In einem nervenaufreibenden Halbfinale auf der kultigen Lakeside-Bühne kämpfte sich Lerena Rietbergen mit beeindruckender Widerstandskraft ins Finale. Die Niederländerin setzte sich in einem hochklassigen Duell gegen die stark aufspielende Rhian O'Sullivan durch und war nach dem entscheidenden Doppel sichtlich überwältigt. Den Sieg bezeichnete sie als „unwirklich“ – sie brauche Zeit, um zu verstehen, was sie erreicht habe.
Rietbergen, die im entscheidenden Moment ihre Nerven meisterte, blickt mit Staunen auf das letzte Leg zurück. „Normalerweise denkt man nicht nach, man wirft einfach. Aber diesmal dachte ich: hoch in die Zwanziger, dann kommt das Triple automatisch“, erklärte sie. „Und als ich das Double getroffen hatte, dachte ich: Das ist der schwierige Teil. Aber ich habe es geschafft. Keine Ahnung wie, aber es hat geklappt.“
Auf die Frage, wie stark die Nerven mitspielten, antwortete sie ehrlich. „In den ersten drei Sätzen war es eigentlich nicht so schlimm. Aber je näher man dem Sieg kommt, desto mehr merkt man: Das ist wirklich möglich. Dann kam die Nervosität“, sagte sie. „Ich habe mir immer wieder gesagt: hohe 20er, einfach geradeaus. Und das hat funktioniert.“
Bemerkenswert: Die Niederländerin lag zwischenzeitlich 0:2 in Sätzen zurück – ein Rückstand, der viele Spielerinnen aus dem Konzept bringen würde. Auch Rietbergen zweifelte zunächst an einem Comeback. „Alle sagen immer, dass man den Kopf oben behalten muss, aber das ist für mich sehr schwierig“, betonte sie. „Ich dachte eigentlich nicht, dass ich noch gewinnen würde, weil Rhian wirklich gut gespielt hat. Aber irgendwie habe ich es geschafft, zurückzukommen.“
Sie räumt sogar ein, dass sie innerlich schon fast abgeschlossen hatte. „Ich saß neben meiner Mutter und sagte: noch drei Legs, dann ist es vorbei. Aber am Ende waren es drei Sätze – für mich“, erinnerte sie sich lachend.
Lerena Rietbergen in Aktion
Am Sonntag wartet im Finale niemand Geringeres als
Deta Hedman – eine Ikone des Frauendartsports, die seit Jahrzehnten die Bühne prägt. Rietbergen blickt dem Duell mit Respekt, aber auch Vorfreude entgegen. „Ich hoffe, es wird ein tolles Spiel für uns beide. Aber ganz ehrlich: Ich weiß nicht, was ich erwarten soll. Das ist alles neu für mich“, gab sie offen zu. „Es ist nur noch ein weiteres Spiel, und dann gehe ich hoffentlich mit dem Titel nach Hause.“
Auch wenn Rietbergen noch am Anfang ihrer internationalen Laufbahn steht, spürt sie, wie sich die Erfahrungen der letzten Jahre auszahlen. „Das ist meine bisher größte Erfahrung“, sagte sie. „Mehr Erfahrung auf der Bühne, mehr Erfahrung in nervenaufreibenden Momenten, mehr Erfahrung in Finals – das alles nehme ich mit.“
Die Art, wie sie sich nach einem scheinbar aussichtslosen Rückstand zurückkämpfte, zeigt eine beeindruckende mentale Stärke. Und mit dem Finale nun zum Greifen nah, wirkt Lerena Rietbergen bereit, den nächsten großen Schritt in ihrer Karriere zu gehen.