„Wenn es läuft, ist er großartig – wenn nicht, fehlt Plan B“ – Elmar Paulke und Florian Hempel über Pietreczko

PDC
Donnerstag, 30 Oktober 2025 um 12:00
ricardo pietreczko 3
Im Game On-Podcast nahmen Elmar Paulke und Florian Hempel kein Blatt vor den Mund, als es um Ricardo Pietreczko ging. Der deutsche Dartsprofi, der mit seiner Leidenschaft und seinem Temperament die Fans begeistert, sorgt immer wieder für Diskussionen – vor allem, wenn es nicht läuft. Beide Experten analysierten offen, woran es bei „Pikachu“ derzeit hapert: fehlende Anpassung, zu starke Emotionen und ein noch nicht gefundener Plan B.

Zwischen Genie und Verzweiflung

„Das habe ich, glaube ich, schon bei der WM letztes Jahr gesagt: Ricardo hat keinen Plan B“, erklärte Paulke. „Vielleicht, weil er so intuitiv spielt – das kann schon sein. Aber mir fehlt dieses ‚Es klappt nicht, also versuche ich es auf einem anderen Weg‘.“
Der Kult-Kommentator brachte damit auf den Punkt, was viele Beobachter seit Monaten feststellen. Pietreczko, der mit seinem emotionalen Auftreten und spektakulären Checkouts begeistert, wirkt in schwierigen Phasen oft wie blockiert. Wenn der Rhythmus einmal verloren geht, findet er selten den Weg zurück ins Match.

Hempel: „Schwarz und Weiß liegen bei ihm zu nah beieinander“

Florian Hempel, selbst aktueller Tourkollege, sieht das Problem in Ricardos Emotionalität. „Bei Ricardo ist das Thema, dass Schwarz und Weiß zu nah beieinander liegen. Er kann entweder richtig geile, positive Emotionen zeigen, wenn es läuft – aber wenn es nicht läuft, kommen sehr schnell negative“, so Hempel.
Diese Extreme habe man in der Vergangenheit oft gesehen – etwa beim Wortgefecht mit Luke Littler oder in Matches, in denen er durch Kopfschütteln und Abwinken auffiel. „Dafür wurde er schon oft kritisiert. Das hat er inzwischen abgestellt und versucht, alles über positive Emotionen zu steuern. Aber wenn es mal nicht läuft, fehlt ihm der Mittelweg. Er darf sich nicht zu schnell runterziehen lassen.“

„Er sucht oft die Schuld woanders“

Hempel beschreibt einen Lernprozess, der bei Pietreczko längst im Gange sei. „Er wurde schon besser, das ist ein langer Weg. Diese mentalen Dinge kommen mit Erfahrung. Er hat ein neues Umfeld, seine Partnerin – das hilft ihm, wie ich von anderen Spielern höre. Ich bin guter Dinge, dass sein Plan B irgendwann wächst und entsteht.“
Dennoch müsse der 31-Jährige lernen, Verantwortung auf sich zu nehmen. „Oft heißt es, der Gegner habe zu langsam gespielt. Aber dann spielt er halt langsam – da muss Ricardo lernen, mit seiner Emotion umzugehen.“

Paulke: „Er muss resilienter werden“

Auch Paulke betonte, dass Pietreczko an seiner mentalen Stabilität arbeiten müsse. „Wenn er ein gutes Spiel macht, hat er viele Highlights, dann ist er ein großartiger Spieler. Aber wenn es nicht läuft, zieht er sich selbst zu weit runter. Er muss etwas entwickeln, womit er resilienter wird – womit er schneller aus diesen Krisen rauskommt. Gegen Spieler wie Danny Noppert dauert das sonst zu lang, und das kannst du dir auf diesem Niveau nicht leisten.“
Ein Beispiel nennt Hempel selbst: „Gegen Wattimena hat sein Plan A funktioniert – er hat das Spiel langsam gemacht, Wattimena kam nicht rein und traf kaum Doppel. Aber gegen Noppert funktioniert das nicht, weil der selbst langsam spielt. Da bräuchte er dann wirklich einen Plan B.“

„Ich würde es ihm einfach wünschen“

Trotz aller Kritik schwingt in Paulkes Worten eine große Sympathie für den ehemaligen Nürnberger mit: „Mein Gott, ich sitze hier vor dem Mikrofon und würde wahrscheinlich selbst von 400 Darts einen in die Triple 20 werfen“, scherzte er. „Aber ich habe viele Spiele von ihm kommentiert und finde, wie er es gegen Wattimena gemacht hat, richtig gut. Ich würde es ihm einfach wünschen, dass er es schafft einen Plan B aufzubauen.“
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