Es hat Jahrzehnte gedauert, unzählige Endspiele und bittere Enttäuschungen gebraucht – doch nun ist es vollbracht:
Deta Hedman ist Weltmeisterin. Auf der ikonischen Lakeside-Bühne, dem Ort ihrer größten Triumphe und Tragödien, krönte sich die 66-Jährige zu einer der bemerkenswertesten Titelträgerinnen der Dartgeschichte. Ein Moment, der die Szene tief berührt.
„Das klingt absolut fantastisch“ – Ein Triumph, der zu Tränen rührt
Unmittelbar nach ihrem Erfolg gegen Lerena Rietbergen kämpfte Hedman spürbar mit den Emotionen. „Endlich Weltmeisterin, und das im zarten Alter von 66 Jahren“, sagte sie mit tränenerfüllten Augen und einem Lächeln, das die Last halber Lebenswerke widerspiegelte. Der Titel, der ihr so lange verwehrt blieb, wurde zum emotionalen Befreiungsschlag.
Wer das Finale sah, ahnte sofort, wie viel dieser Sieg für Hedman bedeutete. Kaum fiel das entscheidende Doppel, brachen bei ihr die Dämme. „Ich sagte zu Lerena: ‘Bleib bei mir, geh nicht weg’, weil ich einfach in Tränen ausbrach. Ich dachte nur: Oh Gott, was bist du doch für ein großes Baby“, erzählte sie später mit rührender Offenheit. Der Druck der vergangenen Jahre entlud sich in diesem Moment vollständig.
Ein Finale unter Nervosität – und ein Match der mentalen Stärke
Spielerisch wurde es kein Klassiker: Beide Damen haderten mit der Anspannung. „Wir haben beide nicht so gespielt, wie wir können. Wir waren gleichermaßen nervös“, gab Hedman klar zu. Während Rietbergen als Spitzenreiterin an den Start ging, trug Hedman die Last vieler verpasster Chancen mit sich. Am Ende entschied die bessere Nervenstärke – und die lag diesmal bei Hedman.
Ein entscheidender Moment kam kurz vor der Pause. Mit einem brillanten 112er Finish setzte Hedman ein Ausrufezeichen. „Oh Gott, ja, das fühlte sich enorm wichtig an“, sagte sie später. In solchen Situationen war der Druck kaum auszuhalten. „Wenn ich einen Doppelsprung mache, höre ich manchmal ein paar Leute schreien: ‚Weiter so!‘ Dann versucht man nur noch, wirklich auf das Board zu schauen. Als das 112 einschlug, dachte ich: Gott sei Dank."
Ein Publikum, das begeistert – und manchmal stört
Die Lakeside-Kulisse war in den vergangenen Tagen außergewöhnlich stimmungsvoll. Hedman genoss diese Energie, doch sie blieb ehrlich: „Es ist schön, wenn die Leute einen anfeuern. Aber manchmal schreien sie einfach im falschen Moment.“ Das auszublenden sei selbst für eine Spielerin ihrer Erfahrung schwer. Gleichzeitig sorgte sie mit Humor für einen ihrer vielen Sympathiemomente: Der wahre Gegner sei manchmal eher eine „Schweißattacke“ als die Konkurrenz.
Hedman betonte mehrfach die Rolle ihres Umfelds. Familie, Freunde und ihr Partner hätten sie über Jahre getragen. „Mein Mann konnte heute nicht dabei sein, weil er sich den Rücken verletzt hat. Aber ich weiß, dass er zu Hause springt – hoffentlich verschlimmert er es nicht“, sagte sie lachend.
Trotz ihres Status arbeitete Hedman immer Vollzeit. „Viele sagen: Du bist Profi. Aber ich sage: Nein. Ich bin Halbprofi. Ich arbeite Vollzeit und kombiniere das mit dem Dartsport. Das ist hart, sehr hart.“ Der Titel eröffnet ihr nun die Chance, es etwas ruhiger angehen zu lassen.
Montag wieder zur Arbeit – Weltmeisterin hin oder her
Der Kontrast könnte kaum größer sein. Während Fans und Medien ihren historischen Titel feiern, wartet am Montag schon wieder der Arbeitsalltag auf sie. „Ja, am Montag muss ich wieder zur Arbeit“, sagte Hedman lachend. Bis zum Jahreswechsel will sie aber auf drei Tage pro Woche reduzieren. Es sei Zeit, auch auf die eigene Gesundheit zu achten.
Deta Hedmans Triumph ist mehr als ein sportliches Ereignis. Er steht für Ausdauer, Mut und die Weigerung, trotz unzähliger Rückschläge aufzugeben. Die Frage, wie jemand so oft nahe dran sein kann, ohne jemals zu siegen, gehört für Hedman der Vergangenheit an.
Für die WDF ist ihr Titel ein Geschenk. Eine Ikone, eine Pionierin und eine Inspiration hat endlich den Lohn ihrer außergewöhnlichen Karriere erhalten. „Vielen Dank“, schloss sie ihr Interview. „Es war eine großartige Woche.“