Ryan Searle setzt seinen starken Lauf bei der
Darts WM 2026 eindrucksvoll fort. Mit einem klaren 4:0-Erfolg über
James Hurrell zog der Engländer ohne Satzverlust ins Viertelfinale ein und bestätigte einmal mehr seine aktuelle Topform. Der Auftritt markiert einen weiteren wichtigen Schritt für einen Spieler, dem lange nachgesagt wurde, bei großen Turnieren nicht sein volles Potenzial abzurufen.
Für Searle fühlt sich dieser Erfolg wie der verdiente Lohn für seine Entwicklung an – sportlich wie mental. Der Engländer präsentierte sich souverän, abgeklärt und kontrolliert und ließ seinem Gegner über die gesamte Partie hinweg kaum Raum zur Entfaltung.
„Am Ende hat meine Erfahrung gezeigt, wer der Bessere war“
Nach dem Match zeigte sich Searle offen und selbstkritisch. „Ehrlich gesagt hatte ich heute Abend etwas mehr von James erwartet“,
erklärte er (YouTube). „Aber das ist wahrscheinlich das höchste Preisgeld, das er bei einem Turnier je eingespielt hat – genauso wie für mich. Am Ende hat meine Erfahrung jedoch gezeigt, wer der Bessere war.“
Ryan Searle trifft im Viertelfinale auf Jonny Clayton oder Andreas Harrysson
Searle rechnete durchaus damit, dass Hurrell zurückschlagen würde. „Ich dachte, als ich mit zwei Sätzen in Führung lag, dass er vielleicht noch eine Schippe drauflegt und mich richtig unter Druck setzt, aber das passierte nicht.“
Auch wenn sich sein eigenes Spiel für ihn nicht perfekt anfühlte, sprechen die Statistiken eine klare Sprache. Mit einem Average von 100 Punkten und einer Doppelquote von 50 Prozent lieferte Searle eine starke Leistung ab. „Wenn mir vor dem Match jemand gesagt hätte, dass ich einen Average von 100 spiele, hätte ich das mit beiden Händen genommen – besonders im wichtigsten Spiel meiner Karriere bisher. Also nehme ich dieses Ergebnis gern mit und freue mich auf mein nächstes Match.“
Ein Schritt nach vorn in der Karriere
Der Einzug ins Viertelfinale stellt für Searle einen echten Meilenstein dar. Es ist sein erstes TV-Viertelfinale seit dem World Matchplay 2023. „Ich sehe mich selbst immer ein bisschen als jemanden, der bei den Majors zu wenig erreicht hat“, sagte er ehrlich.
Ein Blick auf frühere Auslosungen erklärt diese Einschätzung aus seiner Sicht: „Wenn man sich die Gegner anschaut – Luke Littler beim World Matchplay, Gerwyn Price und Nathan Aspinall beim World Grand Prix – dann hatte ich in Topspielen auch einfach Pech. Man steht in der entscheidenden Leg, der andere verpasst ein paar Pfeile oder man selbst vergibt eine Matchdart. Solche Dinge sind schwer zu schlucken.“
Trotzdem spürt Searle, dass sich etwas verändert hat. „Ich habe jetzt eine stärkere mentale Einstellung und bin bereit für größere Matches. Es fühlt sich gut an zu merken, dass ich diese Erfahrung auf der großen Bühne nutzen kann.“
Konzentration und Erfahrung als Schlüssel zum Erfolg
Im Duell mit Hurrell machte für Searle vor allem seine Routine den Unterschied. „Ich habe versucht, ihn so viel wie möglich unter Druck zu setzen und mein eigenes Spiel durchzuziehen. Am Ende war das ausschlaggebend. Er konnte nicht sein bestes Niveau abrufen, und ich bin stolz auf meine Leistung.“
Trotz des deutlichen Sieges bleibt der Engländer anspruchsvoll mit sich selbst. „Ich bin Perfektionist. Ich kann ein Match 12:0 gewinnen und neun der zwölf Legs in neun Darts finishen, aber wenn ich die zwölf nicht vollmache, bin ich nicht zufrieden. So bin ich nun einmal. Im Darts ist Perfektion selten, aber es ist etwas, wonach ich strebe.“
Ein wichtiger Faktor für seine aktuelle Form ist der Wechsel auf neues Material. „Ich benutze die neuen Darts jetzt seit etwa sechs bis sieben Wochen. Was ich im Practice-Room erreiche, ist phänomenal. Wenn ich das auf die Bühne übertragen kann, kann ich wirklich gefährlich werden.“
Genau daran arbeitet Searle intensiv. „In dieser Saison habe ich auf der European Tour nicht viel gezeigt, aber auf den großen Bühnen scheint es jetzt besser zu klicken. Ich spüre, dass ich meine Fokussierung und Konzentration verbessert habe, und freue mich auf den Rest des Turniers und die nächste Saison.“
Ziele und Ambitionen
Mit der aktuellen Form wächst auch das Selbstvertrauen. „Wenn ich mein Spiel so spielen kann, wie ich weiß, dass ich es kann, gibt es keinen Grund, warum ich nicht das ganze Turnier gewinnen kann. Wenn ich das nicht glauben würde – oder wenn andere Spieler das nicht täten – wäre ich gar nicht hier.“
Auf mögliche Gegner blickt Searle realistisch und respektvoll. „Andreas Harrysson kann an einem fantastischen Tag alles zeigen, und
Jonny Clayton ist ebenfalls ein starker Spieler. Wer es auch wird, ich freue mich darauf.“
Auch ein mögliches Traumfinale hat er im Hinterkopf. „Mit
Gary Anderson trainiere ich zusammen, und er schlägt mich oft im Practice-Room. Ein Finale gegen ihn wäre eine neue Herausforderung. Mit Luke Humphries ist es immer locker und ein bisschen spielerisch. Aber am Ende ist es egal, wer es wird – Hauptsache, ich gewinne mein nächstes Match.“
Ranking und Zukunftsperspektive
Durch seine starken Auftritte arbeitet sich Searle auch in der Weltrangliste nach vorn und steht nun wieder unter den Top-16. In der Order of Merit ist er nicht weit von Spielern wie Gary Anderson entfernt. „In diesem Sport gibt es Levels, und Gary gehört zu den Besten, die je einen Dart geworfen haben. Es würde mich nicht überraschen, wenn er das Finale erreicht. Für mich gilt: Wenn ich weiter an meinem Spiel baue, kann ich ihn in der Rangliste überholen.“
Dass das hohe Preisgeld bei dieser Weltmeisterschaft die Planung für die kommende Saison beeinflusst, ist Searle bewusst. An seinem Ansatz ändert das jedoch nichts. „Ich spiele so viel wie möglich, trotz Reisen und Müdigkeit. Es ist wichtig, scharf zu bleiben und alles zu tun, um mein Niveau zu halten.“
Auf der Bühne fühlt sich der Engländer sichtlich wohl. Er genießt den Wettkampf und verliert dabei nie den Spaß am Spiel. „Manchmal hat man ein bisschen Glück, manchmal fühlen sich die Gegner unter Druck gesetzt. Aber ich habe immer Spaß.“
Und was wäre, wenn er am Ende tatsächlich den WM-Titel holt? Searle bleibt gewohnt bodenständig: „Ich weiß nicht, was ich tun würde. Vielleicht winke ich kurz ins Publikum. Es wäre etwas Einfaches. Aber wenn ich gewinne, werdet ihr es sehen.“