Wenn sich die Darts-Welt auf die Weltmeisterschaft 2026 vorbereitet, rücken die bekannten Namen wieder in den Mittelpunkt. Einer davon ist
Rob Cross. Der Weltmeister von 2018 bleibt eine unberechenbare Größe – selbst in Phasen, in denen seine Form schwankt. Im Gespräch mit Online Darts sprach der Engländer offen über ein turbulentes Jahr, seine Vorbereitung und das, was ihn trotz aller Rückschläge antreibt.
„Wie kann man sich nicht für die Weltmeisterschaft begeistern?“,
sagt Cross, als das Gespräch beginnt. Seine jüngsten Ergebnisse seien „nicht die besten“, wie er ehrlich zugibt. Doch die Bühne im Alexandra Palace wecke in ihm jedes Jahr aufs Neue das Feuer. „Meine Form ist nicht besonders gut, aber ich freue mich immer auf die
Darts WM. Es ist das größte Turnier der Welt. Ich bin überzeugt, dass ich bereit sein werde.“
„Ich kann jedem wehtun“ – Cross’ neuer Fokus auf Fitness
Wenige Spieler nehmen ihre Vorbereitung so ernst wie Rob Cross in diesen Wochen. Der 33-Jährige hat seinen Trainingsalltag komplett umgestellt. Statt nur am Board zu stehen, arbeitet er inzwischen täglich an seiner körperlichen Fitness. „Ich bin jetzt jeden Tag im Fitnessstudio“, erzählt er. „Ich stärke meinen Körper. In den letzten Monaten fühlte ich mich auf der Bühne etwas schwach. Jetzt merke ich, dass meine Würfe wieder mehr Autorität haben.“
Rob Cross trifft in seinem Eröffnungsspiel bei der Darts WM 2026 auf Cor Dekker
Der körperliche Neustart kam auch, weil Cross erstmals in seiner Karriere den Grand Slam of Darts verpasste – eine bittere Erfahrung, die ihn jedoch wachrüttelte. „Es tat weh, nicht dabei zu sein. Zum ersten Mal überhaupt. Aber ich hatte Zeit, nachzudenken: Wie geht’s weiter? Diese Pause hat mir gutgetan. Erst konnte ich kaum trainieren, weil mein Arm vom Fitnessstudio so müde war. Doch jetzt passt das Zusammenspiel. Ich trainiere hart und finde meinen Rhythmus wieder.“
Mentale Stärke statt Sorgen – Cross übernimmt Verantwortung
Die vergangenen Monate waren auch privat nicht einfach für Rob Cross. Trotzdem will er persönliche Ereignisse nicht als Ausrede gelten lassen. „Natürlich war das Jahr schwierig, aber das ist nicht der Grund für meine Form. Es lag an mir. Ich hatte einfach nicht den nötigen Antrieb. Wenn man zu wenig trainiert und das Selbstvertrauen schwindet, wirkt sich das sofort auf das Spiel aus.“
Cross spricht offen über dieses Tief – und über seinen Weg zurück. „Ich übernehme die volle Verantwortung. Ich habe nicht genug getan. Normalerweise bin ich jemand, der arbeitet, der trainiert. Das habe ich schleifen lassen. Aber ich weiß, dass ich immer noch auf Topniveau spielen kann, wenn ich den Willen dazu habe.“
In der
PDC Order of Merit ist Rob Cross zuletzt abgerutscht. Statt Panik spürt man bei ihm Gelassenheit. „Wenn ich wieder zu den Qualifikationsturnieren für die European Tour muss, dann ist das eben so. Es ist keine Schande“, sagt er. „Im Gegenteil – so kommst du zusätzlich in den Rhythmus. Und seien wir ehrlich: Es gibt nur eine Ranglistenposition, die wirklich zählt. Die Nummer eins. Der Rest sind nur Zahlen.“
Trotzdem blickt Cross mit einem Schmunzeln nach vorn. „Ich bin überzeugt, dass ich in zwei Jahren wieder in den Top 10 stehen kann – wenn ich alles richtig mache.“
„Es geht nur ums Gewinnen“ – eine Million Pfund als Motivation
Erstmals in der Geschichte wartet auf den neuen Weltmeister ein Preisgeld von einer Million Pfund. Eine magische Zahl, die für zusätzlichen Ansporn sorgen könnte. Doch Cross winkt ab. „Ich denke während eines Spiels nie an das Geld. Auch 2018 nicht. Wenn man das tut, setzt man sich nur selbst unter Druck. Es geht nur ums Gewinnen – alles andere ergibt sich daraus.“
Er erinnert sich, dass PDC-Gründer Barry Hearn schon vor Jahren von dieser Summe träumte. „Man fragte sich damals, ob das realistisch ist. Jetzt haben sie es geschafft. Das macht die WM zu einem noch größeren Spektakel.“
Viele Profis greifen in harten Zeiten auf alte Erfolgsvideos zurück. Cross gehört eigentlich nicht dazu – zumindest fast. „Normalerweise blicke ich nicht zurück. Aber ein Freund hat mir nach einem schlechten Turnier alte Aufnahmen geschickt. Er sagte: ‚Da musst du wieder hin, Rob.‘ Und er hatte recht: Die Leidenschaft, der Hunger – das ist es, was mir zuletzt gefehlt hat.“
Das Talent sei nie das Problem gewesen, betont er. „Ich muss einfach wieder enthusiastischer werden. Die nächsten zwei Wochen sind entscheidend. Ich werde hart arbeiten, um im Ally Pally wieder gefährlich zu sein.“
Balance zwischen Bühne und Familie
Ein besonderer Aspekt seines Jahres betrifft das Privatleben. Cross gibt zu, dass er vielleicht zu viel Zeit abseits des Boards verbracht hat – ausgerechnet aus den besten Gründen. „Ich wollte einfach Zeit mit meiner Familie verbringen. Aber es waren zwei Monate, in denen ich kaum gespielt habe – vielleicht drei oder vier Mal. Das ist zu wenig, wenn man auf diesem Niveau bestehen will. Und dann direkt ins World Matchplay zu gehen, war ein Fehler.“
Er bereut das nicht, aber er lernt daraus. „Man muss die richtige Balance finden. Meine Familie ist mir unglaublich wichtig, aber wenn ich das Beste aus mir herausholen will, muss ich mehr investieren. Ich habe das verstanden – und genau das will ich bei dieser Weltmeisterschaft zeigen.“
Er zieht ein ehrliches Fazit: "Man lernt aus seinen Fehlern. Das muss besser werden."