und dessen Umfeld seit vielen Jahren und ging entsprechend entspannt mit der Situation um. „Ich kenne ihn schon sehr lange, ich kenne sein Management und spreche regelmäßig mit seinem Manager“, sagte er. „Er hat mir sogar in einer schwierigen Phase meiner Karriere geholfen. Also nein, seine mentalen Spielchen haben mich überhaupt nicht gestört.“

Der Blick auf die Rangliste bleibt nüchtern

Mit dem Einzug in die dritte Runde machte Wattimena auch im Ranking einen wichtigen Schritt. Virtuell rangiert er nun auf Platz 17 der Weltrangliste und damit knapp hinter den Top 16. Für viele Spieler wäre das ein großes Thema, Wattimena bleibt jedoch bewusst sachlich. „Einfach weitermachen“, sagte er knapp. „Das ist alles, was ich mache.“
Natürlich registriert er die Entwicklung, doch er lässt sich davon nicht treiben. „Es ist schön zu sehen, aber am Ende geht es um Spiel für Spiel“, betonte er. „Wenn du zu viel auf die Rangliste schaust, lässt du dich ablenken.“ Trotzdem weiß er, dass seine aktuelle Position eine Aussagekraft besitzt. Die Nähe zu Spielern wie Gary Anderson, seinem nächsten Gegner und zweifachen Weltmeister, ordnet er realistisch ein. „Wenn du so nah an diesem Niveau dran bist, sagt das definitiv etwas“, räumte er ein.
Auf die Frage nach seinem aktuellen Leistungsstand antwortete Wattimena reflektiert. „Ich denke, das ist mein bestes Jahr“, sagte er. „Aber das Niveau selbst kann noch besser werden.“ Dieser Anspruch prägt seine Einstellung. Er sieht die Fortschritte, erkennt aber ebenso das Potenzial für weitere Entwicklung.

Körperliche Stabilität als Fundament

Ein zentraler Faktor für Wattimenas Konstanz liegt außerhalb der Bühne. Der Niederländer hat in den vergangenen Jahren intensiv an seiner körperlichen Balance gearbeitet. Während der Corona-Zeit verlor er mehr als 30 Kilogramm in kurzer Zeit, was sich rückblickend als zu radikal erwies. „Das war einfach viel zu schnell“, erklärte er. „Deine Balance verändert sich, du suchst dich neu.“
Inzwischen verfolgt er einen deutlich kontrollierteren Ansatz. Er hat erneut Gewicht verloren, diesmal jedoch schrittweise und professionell begleitet. „Jetzt bin ich etwas mehr als sieben Kilo los, aber in ruhigem Tempo“, sagte Wattimena. „Das fühlt sich viel besser an. Meine Balance ist besser, alles fühlt sich besser an.“
Mehrere Trainer unterstützen ihn dabei, die Belastung richtig zu dosieren. „Sie sorgen dafür, dass ich nicht zu hart rangehe, sondern es gut aufbaue“, erklärte er dankbar. Diese körperliche Stabilität überträgt sich direkt auf sein Spiel. Wattimena wirkt auf der Bühne ausgeglichener, sein Timing ist konstanter, seine Körpersprache klarer. Genau diese Mischung aus mentaler Ruhe, physischer Balance und spielerischer Qualität macht ihn bei dieser WM zu einem ernstzunehmenden Faktor.
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